Paul Rebhuhn
Ein Geistlich Spiel von der
Gotfürchtigen und keuschen Frauen Susannen

[Widmungsschreiben]

[7] Dem gelarten wolgeachten ∙ / ∙ und Erhafftigen Steffano Reich von Kala / meinem besondern guten gönner und freunde∴


Gottes gnad und barmhertzigkeit durch Christum Jhesum unsern heylandt / Sey mit euch Wolgelarter freundlicher lieber Steffane / besonder gönner und freundt. Ich hab zur zeit die geschieht oder wie es etzliche achten / das geistlich geticht / von der gotfürchtigen und keuschen Frawen Susannen / in ein geistlich spiel verfasset / was ich damit gesucht / ist aus dem beschluß und vorred zu vornehmen / So ist auch one das solcher spiel nutz vor mir / von andern / und sonderlich von D. Martin Luther / in der vorrede Judit und Tobie zum mehrern theil angezeigt (und darumb von mir weiter one not) nemlich under andern / das dadurch der jugent gottes wort und werck mit lust werden eingebildet / Weil ich nu solchs über das /eurem vaterlandt zu ehren und freundlicher letz / mit etzlichen Bürgern daselbst agirt und gespilet / hab ich mirs lassen gefallen / euch das zu zu schreyben euch damit / wiewol one das dahin geneigtem / doch etlicher maß ursach zu geben / das / wie ich mit diesem unnd anderm gern gewolt / ihr / der ihr mit mehrerm und besserm wol künd / euch / wie ihr dann bißher gantz vleissig gethan / auch forthin nit nachlasset zu bevleissen / das nach Gott / eur vaterlandt müge eurer rhüm / ehr / und freud / und eure junge mitbürger zur zeit meine liebe discipel / zu aller gotseligkeit / tugent und erbarkeit an euch / ein fruchtbarlich exempel haben / Dazu euch dann Gott der Vater aller gnaden /durch Christum gnediglich wöl helffen / welchem ich auch hiemit euch / und daneben diss geticht eurer lieb freundlich thue bevelen / des Versehens / ihr werds von mir wo nicht seiner wirdigkeit / doch eurer freundlikeit halben im besten erkennen. Datum zu Zwickaw etc. 1535.


Paulus Rebhun. E W.

[7]

Vorrede

Vorrede diss spiels.

Ihr Herren hochs und niedrigs stands zu gleiche

Alt / oder jung / gewaltig / arm / und reyche /

So yemand sich vorwundert und gedächte

Was ich daher mit den personen brächte /

Dem wil ich des bericht von stund an geben

Darümb schweigt still / und merckt auff mein wort eben /

Sanct Paulus gibt uns alln ein gmeine lehre

Das jederman sein thun und vleis hin kere /

Auff das er seinem nechsten müg gefallen

Zum guten und zur besserung inn allem /

Demnach so seind auch wir ytzund im willen

Zu gf allen euch was lieblichs hie zu spielen /

Weil aber solchs auch nutz mit sich soll bringen

So woll wir ytzt von leichtfertigen dingen

Nicht handeln / sonder habn fur uns genuinen

Ein sach / aus der wir hoffen auch müg kummen /

Viel nutz / und besserung beyd frawn und mannen

Als nemlich / die geschieht der fraw Susannen /

Welch / wie euch wol eins theils ist offenbare

Unschuldig zu dem todt verdammet wäre /

Und doch sie Gott ließ wider ledig zelen

Mit wunder durch den knaben Danielem /

Wie ihr dann nach der leng yetzt werd vermercken /

Daraus viel guter lehr den glaubn zu stercken /

Das Creutz zu tragn / gedult zu habn / und mehre

Wie yede fraw soll halten werd ihr ehre /

Wie öberkeit sich halten soll im rechten /

Was zu geburt herrn / frawn / kind / meydn / und knechten/

Man nehmen mag / drumb last euch nicht beschweren

Das spiel mit vleis / und gneigtem willn zu hören /

Das aber ihr die sach mügt baß erkennen

Soll dieser knab euch all person her nennen /

Und auch den inhalt dieses spiels daneben

Soll er auffs kürtzt euch zu verstehen geben.

Inhalt

[8] Argument oder Inhalt.

Susann das from und keusche weib

Mit ihrer schön / und zartem leib /

Die Richter beyd entzündet hat

Doch on ihr wissen / willn / und that /

Im garten sie ihr stellen nach

Yhr lust zu büssen ist ihn gach /

Da sie ihr meyd von sich lest gehn

Yhrs willns sie ihn nicht wil gestehn /

Das bringt ihr grosse angst und not

Mit grim sie drohen ihr den todt /

Ein zeter gschrey sie machen schwindt

Deß sehr erschrickt das hausgesindt /

Für gricht mit gwalt sies lassen holn

Beyd ehr / und lebn yhr nehmen wolln /

Yhr herr Joachim und ihr kindt

Yhr vater / muter / Schwester gsindt /

Mit ihr mit weynen kummen dar

Die richter zeugen offenbar /

Wie sie ein ehebruch hab verbracht

Die herrn verdammens on bedacht /

Den sträfern wird bevelch gethan

Das sie versteynt werd auff dem plan /

Da kümpt ihr Gott zu hülffe schnel

Erlöst sie durch den Daniel /

Die Richter werdn an yhrer stadt

Gestrafft umb ihre missethat /

Die Widwen auch gerochen werdn

Der eyn gschach gwalt vom reichen hern /

Der andern ward der schütz versagt

Das sie Gott yhrem herrn geklagt /

Die Richter müssens glag bezaln

Joachim mit den seinen alln /

Sich freud und jubilieret Gott

Das er Susann erredt vom todt.

Personen

[9] Unterredner diss spils.

    • Resatha
    • Ichaboth, , Die zwen Richter.

    • Simeon
    • Gamaliel
    • Zacharias
    • Nahor, , Die vier Eltisten / oder Radtsgenossen.

    • Daniel Der Prophetisch knab.

    • Susanna Die keusche Fraw.

    • Joachim, Man
    • Helchias, Vater
    • Elisabet, Mutter
    • Rebecca, Schwester
    • Benjamin, Söhnlein
    • Jahel, Töchterlein
    • Sara, Erste Meyd
    • Dabira, Andere Meyd , der Susannen

    • Baldam Der reiche Bürger

    • Olympa
    • Ruth, , Zwo Widwen

    • Abdi, Erster Knecht
    • Gorgias, Anderer Knecht
    • Samri, Dritter Knecht , des Joachims

    • Abed
    • Giezi, , Die zwen Schergen.
    • [10]

1. Akt

1. Szene
Scena Prima.
Resatha. Ichaboth.

RESATHA.
Ein guten tag euch Gott woll geben
ICHABOTH.
Und euch viel guter jar daneben /
RESATHA.
Wie sol ich das von euch verstehen
Das yhr so traurig ytzt thut sehen /
Und euren kopff last nieder hangen
Als het euch unglück über gangen?
Ist euch was böses widerfaren
So wolt mir auch das offenbaren /
Odr seind euch sonst so schwere Sachen
Ytzt kumen fur / die euch so machen
Bekümert / und so gar erschlagen
Wolt mir dieselben auch fürtragen
Villeicht ich etwo rhat möcht finden
Und euch des kümmernus entbinden /
ICHABOTH.
Die ding so mich jetzt traurig machen
Seind nicht der gleichen richter sachen /
Wie für uns kumen von der gmeyne
Dann diese sach mich trifft alleine /
Und mich der halb dest mehr thut plagen
Das ich sie niemands wol darff klagen /
Noch mich zu jemands des vorsehen
Das er des orts mir bey werd stehen /
Und helffen mein betrübnus wenden
Das mir ist ytzund under henden /
RESATHA.
Wer weys was euch möcht widerfaren
Wenn yhr mir das thet offenbaren
Ich trag auch selbs inn meinem hertzen
Einn heymlichen verborgnen schmertzen /
[11] Wenn yhr mir nu eur noht thet sagen
Wolt ich auch euch von meiner klagen /
Und eures rahts darüber pflegen
Dann stets ein ander mir kan geben /
Einn bessern raht / und mehr ersehen
Denn ich hett selber möcht verstehen /
Drumb last uns einr dem andern sagen
Was yeder thut im hertzen tragen /
Ists sach / dass dann ist solche note
Die keiner mit seim guten rhate /
Dem andern kan / und weis zu wenden /
So woll wir dann mit gleichen henden
Die bürde unsers leydes tragen
Und mit einander mitleydn haben /
ICHABOTH.
Weil das dann ja ist eur begehren
Euch mein anligen zu verkleren /
Wil ich eurn raht auch nicht aus schlagen
Und euch mein not on scheu auff sagen /
Doch wist zuvor inn solcher massen
Das yhrs bey euch wolt bleyben lassen /
RESATHA.
Yhr dorfft des fals kein sorg nicht tragen
Thut mir eur not nür künlich sagen /
Ja wenn yhr thet im ehebruch ligen
Sols doch bey mir wol bleibn verschwigen /
ICHABOTH.
Habt freundlich danck der lieb und trewe
Wil wider schawn / dass euch nicht rewe /
Wolan ich wils euch offenbaren
Yhr habt on zweyffel wol erfaren /
Nach dem in Jochems haus wir haben
Zu weylen klag und sach vertragen /
Die uns da selbst für bringt die gmeyne
Wie wir habn gsehen offt alleine /
Susann in yhrem schmuck / und zieren
Im garten hin und her spatzieren
[12] Die weil ich nu darauf geachtet
Und yhren zarten leib betrachtet
So hat sie mir mein hertz besessen
Das ich yhr schlechts nicht kan vergessen
Ich sitz / odr steh / ich schlaff / odr wache
Ich eß / odr trink / odr was ich mache
Ich sitz zu gricht / odr geh von dannen
So denck ich an die fraw Susannen
Vor yhrer lieb kein rhue nicht habe
Zu tisch / zu bett / bey nacht / noch tage
All meine synn seind mir verrucket
Und in yhrn zarten leib verzucket
Mein hertz das schmiltzt mir itzt zusammen
Als leg es mitten in der flammen
Von solcher flam / und grosser brunste
Mir steyget under augn die dunste
Das / wenn ich soll die warheit jenen
Ich schir kan weder hörn / noch sehen
Das ists / das mich ßo sehr thut nagen
Davon ich niemands hab dörfft klagen
Die weil yhr aber habt begehret
Das ich euch meine not verkleret
Hab ich sie euch nicht wolln verhalten
Als meinem lieben herrn und alten
So yhr nu durch eur kluge synnen
Mir hulf und rhat kundt gebn hierinnen
Wie ich mit fug nach meinem willen
Der liebe brunst bey yhr möcht stillen
So helffet mir zu diser farte
Die weil ich werd gequelt ßo harte
Dann mir mein brunst nicht wird gestillet
Ich habe dann meinn willn erfullet
Mein will abr der ist / und kein ander
Nur das ich mit Susann selbander
Der liebe spil mit lust soll pflegen
Wo das nicht gschicht / kan ich nicht leben
RESATHA.
Wie wol ich auch in meinem hertzen
Itzunder trag einn grossen schmertzen
[13] Doch ists mir nicht ein kleine freude
Das ich nicht trag allein sölch leide
Dazu meins leids hab sölchen gsellen
Wie ich yhn selbs hett wunschen söllen
Drumb das euch auch nu werde enddekhet
Was heimlichs in meim hertzen stekhet
So wisset das in dem spitale
Auch ich lig krankh / und leid groß quale
Davon yhr mir itz habt geklaget
Das yhr darinn seyt hart geplaget
Dann auch Susann das zarte weibe
Hat mir endzundt mein hertz im leibe
Mit yhrer lieb ßo gar umgeben
Das mich gantz dunkht ich kunn nicht leben
Wo ich sie teglich nicht solt sehen
Und ettwo nahend umb sie gehen
Als offt wir da ein sach solln richten
So thut mein hertz nichts anders tichten
Denn nur wie mir wurd raum gegeben
Mit yhr der liebe spil zu pflegen
ICHABOTH.
Ey lieber herr / was hör ich sagen?
Wo dem ßo wer / wolt ich nicht klagen
Dann ob man gmeinklich wol thut sagen
Wenn an eim beyn zwen hunde nagen
Das sie nicht frid beysamen halten
Besonder druber sich zweyspalten
So hoff ich da doch nicht der massen
Das wir uns werdn zerteylen lassen
Zu voraus / weil in diser sache
Ein yeder ist allein zu schwache
Die auß zu furn nach seim begehren
So hoff ich yhr werd euch nicht bschweren
Mit mir zu gleich zu hebn am wagen
Das wir yhn aus der pfutzen tragen
Und diese sach zum ende furen
RESATHA.
Nicht anders yhr an mir solt spuren
[14] So vil ich kan mit wort und thaten
Zu diser sach uns helffen rhaten
Solt yhr mich unverdrossen finden
Wenn wir nur etwas schaffen kunden
Denn yhr das selber wist und sehet
Wie es umb fraw Susannen stehet
Sie ist ein frum gotfurchtig weibe
Kein unzucht ist in yhrem leibe
Yhrn man sie helt in allen ehren
Thut sich von seiner lieb nicht keren
Auff ehr / und tugnt sie zeucht yhr kinde
Dazu yhr gantzes haus gesynde
Vol erbarkeit seind all yhr sitten
Drumb hab ich sorg / wenn wirs gleich bitten
Unnd yhr anmutten unsern willen
Sie werd uns disen nicht erfullen
ICHABOTH.
Die selbig sorg mich auch anfichtet
Es sey mit gut nichts aussgerichtet
Drumb mussen wir uns unterstehen
Einr andern hinderlist / und sehen
Ob wir durch unser gwalt sie biegen
Und unsern willen möchten kriegen
Wie rhatt yhr aber / wann das were
Zu thun / das unss nicht brecht gefere?
RESATHA.
Da dörfft wir zu wol cluger synnen
Das wir uns sehen fur hierinnen
Dann ßo wir da die schantz versehen
Wurd es mit uns sehr ubel stehen
Vor allem aber wer am besten
Das wir die zeit und stunde westen
Wenn gar alein sie ettwo were
So hett es nicht ßo gross gefere
ICHABOTH.
Da weis ich zwar einn rhat zu geben
Ich hab darauff gemerket eben
[15] Gemeinklich wenn warm scheint die sunne
So gehts inn garten zu dem brunne
Und badet sich alda alleine
Der meid bey yhr sie lesset keine
Drumb acht ich das nicht unbequeme.
Das wir der warmen tag geremen
Und uns zu weil verbergn inn garten
Und heimlich yhrer zukunfft warten
Vileicht uns yrgnt ein mal wirt bscheret
Was unsers hertzens lust begehret
RESATHA.
Eur rhat der gfelt mir aus der massen
Drumb ichs da bey auch bleibn wil lassen
Und soll also darauf beruhen
Wie yhr geredt / ßo wolln wir thuen
ICHABOTH.
Got geb das nur ein warmer tage
Bald kum / sonst ich kein rhue nicht habe
RESATHA.
Das wetter zwar sich fein thut schikhen
ICHABOTH.
Wolt Got das uns solt heut gelükhen
RESATHA.
Wir wolln zu yhr ins haus ytzt gehen
Das wirs doch nur die weil mugn sehen
Ey secht / ich halt yhr herr wöll wandern
O glukh / schikh dich auch mit dem andern /
2. Szene
[16] Scena Secunda.
Joachim. Abdi. Ichaboth. Resatha. Susanna. Benjamin. Jahel.

JOACHIM.
Knecht Abdi mach dich auff mit mir
Zu gehn ein meil drey / oder vier
ABDI.
Ja herr / es soll kein saumnus han
Ich wil mich rusten auff die ban
Von stundt / und euch geleitten recht
Wie zugezimt eim treuen knecht
ICHABOTH.
Her Jochem / wo sol das hin sein?
Wolt yhr eur haussfraun lahn allein?
JOACHIM.
Ich hab ein gschefft zu richten aus
Liebn herrn secht auch mit auff mein haus
Wenn yhr pflegt aus und ein zu gehn
Das mir nicht unfal möcht zu stehn
RESATHA.
Wir wolln euchs gern zu gfallen sein
Und schaun das niemd nichts trag herein
Werd yhr nicht wider kumen bald?
JOACHIM.
Ich weis nicht / wies noch hat ein gstalt
SUSANNA.
Ach herr / wo denkht yhr aber aus
Das yhr wolt ziehen aus dem haus
Und mich in trauren sitzen lahn?
Dann ich kein freud im herzen han
Wo yhr nicht nahend seit umb mich
Und ich euch teglich hör und sich
[17]
JOACHIM.
Wie kem das liebe frawe mein
Das yhr darumb solt traurig sein
Und habn kein freud / denn wo ich bin
Bei euch? trag ichs doch nicht mit hin
SUSANNA.
Jo herr / mein freud fast alle gar
Nemt yhr mit euch / sag ich fur wahr
Dann ja nach got dem herrn ist mir
Kein lieber ding auff erd denn yhr
So gar / das / wo yhr von mir seit
So ists mein gröstes hertzen leidt
Dann eur ich sorg hab alle zeit
Das euch nicht widerfahr ein leidt
Drumb bitt ich / so es sache wer
Das euch zu bleibn brecht kein gefehr
Wollt dises wandern lassen stehn
Das ich sölchs leids mug mussig gehn
JOACHIM.
Nicht achts dafür o frawe mein
Das mir mit wandern wol kan sein
So / das ich mich on nötig sach
Zu wandern auff den wege mach
Dann wo die sach nicht wer darnach
Wer mir zu wandern nicht so gach
Weil aber ichs nicht kan umbgehn
So wollet des zufriden stehn
SUSANNA.
Die weils dann ja nicht anders kan
Gesein / und musset schlechts davon
So bith ich trauter herre mein
Wolt ja zu lang nicht aussen sein
JOACHIM.
Umb das bitt nicht o frawe mein
Ich wil des sonst gevlissen sein
[18]
SUSANNA.
Yhr kinder kumt zum vater vor
Er wil itz wandern aus zum thor
Bitt yhn das er bald wider ker
Und euch was schöns mit ihm bring her
BENJAMIN.
Lieb vater kumt herwider schir
Und bringt auch ettwas schönes mir.
JAHEL.
Mie auch / mie auch lieb vate mein
Bingt was / das gulden ist und fein
JOACHIM.
Ja lieben kinder seit nur frum
So wil ich / wenn ich wider kum
Euch ettwas schönes bringen mit
Secht das yhr got auch fur mich bitt
Auff das ich gsundt herwider kum
BENJAMIN.
Wir wollen alle sein fein frum
JOACHIM.
Nu spar euch got gesundt und frisch
Ich wil herwider kumen risch
Wolt guter ding die weilen sein
Yhr solt nicht bleiben lang allein
Und euch yhr herrn gesegn auch got
ICHABOTH.
Wol an / got bhut euch frue und spat
SUSANNA.
Got helff euch gsund herwider schir
Das yhr mit freuden kumt zu mir
RESATHA.
Got geb das er ein jahr auss bleib
Wenn uns nur wurd zu theil sein weib.
[19]
Chorus Primus.

Fraw Venus groß ist dein gewalt

Bey allen menschen kinden

Vor dir bleibt weder jung noch alt

Du bringst yhr vil zu ßunden

Mit scharffen pfeiln dein blindes kind

Durchdringt der menschen hertzen schwindt

Und nimt sie gar gefangen

Wer da ein mal die schantz versicht

Und erstlich yhm nicht widerficht

An dir muß er behangen / An dir etc.


Wie wol nu junge leut gemein

Durch dich vil werdn betrogen

So werdn doch offt an deinen reyn

Auch alte narrn gezogen

Durch deine netz darnider gfelt

Das sie kein erbarkeit aufhelt

Von ßunden / noch von schanden

So bringst auch sonst die all zu spot

Vor aller welt / und auch vor got

So stekhen in deinn banden / So stekhen etc.

Proportio.

Dagegen aber jung und alt

So deiner sich erwehren

Und widerstehn mit ernst und gwalt

Die kumen recht zu ehren

Als die vermeiden deine bandt

Und gebn sich inn ehlichen standt

Und thun daraus nicht schreiten

An ander halten lieb und werdt

Die werden auch von got geehrt

Und hie von allen leuten / Und hie von etc.


[20]

Denn was kan edlers sein auff erd

Denn so sich ehleut halten

Gegn ander alzeit lieb / und werdt

Und lassen sich nicht spalten

Durch unfal / oder frembde lieb

Noch klafferey / und böss getrib

Das ehlich bandt zu reissen

Sölch lieb kumpt nicht von Venus her

Sant Paul gepeuts in seiner lehr

Darumb wirs billich preißen / Darumb etc.

2. Akt

1. Szene
Scena Prima.
Hæc scæna cum sequenti extra argumentum admixta est, ad depingendam iudicum iniquitatem.

BALDAM.
Hab itz abermal besehen
Wie mein korn im feld thut stehen
Wil mir noch nicht wol behagen
Dann die andern ackher tragen
Neben meim vil schöner treide
Welchs mir ist ein grosses leide
Sonderlich so hat mein nackber
Nechst bey mir den besten ackher
Das ich zwar im gantzen felde
Keinen lieber haben wölde
Drumb ichs auch offt furgenuhmen
Wie ich möcht darhinder kumen
Mannich practick auch ertichtet
Aber noch nichts ausgerichtet
Noch den acker kund erheben
Weil mein nackber war im leben
Nu er aber ist verschiden
Wil ich noch nicht sein zufriden
Bisz ich yhn zu mir müg bringen
Und darab die widwe dringen
Das ichs aber enden müge
[21] Wil ich brauchen dise lüge
Wie ich hab zur zeit meim nackber
Geld gelihen auff den acker
Weiland er noch war im leben
Welchs er mir nicht widergeben
Drumb ich sie wil ytz verklagen
Das sie muss die schuld abtragen
Wenn sies dann nu nicht am gelde
Haben wirt / so wirts yhr felde
Mussen an der schuld mir geben
So hoff ich / wöll ichs erheben
Wann sie schon wirt vil wolln klagen
Und zu diser schuld nein sagen
Wil ich wol so viel verschaffen
Bey den richtern / das yhr klaffen
Nicht sol werden angenumen
Dann ich ytz zuvor wil kumen
Und mit einem gschenckh sie schmieren
Das sie mir mein sach aussfüren
Dann sie mir auch sonst gewegen
Drumb ichs leichtlich wil erregen
Das sie es nicht lassen feilen
Und mir zu den ackher teylen
Zwar / wenn ich nur ytzund wuste
Wo ichs ettwo suchen muste
Wolt ich bald zu yhn mich machen
Und verkleren yhn mein sachen
Sonst ich zwar hab offt vernuhmen
Das in Jochems haus sie kumen
Und gericht zu halten pflegen
Weils yhn ist daselbs gelegen
Drumb ich ytzt auch hin wil gehen
Und mich bald nach yhn umbsehen
Ob ichs da antreffen kunde
Und sie beyd beynander funde
Zwar ßo ich ytz recht thue sehen
Dunckht mich / wie die Stadtknecht stehen
Beyd beysamen vpr der thure
Dran ich wol hab nu zu spuren
Das die richter nicht seind weyte
[22] Harr / ich kum zu rechter zeite
Dann ich siechs beym tische stehen
Hoff mein sach soll ytzt fort gehen
2. Szene
Scena Secunda.
Ichaboth. Baldam. Resatha. Abed. Olympa.

ICHABOTH.
Ich wil ytzt ein wenig sehen
Wies daheim im haus thut stehen
Dann ich halt nicht das vil sachen
Heut uns werdn zu schikhen machen
Aber secht ich bin betrogen
Dann her Baldam kumpt gezogen
Acht / er werd uns ettwas klagen
Musz vor hörn was er wirt sagen
BALDAM.
Geb euch got einn guten tage
RESATHA.
Herr habt danckh / was ist eur klage?
Oder was thut yhr begehren?
Sitzt herzu und lasts uns hören
BALDAM.
Weisen hern / das ist die sache
Das ich nicht vil umbschweif mache
Eine widwe in der gassen
Welche nechst yhr man verlassen
Soll mir von yhrs mannes wegen
Zehen gulden schuld ablegen
Welch ich yhm an barem gelde
Auff einn ackher daust im felde
Glihen hab bey seinem leben
Die mir noch nicht widergeben
[23] Und so vil ich dran kan spuren
Wirt auch sie mich wolln umbfuren
Und sehr klagn yhr unvermugen
Aber mir gschicht nicht genugen
Wenn ich drumb meins glihen gelde
Yhrenthalbn endberen sölde
Drumb die weils ja nicht vermage
Das sie mir mit geld abtrage
Solche schuld / szo bitt ich sehre
Euch / wolt mich des ytzt geweren
Und durch eure Richters gwalten
Dise widwen darzu halten
Das sie mir fur sölches gelde
Volgen lasz yhrn ackhr im felde
Drauff ich yhr hin aus wil geben
Was da billich ist und eben
Wil von euch auch lieben herren
Sölches nicht umb sonst begehren
Sonder mich erzeign der massen
Mit eim gschenckh / welchs ich wil lassen
Bringen euch / soll euch nicht rewen
Steht mir ytzt nur bey mit trewen
RESATHA.
Weil yhr sölchs von uns begehret
Solt yhr des wol sein gewehret
Dann zu thun nach eurm begehren
Soll uns keine sach nicht bschweren
Bald wir sie wolln heischen lassen
Weil sie wohnt in diser gassen
Abed / heyß Olympa kumen
Dann wir habn ein sach vernuhmen
Drauff sie soll yhr antwort geben
ABED.
Herr ich wils aussrichten eben
Fraw / Olymp zu euch mich senden
Meine herrn / yhr solt behende
Ytzt bey yhn vor grichte stehen
Was yhr solt / werd yhr wol sehen
[24]
OLYMPA.
Ja ich wil von stundan kumen
Ob ich wol nicht hab vernuhmen
Das mich yemands hab verklaget
ABED.
So veil habn sie mir gesaget
OLYMPA.
Gruss euch got yhr weysen herren
Warzu thut yhr mein begehren
RESATHA.
Fraw Olymp / fur uns ist kumen
Baldam / den wir habn vernuhmen
Wie eur man an barem gelde
Auff einn ackher daust im felde
Hab von yhm auff borg genuhmen
Zehen gülden / zu seim frumen
Dran er noch nichts hab endpfangen
Welchs yhn ettwas thut verlangen
Und darumb sich her gefunden
Das yhr yhm zu diser stunden
Sölche schuld bezalen wollet
Wie yhr dann von recht thun sollet
OLYMPA.
Das wer mir liebn herrn zu schwere
Das ich so viel schuldig were
Hoff yhr werds auch nicht begehren
Das man mich on not soll bschweren
Dann ich weys von keinen schulden
Noch von acht / noch zehen gülden
Noch von sechsen / noch von syben
Die mein man wer schuldig bliben
Noch das auff den ackhr im felde
Yhm wer glihen wordn ein gelde.
Drumb ich euch wil habn gepeten
Wolt mein unschuld treülich retten
[25]
ICHABOTH.
Als ich hör / wolt yhr nichts gstehen
Nein / es muss nicht so zugehen
Dann her Baldam ist der ehren
Das er solchs nicht würd begehren
Wo ers nicht hett recht / und fuge
Dieses hab wir kundtschafft gnuge
Drumb last ab von eurem klagen
Und thut schnel was wir euch sagen
Habt yhrs aber nicht an gelde
So verlast yhm dran eur felde
Was es theürer ist am kauffe
Soll er euch bezaln mit häuffe
OLYMPA.
Herr got sol ich dann endrichten
Des ich gnossen hab mit nichte
Muss es got im himl erbarmen
Das yhr so bezwingt mich armen
All mein nahrung ist gestanden
Auff dem kleinen ackherlande
So yhr mirs nu thut endwenden
Weys ich mich mit meinen henden
Und mein kinder nicht zu nehren
Noch des hungers uns erweren
RESATHA.
Da hülfft fur kein weynn / noch klagen
Baldam wil sein geld auch haben
Drumb her Baldam thut der massen
Yhren akher ßols euch lassen
Drauff ßo wolt yhr geld aufgeben
Was da billich ist und eben
BALDAM.
Weyse gunstig liebe herren
Eurem urtheil volg ich geren
Wil mich auch so lassen schlichten
Und das ubrig geld endrichten
[26]
OLYMPA.
Aber mir geschieht gewalde
Sag ich frey fur jung und alde
Drumb o herr / der du verheyssen
Das der widwen und der weysen
Du wilt vater sein und nehren
Wollest dich zu mir her keren
Und das urtheil selber rechen
Das man uber mir thut sprechen
ICHABOTH.
Haltt eur maul / und last sölch klagen
Sonst man euch würd anders sagen /

Hic discedit etiam Ichaboth / Resatha vero / interim a longe colloquium Susannæ cum ancillis de ingressu in hortum auscultat.
3. Szene
Scena Tertia.
Beniamin. Susanna. Jahel. Dabira. Sara.

BENIAMIN.
O liebe muter was hab ich vernuhmen
Ich war on gfer ytzt in die kuchen kumen
Nicht weis ich / was ich drinnen hatt zu suchen
Da hört ich unser meid o greulich fluchen
Sie wird nicht Got den herrn vor augen haben
Wie ihr uns nechten thett ym bette sagen
Das wir Got fürchten solln / und allzeit ehren
Und hütten uns vor fluchen und vor schweren
Ey wird ihr dann auch Got die sünde schencken?
SUSANNA.
Neyn liebes kind / er wirds ihr wol gedencken
Secht nur / das ihr nicht auch der massen handelt
Noch in des teuffels weg / und sünden wandelt
Dann Gott gedrohet hat alln bösen kinden
[27] Das er sie straffen wöll / als offt sie sünden
So aber sie nach seinem willen leben
So wil er endlich ihn den hymel geben
JAHEL.
Lieb mute wed ich auch inn hymel thumen?
SUSANNA.
Ja liebes kind / sey frum / so wirst drein kumen
Yhr meyde secht / und raumt fein auff im hause
Und kert den unflat allen fein hinause
Das / wenn der herre kümt / ers sauber finde
Und sech / das er nicht hab ein faul gesinde
DABIRA.
Ja liebe Fraw / wir wollens nicht vergessen
Und reumen auff / als bald wir haben gessen
SARA.
Wann meint ihr das der herr werd widder kumen?
SUSANNA.
Ich habs nicht eygentlich von yhm vernuhmen
Raumt ymmer auff / und lasts an euch nicht feilen
Er wird wol kumen / wenns an seiner weylen
Nach essen dann / so anders scheint die sunne
So wil ich in den garten gehn zum brunne
Und mich im kalten badt ein weil erquicken
Da werd ihr dann mit mir auch habn zu schicken
Ich wil abr vor zu meiner muter sehen
Drumb soll eur eine auch mit mir hin gehen

His auditis Resatha currit obviam collegæ suo, illique hæc repente communicat.
4. Szene
[28] Scena Quarta.
Resatha. Ichaboth. Ruth.

RESATHA.
Wolt yhr nicht gern hören gute mehre?
ICHABOTH.
Jo / wenn nur was guts verhanden were
Ists nicht etwas von der fraw Susannen?
RESATHA.
Jo / ytzund vor kleiner weil vergangen
Hört ich sie zu yhren meiden sagen
Wie sie ytzund bald nach mittem tage
Sich wolt baden unden in dem garten
Drumb so muss wir vleissig nu drauff warten
Sölch gelegenheit mit nicht versehen
Dann wer weis? wens mer also möcht gschehen
Weil gleich ytzt yhr herr auch nicht verbanden
Sonder / wie yhr wist / ist uberlande
Drumb so künn wir auch so viel dest feiner
Warten yhr / und ist die gfar auch kleiner
ICHABOTH.
Ihr sagt recht / drumb wolln wirs gluck versuchen
Und im garten heymlich uns verkriechen
Ob uns unser sache möcht gelingen
Und das glück uns lust / und freud möcht bringen

Vidua hæc in itinere illis occurrit.
RUTH.
Lieben herrn / hört an mein nötig klage
ICHABOTH.
Ytzund nicht / sparts auff einn andern tage
Dann wir habn auff dissmal nicht der weilen
RUTH.
Ja mein sach wil aber haben eilen
Sonst man mich bringt ytzund umb das meine
[29]
RESATHA.
Immer fort / und last sie stehn aleine
RUTH.
Soll ich dan also das mein verlieren?
Herr mein got lass dirs dein aug anrhüren
Siech / wie ich ytzunder werd verkurtzet
Mein gerechte sach wird mir umbgsturtzet
Weil ich keinen schutz von den kan haben
Die mich sollen ytzt vor gwaldt handhaben /
Chorus Secundus.

Diß ist der werlet lauff

Wer vleissig siecht darauff

Der findet wie gewalt

Allzeit das recht behalt


Reichtumb wird fur gezückt

Armut gar unterdrückt

Wer nicht hat gut und hab

Musz allzeit sein schabab


Gunst gilt bey yederman

Wer diser viel kan han

Der hat ein gwunnen spiel

Unrecht schadt yhm nicht viel


Freundschafft und groß geschlecht

Macht vieln yhr sach gerecht

Ist einr ein schlechter man

Offt muß er unrecht han


Widwen und arme kindt

Allnthalbn verlassen sindt

Fur sündt man das nicht richt

Wenn yhn gleich unrecht gschicht

[30] Proportio.

Wie wol nu aber ist das glück

Der armen hie auff erden

Das man sie bschwer / und unterdrück

So wirdts doch anders werden

Denn got sich yhrer not nimt an

So sie zu yhm vertrawen han

Er hats yhn gwiß versprochen

So yemands yhn ein leyd zufürt

Sein aug yhm wirdt damit berürt

Es bleibt nicht ungerochen


Darumb getrost und wacker seit

Die yhr hie werd geplaget

Eur leid sol kürtzlich werdn zur freud

Wenn yhr das creutz nur traget

Gedültig und mit sanfftem mut

Nur got eur sach bevelen thut

Der wils zum besten wenden

Wenn er ersiecht die rechte zeit

Verzagt nur nicht es ist nicht weit

Er wirdt sein hülff euch senden

3. Akt

1. Szene
Scena Prima.
Susanna. Sara. Dabira.

SUSANNA.
Ytzund scheind fein warm die sunn
Drumb ich gehen wil zum brunn
Und daselbs mich badn ein weil
Drumb so macht euch auff mit eyl
Volgt mir in den garten nach
Dann rieht auß auch eure sach
SARA.
Liebe fraw wir seind bereit
[31] Euch zu geben hin das gleidt
Solln wir auch was tragen mit?
SUSANNA.
Neyn / yhr dörfft ytzunder nit
Darnach wil ich sagen wol
Was man mir als bringen sol

Das volgent redet sie im garten.

Nu geht itzund wider hyn
Weil ich nu beim brunnen bin
Dann ich mich ein weil allein
Baden wil / dorfft nicht da sein
Aber ubr ein kleine zeit
Secht / das ihr bey mir do seyt
Bringt mit euch die salbn und öl
Seyff / und was ich haben söl
Dann so solt yhr salben mich
Biß ich meine zeit ersiech
Ytzund aber habt in acht
Das yhr wol die thür vermacht
Das nicht yemands kom herzu
Und mir leyd und ungmach thu
DABIRA.
Seit on sorge liebe fraw
Dann wir wolln mit aller traw
Euch die thür verwahren fest
Wie wihr mügn auffs aller best
SARA.
Dörfft yhr unser sonst zu nicht
SUSANNA.
Nein / secht das yhr das außricht
2. Szene
[32] Scena Secunda.
Resatha. Susanna. Ichaboth.

RESATHA.
Wolauff es ist itzunder zeyt
Das glück hat uns den weg bereit
Ich hoff wir wolln ytzt werdn gewert
Was unser hertz hat lang begehrt
SUSANNA.
Hülff got / was da? wo kumt yhr her?
Wie habt yhr mich erschreckt so sehr
ICHABOTH.
Endsetzt euch nicht fraw tugentreich
Das wir ytzt kumen her zu euch
Die ursach die uns einher treyb
Das ist eur edler zarter leib
In welches lieb wir seind endzündt
Das unser hertz on auffhörn brindt
Und gar nicht kan geleschet werdn
Yhr thut dann was wyr ytzt begehrn.
Drumb ist das unser bith gemein
Die weyl yhr ytzund seit alein
Wolt euch ergebn zu unserm willn
Der liebe brunst durch euch zu stilln
SUSANNA.
Behut uns got was saget yhr
Eur bitten / das sey weyt von mir
Wolt yhr mich heissen lieben hern
Was yhr eim andern selbs solt wehrn?
RESATHA.
Ein mal geht hin / es schadet nicht
Es kan so gleich nicht sein gericht
Eur lieb die hat uns so endzündt
Das wir keins synns nicht mechtig sind
All unser gmut sehnt sich nach euch
[33] Drumb bitten wir fraw tugentreich
Die weil eur lieb das hat gethan
Wolt uns der selben gniessen lahn
Yhr solt es auch nicht thun umb sunst
Stets solt yhr haben unser gunst
Die weil wir leben hie auff erdn
Es soll auch wol verlohnet werdn
Ein edel gschenck wir euch wolln gebn
Des gleichen yhr bey eurem lebn
Nie gsehen habt / das glaubet mir
So yhr ytz thut nach unser gihr
SUSANNA.
Sölch gunst von euch ich nicht begehr
Ist gnug / das mich mein lieber herr
Mit sölcher gunst umbfahen thut
Dazu begehr ich nicht eur gut
Dann mir von euch kein gschenck kan werdn
Das mir möcht lieber sein auff erdn
Dann das ich halt meim lieben herrn
Den ehestandt reyn / und bleib bey ehrn
ICHABOTH.
Eur ehr und auch eur gut gerücht
Wirdt euch damit genuhmen nicht
So yhr ytzt thut nach unserm wil
Dann sölches bleibt wol in der still
Die weil es niemand hört noch siecht
Und unser keiner saget nicht
Dann wer wolt euch das sehen an
Das yhr het unsern willn gethan?
So yhr euch aber bschweren werdt
Zu thun was unser hertz begehrt
So sol euch recht das unglück bstehn
Welchs yhr ytzunder wolt umbgehn
Dann erstlich solt yhr eurer ehrn
Durch uns erst recht beraubet werdn
Dann alßo wolln wir offentlich
Bezeugen / das wir sichtigklich
Gesehen habn an diser stell
[34] Das sey bey euch ein junger gsell
Gelegen / und der Unzucht braucht
Biß das wir yhn habn weck geschaucht
Und das yhr drumb von euch habt gsandt
Eur meid / das sölchs blib unbekandt
Vors ander / weyl wir habn gewalt
Zu richten über jungk und alt
So solt ihrs auch nicht haben gut
Es muß euch kosten leyb und blut
Dann wir das urteyl fellen wolln
Das euch die sträffer handeln solln
Wie man mit andern hat gethan
Die yhre ehe zurissen han
So solt yhr dann zu gleich der ehrn
Und auch des lebns beraubet werdn
Des werd ihr euch nicht mügn erwehrn
Dann wie ihr wist / wir seind die herrn
Die yetzund habn die gröste macht
Und sind vor yederman geacht
Alls was wir redn / das glaubet man
Und darff uns niemand wider stahn
Drumb last euch euren syn nicht sein
So lieb / das er euch bring in pein
Und volget unserm willen drat
Das yhr vermeydet sölche not
RESATHA.
Besinnt euch bessers liebe fraw
Das rhat ich euch in guter traw
Verschont eurs lebns / und eurer ehrn
Und thut was wir von euch begehrn
SUSANNA.
Die angst hat mich beyder seit
Verstrickt mit kumer und mit leydt
Ich greiff zu welchem ort ich woll
So steckts mit gfärlickeit gantz voll
Dann so ich thue nach eurm gepot
So werde ich zu theil dem todt
So abr ich euch thue widerstandt
[35] So fall ich euch in eure handt
Und werd eur straff endpfliehen nicht
Dann ungerecht seind eur gericht
Die Unschuld hat bey euch kein Stadt
Wenn euch der grym besessen hat
Vil besser aber ist mir das
Das ich mein leben fahren laß
Und leid von euch den todt mit gwalt
Dann das ich mich verßündign sah
Vor got meins herren angesicht
Der aller menschen werck ansieht
Unnd die wirt all zu seiner zeyt
Auch richten mit gerechtigkeit
Darümb o got und herre mein
Laß dir mein not bevolen sein
Errette mich von dieser handt
Yhr frevel ist dir wol bekandt
Wo seit yhr ytzt yhr knecht und meid
Kumt kumt und helfft mir aus dem leidt
ICHABOTH.
Ja / wolt yhr daran? hart ein weil
Eur lohn der sol euch werdn zu teil
Lauff t yhr behendt / die thür macht auff
Und rüfft dem gsynde allm zu hauff
Ich wil die weil sie halten wol
Das sie mir nicht endwerden sol
RESATHA.
Wo seit yhr knecht und meid ym haus?
Wo seit yhr? Laufft behend heraus
3. Szene
[36] Scena Tertia.
Gorgias. Samri. Dabira. Resatha. Sara. Ichaboth. Susanna. Benjamin. Jahel.

GORGIAS.
Horch lieber horch / was hebt sich do?
Ich hör ein gschrey / ich weis nicht wo
SAMRI.
Ich halt es werd im garten sein
DABIRA.
O kumt und last uns sehen drein
Der frawn wird was sein widerfahrn
GEORGIAS.
Wie? ist sie drinn?
DABIRA.
Da ist keins harrn
RESATHA.
Yhr meint / yhr habt ein frawen fein
Die gantz und gar sey keüsch und rein
So ists ein außgeschütter sack
Yhr schalckeit kumt ytzund ann tag
GORGIAS.
Bhut got /
SARA.
Hülff got / was sagt yhr hie?
DABIRA.
Wir habens trawn gespuret nie
SARA.
Ey hertzne fraw / wie steht die sach
Wie kumt yhr in sölch ungemach?

Illa lacrimans tacet.
[37]
ICHABOTH.
Wie kumt ein ander balck darein
Dem wol mit buberey thut sein
DABIRA.
Bhut lieber herr /
SAMRI.
Was hats dann than?
Zeygt uns doch bald und klerlich an
ICHABOTH.
Einn jungen gselln wir gfunden han
Bey yhr alhie / der hat gethan
Das ich mich schäme außzusagn
Das wollen wir den hern furtragn
Auff das man einst yhr tuck erfahr
Die sie verborgn hat etlich jahr
Im schein der ehrn und züchtigkeit
Als wer sie selbs die reynigkeit
Dann wir auch selber hetten nicht
Geglaubt / wo wir mit unserm gsicht
Das selber hetten nicht erfarn
Wir wollen aber heint verharrn
Biß morgn / so wolln wir weiter schawn
Was sey zu thun mit eurer frawn
GORGIAS.
Wo hin ist dann der jung gesell
Der gwest soll sein an diser stel?
RESATHA.
Der bößwicht ist zu starck gewest
Ich kundt yhn nicht erhalten fest
Er sprang zur thür hinaus so schwindt
Als wers ein hirsche oder hindt
Künn wir yhn ettwo treffen an
So soll er auch erkriegn seinn lohn

His dictis discedunt iudices.
DABIRA.
Ach liebe fraw weint nicht so sehr
[38] Wir glauben nicht / das wider ehr
Yhr habt gehandelt groß noch klein
SARA.
Kumpt fraw mit uns ins haus hinein
Ich hoff es soll nicht haben not
Der sach wirt aller noch wol rhat
SUSANNA.
Ach das mein herr schir wider kern
Und disen jahmer auch vernehm
Lauff eine hin / und thue es kundt
Meinr muter / das sie kum von stundt
Den vater auch zu mir her bitt
Und heiß die Schwester kumen mit
BENJAMIN.
Was ist euch liebe muter mein
Das yhr so weinend kumpt herein?
JAHEL.
We hat euch than lieb memmelein?
SUSANNA.
Ich weiß nicht lieben kinderlein
Ich kan euch ytzt davon nicht sagn
Ich muß es got meim herren klagn
DABIRA.
Die alten richter habens than
Nicht weis ich was sie gsaget han
Das geht der muter an yhr ehr
Drumb weinet sie ytzund so sehr
GORGIAS.
Die sach die wirt nicht recht zugehn
Wir habn ja nie nicht mocht verstehn
An worten noch an allm geper
Das unser fraw ein solche wer
Dann sie ja uns beyd knecht und meid
[39] Sehr offt hat gwarnt fur unkeüscheit
Und stets uns tugent / und frumbkeit glert
Wie soll sie ytzt sich habn verkert?
SAMRI.
Ich kan es auch nicht glauben wol
Und weys nicht / was ich dencken sol
Ich hör das man im sprichwort spricht
Das alter hülfft fur torheit nicht
Die alten leüt ytz gleich so wol
Als junge stecken boßheit vol
Drümb denck ich schir / die alten hern
Vileicht der frawen selber werdn
Ein untugnt angemuttet han
Und weil sie nicht yhrn willn hat than
So werdns auff sie erzurnet sein
Und wolln sie fürn in schandt und pein
GORGIAS.
Ist warlich müglich / das so sey
Yedoch es bleib ytzund da bey
Wir thüren sie darumb nicht fragn
Itzt wenn sies wird yhrn eltern klagn
So wolln wirs auch wol recht verstehn
Wies muß mit diser sach zugehn.
4. Szene
Scena Quarta.
Helchias. Elisabeth. Rebecca. Susanna. Samri. Gorgias.

HELCHIAS.
Frid mit dir /
ELISABETH.
O liebste tochter mein
REBECCA.
O Susann du trawte schwester mein
[40]
ELISABETH.
Hülff uns lieber got in ewigkeit
Wie kumts ewig / das in sölches leid
Du mein liebste tochter kummen solt?
Welchs ich lang der meid nicht glauben wolt
Solstu nu zur zeit deinr höchsten ehrn
Fur ein sölche erst gehalten werdn
Die du hast von jugnt dein lebn gefürt
Keüsch / wie einer frummen frawn gebürt
Ach das dir soll gschehen sölche gwalt
Got wöll sehen an dein unschuld baldt
SUSANNA.
Sey dann das mir got mein herr helff draus
Ist es auch mit meinem leben aus
Dann sie mir den todt gedrohet han
Weil ich nicht nach yhrem willn hab than
HELCHIAS.
Liebe tochter / hör ytz auff vom klagn
Dann wir wollen got dein not fürtragn
Der on zweyffel dir wirt helffen aus
Machen sie gleich was sie wöln daraus
Wollst uns selber recht erzeln die sach
Wie du kumst zu diesem ungemach
SUSANNA.
Da die sonn heut warm zu scheinn anfieng
Nach gewonheit ich inn garten gieng
Wolt beym brunn mich badn ein kleine weil
Drumb ich sandt die meyd von mir in eil
Ließ den garten fest beschliessen zu
Meint ich wer nu da mit guter rhue
Da erhubn sich plützlich zu mir her
Dise richter / des erschrackh ich sehr
Bald sie mir yhr unart mutten an
Lagn mir auch mit bitten hefftig an
Theten mir dazu verheissung viel
Das ich mich ergeb zu yhrem will
Da sie aber nichts mit güt von mir
[41] Kundten habn / da nahmens frevel für
Und bedrohten mich mit yhrer gwalt
Sagten / was fur gfar mir volgen salt
Wie sie mir mein ehr und auch das lebn
Nehmen wolten / so ich nicht ergebn
Würde mich zu yhrem willn so bald
Da ich aber yhn nicht ghorchen wolt
Worden sie von stund vol zorn und grym
Rufften meinem gsindt mit lauter stym
Sagten / wie ich die und dise wer
Also kum ich leider yn die gfer
SAMRI.
Hab ich nicht die sach errhaten fein
Das die richter selber bößwicht sein?
GORGIAS.
Das sie potz / wer het sich des vertraut
Das sölchs steckhen sol yn alter haut?
HELCHIAS.
Helff dir got du liebe tochter mein
Welchem wol ist kund die unschuld dein
SUSANNA.
Wenn doch nur mein her verbanden wer
Oder wuste disen yhamer schwer
ELISABETH.
Schweig / vileicht wird er nu kumen schir
REBECCA.
Liebe schwester / got wöll helffen dir.
Chorus Tertius.

David der prophetisch man

Zeigt an

Durch gottes geist gelehret

[42]

Wer sich fest auff got erbawt

Und trawt

Der wird nicht umbgekeret

Wie Syon steht er unbewegt

Wird nicht geregt

Von starcken winden

Des fleischs / des teüffels / und der welt

Gegn yhn sich stelt

Sich nicht mit sunden

Von yhn läst überwinden


Sein haus auff einn felsen hart

Verwahrt

Ist gwaltig unterfasset

Wasser / windt / kans nicht bewegn

Noch regn

On schad sichs alls abstosset

Got fürchten ist sein burgk / und schloß

Kein teüffels gschoß

Kan das zersprengen

Gots wort sein waffen ist und schwert

Damit er wehrt

Läst sich nicht drengen

Zu sundt / und abfal brengen

Aber wer den hern veracht

Nicht tracht

Auff seine wort und wege

Den thut wie ein rhor im teicht

Gar leicht

Ein kleiner windt bewegen

Sein haus gepaut ist auff den sandt

Hat keinn bestandt

Kan sich nicht halten

Wenn yhn ein kleine sündt anficht

Und nur besticht

Wird er zerspalten

Und läst die boßheit walten

4. Akt

1. Szene
Scena Prima.
Resatha. Ichaboth. Simeon. Gamaliel. Zacharias. Nahor. Abed.

RESATHA.
Das wir euch habn fordern lahn liebn herrn / und alten
Neben uns auff disen tag gericht zu halten
Dran man sonst kein grichts sachen zu handeln pfleget
Wolln wir euch nicht bergn / was uns dazu beweget
Dann uns gestern hat ein sölche sach angstossen
Die man nicht sol ungericht lang hangen lassen
Was es sey darauff wolt vleissig achtung geben
Wie her Ichaboth die selb euch für wird legen
ICHABOTH.
Lieben herren euch ist klar / und unverholen
Wie uns Got dürch Mosen hat mit ernst bevolen
Das wir die zubrecher yhrer ehe solln richten
Zu dem tode / und der selbn verschonn mit nichten
Einer sey / was stands er sei / jung oder alte
Edel / gwaltig / reich / lieb / oder wolgehalten
Sol man keines standt / person / noch gwalt ansehen
Sonder uber yhn das urteil lassen gehen
Bei verlüst des lebens / und götlicher hulde
Das wir nu auf uns nicht lassen sölche schulde
Sonder als gerechte richter werdn befunden
Achten wir / das wir mit recht nicht schweigen kunden
Einen ehebruch den wir beyde selber gsehen
Welchen / so wir wolten die person ansehen
Oder vom gesetze unser augen keren
Oder höher achten freundschafft / gunst / und ehre
Wolten wir in keinem weg euch offenbaren
Weil uns aber Moses gleich als zeücht bein haren
Und auff unsern nacken dringt mit Gottes gsetzen
Wollen wir gunst / ehr / und gwalt hindan ytzt setzen
Und den ubeltheter bey sehn nahmen nennen
Und darüber ytz mit euch / was recht / erkennen /
Nu yhr wisset alle wol / und habt gespüret
Wie im schein ein erbar leben hat gefüret
[44] Fraw Susann Helchie kindt / und Jochems weibe
Das man meint kein unzucht wer in yhrem leibe
Dise haben wir im ehebruch selbs befunden
Wo / und wie / das wolln wir alles machen kunde
Wenn sie selbs personlich wird für grichte stehen
Drumb so solln die knechte bald nach yhr hin gehen
So yhrs auch fur gut ansecht / drumb saget here
Was eur yeden duncket / das am besten were
SIMEON.
Eure wort die haben mich betrubet sehre
Das ich sölche klag von fraw Susannen höre
Welch ich nicht kund glaubn / wo ich nicht thet versehen
Mich zu euch / das yhr nicht thut unwarheit jenen
Weil dann yhr sölchs / wie yhr sagt / habt selbs gesehen
Kan ich eurem vorschlag auch nicht widerstehen
Sonder sage / das man sie sol lassen holen
Und darnach sie urteiln / wie uns Got bevolen
GAMALIEL.
Unerhört ist mir von fraw Susann die mähre
Dann man nie vermerckt / das sie ein sölche wehre
Sol sie dann die untugnt ytzt so habn besessen
RESATHA.
Wollet eures leids / und nicht eur wort vergessen
Glaübet mir / es wundert eben uns so sehre
Als einn andern / glaübtens auch nicht das so were
Wo wirs selber netten sichtlich nicht erfaren
Meint yhr dann das wir alhie der warheit sparen
Oder das uns wol mit sey / das wir solln richten
Einen menschen der es hett verschuld mit nichten?
GAMALIEL.
Lieben herrn / eur wort wil ich mit nichte straffen
Sonder müget meinenthalben wol verschaffen
Das sie werd eur meinung nach fur gricht gestellet
Und das urteil uber yhre that gefellet
ZACHARIAS.
Weiber list ist ungezelt sagt man gemeine
[45] Drumb so denck ich nicht das sie die sey aleine
Welche sei so rein / als hettens taubn erlesen
Und so gar kein lust nicht hab zu sölchem wesen
Oder auch nicht kund ein mal die schantz versehen
Drumb / die weil yhr sölchs von yhr habt selbs gesehen
Mügt yhr billich handeln auch mit yhr der massen
Wie yhr gsaget / und für gricht sie holen lassen
NAHOR.
Lieben herrn / ich gib es zu / das sei geschehen
Das von fraw Susannen yhr ein sölchs habt gsehen
Dann kein mensch so grecht nie ward / der nicht het fallen
Kunnen / wies dan leider teglich geht uns allen
Das man aber sie laß holen durch die knechte
Bsorg ich / dass uns ettwo nicht groß unglimpff brechte
Dann ein frawn / die sich bißher hat ghalten rechte
Auch geboren ist von tugentreichem gschlechte
Yhrer tugnt / und erbarkeit nicht lassen gniessen
Wurde manches bidermensch auff uns verdriessen.
RESATHA.
Meint yhr nicht / wir haben solches auch betrachtet
Und zuvor denn yhr / bewogen und geachtet?
Weil yhr aber neülich habt von uns gehöret
Das uns Moses durch das gsetz gestrencklich weret
Das man / kein person noch wirde sol ansehen
Solt yhr billich anders lassen euch verstehen
Uber das / wie yhre tugnt bißher geschehen
Nichts denn spiegelfechten gwest / werd yhr wol sehen
Wenn wir euch der sach nu geben volln berichte
NAHOR.
Nu wol an / so wil ichs hindern auch mit nichte
Mügt derhalben sie gefangen lassen bringen
Das wir weyter handeln uber disen dingen
RESATHA.
Hört yhr knecht / geht hin / und bringt uns her gefangen
Fraw Susannen / denn sie hat was böß begangen
So sie sich des wehren wolt / so fürts mit gwalte
Secht und last euch niemand hindern noch auffhalten
[46]
ABED.
Weisen hern / wir wollen thun als trewe knechte
Was yhr uns bevelcht / wolln wir außrichten rechte
2. Szene
Scena Secunda.
Abed. Giezi. Joachim. Abdi.

ABED.
Was ists mein lieber gselle
Das wir fur gricht solln stellen
Die erbar fraw Susannen?
Was wird sie habn begangen
So ubels / das wir sollen
Mit gwalt sie hieher holen?
GIEZI.
Es wird kein gringe sache
Furwar nicht sein / die mache
Die fraw Susann zu schanden
Das wirs mit strick / und banden
Sölln öffentlich herfüren
So man doch nie mocht spüren
An yhr / das sie böß handelt
Wie hat sichs ytzt verwandelt?
ABED.
Wir wollens dann woll sehen
Wenn sie für gricht wird stehen
Was man zu yhr wird klagen
Itzt wil ichs niemand sagen

Hie kumpt Joachim wider anheim und redet das
underwegen.
JOACHIM.
Ich weis nicht wie mir gschehen
Es wird nicht recht zugehen
Mir ist mein herz so sehre
[47] Beschwert / als wenn yhm wehre
Ein mülstein auffgeleget
Darumb ich bin beweget
Mich ahnet eines bösen
Got wöll mich draus erlösen
Wenn nur meim frummen weibe
Nichts böss an yhrem leibe
Wer ettwo widerfahren
ABDI.
Ey Got wirts wol bewaren
Und alls zum besten keren
Last euch eur herz nichts bschweren.
JOACHIM.
Es wird vergebns nicht gschehen
Die sach wird übel stehen
Es sey gleich was es wölle
ABDI.
Ich wüst nicht / waß sein sölle
JOACHIM.
Ey siech was die stadtknechte
Dort thun? es geht nicht rechte
Das sie mit band und stricken
Vor meinem haus sich schicken
Als wolln sie jemands binden
Wen werdn sie drinnen finden
Der ubels hab begangen
So / das er werd gefangen
Und gfüret mit gewalde
ABDI.
Weiß nicht wafür ichs halde
3. Szene
[48] Scena Tertia.
Abed. Elizabeth. Joachim. Susanna. Helchias. Giezi. Beniamin. Jahel. Rebecca.

ABED.
Glück zu /
ELISABETH.
Hülff Got sie wollen dran
JOACHIM.
Was richt yhr da für lermen an?
SUSANNA.
O lieber herr /
ELISABETH.
O lieber sohn
Wie sol wir unserm leide thun?
ABED.
Die herren habn uns her gesandt
Wir sollen eure fraw zu handt
Gefangen füren für gericht
Was sie hab than / das wiß wir nicht
JOACHIM.
Das sey mir fern / das yhr hinaus
Mein fraw solt füren aus dem haus
Wie müst sie das verschüldet han?
HELCHIAS.
Ach sohn / sie hat nichts ubels than
Die richter zeihen sie einr that
Die sie mit nicht verschüldet hat
JOACHIM.
Was ist es dann? zeigt mirs doch an
SUSANNA.
Ach lieber herr / ich hab nichts than
[49]
HELCHIAS.
Sie habn aus zorn auff sie erdacht
Wie sie einn ehebruch hab verbracht
JOACHIM.
Mein fraw? ach got wo kumt das her
Das sie wird gschmecht an yhrer ehr?
GIEZI.
Nu last uns hie nicht lang verharn
Vor gricht da werdt yhrs wol erfarn
Die hern habn uns gepoten schwindt
Das jo wir nicht lang aussen sindt
Und das uns niemand hie auffhalt
So sol wirs füren mit gewalt
JOACHIM.
Ach fraw / woher kumt dise schand?
SUSANNA.
Ach mein got / dir ists alls bekant
HELCHIAS.
Schweyg liebe tochter got wird sein
Der helffer / und erretter dein
ELISABETH.
Ach das ich hab erlebt dy zeit
Das ich an meinem kind sölch leidt
Und jahmer / erst erfaren sol
ABED.
Ey schweygt / got wird es schaffen wol
BENIAMIN.
Wo solt yhr hin lieb muter mein?
SUSANNA.
Ach liebes kind ins todes pein
JAHEL.
O we / laß mie mein memmelein
[50]
GIEZI.
Nein liebes kind es kan nicht sein
Wir wolln dirs widerbrengen schon
JAHEL.
Nen / nen / ye wed ye ettwas thon
SUSANNA.
Laß gut sein liebes kindlein mein
Es wil doch ytz nicht anders sein
REBECCA.
O liebe schwester tröst dich got
Und helffe dir aus diser not
4. Szene
Scena Quarta.
Abed. Resatha. Joachim. Ichaboth. Helchias. Simeon. Gamaliel. Zacharias. Nahor. Giezi.

ABED.
Weyse herrn / da bring wir euch verstricket
Fraw Susann / nach welcher yhr geschicket
RESATHA.
Fürts herzu / und deckt yhr auff das gsichte
Schafft auch / das sie sich gerad auffrichte
Das ein jederman sie wol beschawe
Wer sie sey / die früm / und keusche frawe
JOACHIM.
Weysen herrn / was hat verschult mein weibe
Die kein untugnt hat in yhrem leibe
Das yhr yhr ein sölche schand auffleget?
Hat euch dann yhr unschuld nichts beweget?
Drinn sie hat bißher yhr lebn gefüret
Wie dann niemand anders hat gespüret /
Oder hab ich das umb euch verschuldet?
Das ich hab bißher von euch geduldet
[51] Oft in meinem haus gericht zu halten
Das yhr also fart mit sölchen gwalten
Gegn den meinn / von den euch nie geschehen
Irgnt ein leid / wie sol ich das verstehen?
ICHABOTH.
Lieber Jochem / danck wir euch des wissen
Sind auch zu verschulden das gevlissen
Itzund aber kan es nicht geschehen
Dann uns Gots gepot im weg thut stehen
Welchs uns hart gepeut nicht anzuschawen
Waser stands eins sey / man oder frawe
Gwaltig / reich / schön / oder ungestalte
Noch wie sich zuvor hat eins gehalten
Sondern wo / wie / wenn eins ubel handelt
Und dem Gottes gsetz endgegen wandelt
Sol das selb sein straff darumb bald leiden
Wolln wir anders Gottes zorn vermeiden
Aber wie eur fraw nicht sey on sünde
Werdet yhr in diser sach wol finden
Welche wir ytzt wollen offenbaren
Wie wirs selbs gesehen / und erfaren
Resatha ich wil euch das bevelen
Wolt die sach hie öffentlich verzelen
RESATHA.
Kumpt / und last uns yhr die hand aufflegen
Weil wir zeügnus uber sie soln geben /
Lieben herrn / das sey euch allen kunde
Da wir gestern umb die zwelffte stunde
On gefehr spaczirten in dem garten
Unser rhue ein weil zu pflegn / und warten
Unversehens kam die fraw Susannen
Mit zwey meiden in den garten gangen
Underm schein / als wolt sie badn ein weile
Drumb sie sandt die meid von yhr in eile
Ließ die thür am garten fest verwahren
Das yhr boßheit niemand solt erfaren
Da die meyd nu wardn hinaus gewichen
Bald ein junger gsel herfür kam gschlichen
[52] Eylt zu yhr / und thet sie bald umbfangen
Dran zu spürn / das sie sölchs mehr begangen
Dann sie sich nichts weret uber alle
Sonder ließ yhr sölches wolgefallen
Senckt sich nider bald mit yhm zur erden
Da wir warten / was daraus wolt werden
Bald sie sich ergab zu seinem willen
Thet mit yhm der liebe lust zu spilen
Da wir sölche schand von yhn ersahen
Lüff wir zu / und woltens beyde fahen
Aber wir dieweil wir schwach und alte
Kundten nicht den jungen gseln erhalten
Dann er riß sich schwind aus unsern henden
Lüff zur thür / und sprang hinaus behende
Aber sie ergriff wir im auffstehen
Und gepoten yhr sie solt verjehen
Wer der junge gsell gewesen were
Dem sie hett so fein gezilet here
Aber sie wolt yhn mit nichte nennen
Sölches thue wir öffentlich bekennen
Das wirs selbs mit unsern augn habn gsehen
Draus dann nu auch gut ist zu verstehen
Das yhr züchtig lebn bißher alleine
Sey gewest ein eüsserlicher scheine
Drunder sie yhr boßheit hat verhület
Also das es niemand hat gefület
Biß das stündlein ytzt ist ausgeloffen
Das man yhre list hat angetroffen
Drumb alhie ein jeder mensch nu schawe
Wer da sey die hochgelobte frawe
JOACHIM.
Weise herrn die sach macht mich bestürtzet
Auch so ist mir dise zeit verkürtzet
Das ich kund erfaren wie yhm were
Und mein weib erretten möcht yhr ehre
Denn ich aller erst gewandert kumen
Drumb ich noch die sach nicht hab vernuhmen
Hoffe aber und bin des vertrawen
Das ich hab ein frum und keüsche frawen
[53]
ICHABOTH.
Joachim / yhr dörfft nicht lang erfaren
Dann wir euch der warheit nicht thun sparen
Wie yhr ytzt von yhm habt hören verjehen
Also / und nicht anders / ist es gschehen
Dann wir seind euch nicht so feind furwahre
Das wir euch mit willen umb ein hare
Schaden wolten / gschweig in diser sachen
Wo wirs nach dem gsetz nicht müsten machen.
HELCHIAS.
Liebe hern / erlaubt mir auch zu sagen
Und meinr tochter Unschuld furzutragen
Dann sie mich viel anders hat berichtet
ICHABOTH.
Ist kein wunder / das die lügn ertichtet
Die ein sölche missethat darff wagen
Wie man ytzt von uns hat hören sagen
Drumb die weil wir sie auff wahrer thate
Gfunden haben / geben wir kein state
Yhrer lügn die sie aus list ertichtet
Sonder nach dem gsetz sols werdn gerichtet
Waser straff yhr zuerkandt wirdt werden
Sol sie leiden hie auff diser erden /
Drumb yhr herrn / wir beyde euch ytzt fragen
Yeder wöll von rechtswegn uns das sagen
Was in diser sach yhr thut erkennen
Auch den todt / den sie verschült / uns nennen
SIMEON.
Weil sichs mit Susannen helt der massen
Wie ich mir von euch hab sagen lassen
Sprich ich / das man uber sie laß gehen
Was vom ehebruch im gesetz thut stehen
GAMALIEL.
Weyl yhr uns der frawen schuld genennet
Und das öffentlich auff sie bekennet
Wil ich eurem zeügnus nach aussagen
[54] Das von rechtswegn sie den todt sol tragen
Der im gsetz dem ehebruch ist gestellet
Das sie werd mit steinn zu todt gefellet
ZACHARIAS.
Meine meinung wil ich bald dar geben
Weil sie das gethan / soll sie nicht leben
Sonder wie uns heist des herrn gepote
Soll sie gworffen werdn mit steinn zu tode
NAHOR.
Eurm bericht kan ich nicht widerfechten
Drumb ich das erkenn nach unserm rechten
Das man sie mit steynn zu tode werffe
Wie das gsetz gepeut mit seiner scherffe.
ICHABOTH.
Weil yhr habt / wie recht / die sach erkennet
Auch den todt aus Mose gsetz ernennet
Wolln wir auch das urteyl drüber schliessen
Ungeachtet wen es thue verdriessen
Und den stab / wie gwöhnlich ist / zübrechen
Das wir nach dem gsetz den ehebruch rechen /
Nu yhr knecht / yhr wist euch wol zu halten
Nehmet hin das weib in eur gewalte
Steynigt sie / wie euch das urteil lehret
Was man widerklafft / euch dran nicht keret
GIEZI.
Lieben herrn was yhr uns heist außrichten
Dörffen wir versagen euch mit nichten
Weil yhr dann die fraw uns gebt zu straffen
Wolln wir eur gepot mit vleis verschaffen /
Chorus Quartus.

O Gott du richter aller welt

Der du hast selbs bestelt

All oberkeit / und gwalte

[55]

Du wolst dein ordnung nicht verlahn

Drauff selber achtung han

Wie man darinn sich halte

Dann dir ja wol bekant

Wo du dein hand

Abzeuchst / wies pflegt zu stehen

Kein frevel ist zu groß

Den man nicht laß

Der grechtigkeit für gehen

Wie wir ytzund wol sehen


Die unschuld / so beschützt sol werdn

Erbärmcklich zu der erdn

Mit füssen wird getreten

Des Pharao verstockter mut

Yhr viel besitzen thut

Vor den kan niemand retten

Denn du o herr und Gott

Der alle not

Der deinen selbs erferest

Und widers teüffels rat

Mit wunderthat

Yhn alls zum besten kerest

Dein kunst an yhn bewehrest


Denn das dein art / und gwohnheit ist

Wie in der schrifft man list

Wol dem der sölchs kan mercken

Das wider aller werlet weys

Mit rhat und gutem vleis

Dich stelst in allen wercken

Wen du wilt hebn endbor

Den läst zu vor

Ein zeit im elend stehen

Biß das man denckt / sey aus

Werd nichts mehr draus

So läst dein hülff erst sehen

O hülff das wirs verstehen.

5. Akt

1. Szene
Scena Prima.
Susanna. Joachim. Giezi. Helchias. Elisabeth. Rebecca. Abed.

SUSANNA.
O Gott in ewigkeit der du alleine
All heymlich ding erkennst / beyd groß und kleine
Der du zuvor weist alls / ehe dans geschihet
Dein auge auch in das verborgen sihet
Du du erkennst / das dise haben geben
Ein falsch gezeügnus / das sie mich vom leben
Zum tode brengen unverdienter sache
Darumb o mein Gott dich zu mir bald mache
Und richt mein unschuld mit gerechtem grichte
Dann ich des lasters schuldig bin mit nichte
Das sie mit lügen habn auff mich ertichtet
Und drauff zum tod verurteilt / und gerichtet /
Die weil ich dann nu soll auffgebn mein sele
So wil ich dirs in deine hendt bevelen
Dann du o mein Gott wirst mich nicht verlassen
Und diser rach zur zeit dich recht anmassen
JOACHIM.
Ach Gott das unschult bleiben sol verschwigen
Und recht dem gwalt / sol undern füssen ligen
Wie lang wiltu zu disen dingen schweigen
Und deine augn zu uns herab nicht neygen?
Wie kum wir ytzt in sölche schwere schande?
Ach herr erlöß uns durch dein starcke hande
GIEZI.
Fraw / wollt uns das umb Gottes willn vergeben
Das wir ytzt unser hendt an euch werdn legen
Wir wolten uns viel lieber des endhalten
Wo wir nicht müsten ghorsam sein den alten
Drumb wolt euch nu gedültig drein ergeben
Und eure hendt für euch zusamen legen
SUSANNA.
Ach last mir noch ein klein weil frey mein hende
[57] Das ich die meinn müg gsegnen für meim ende
Gesegn euch Gott mein aller liebster herre
Wolt euch meinn todt nicht lassen kümmern sehre
Denn Gott der wirdt den grossen gwalt noch rechen
Mein unschult lassen auch herfür noch brechen
Mein liebe kindlein laß ich euch zur letze
An disen wollt euch eures leids ergetzen
Und sie in Gottes forchten stets erhalten
Auff das sie mügen sein ein freud euch alten
JOACHIM.
Fart hin nach Gottes will / mein liebste frawe
Eur angesicht ich werd nicht mehr anschawen
Eur seel die nehme Gott zu seinen henden
Und wöll das leyd in freude wider wenden.
SUSANNA.
Mein liebsten eldern euch ich auch gesegen
Mein lieber Gott der wöll euch lohn drumb geben
Das yhr auff tügnt / und frumbkeit mich gelehret
Dann yhr mich habt eins grossen trosts gewehret
Das ich in Unschuld sterb / und nicht mit schulde
Drumb wollt auch yhr das leiden mit gedulde
Mein Gott der wird es alls zum besten wenden
Und euch nach mir auch gebn ein seligs ende
HELCHIAS.
Mein liebste tochter weil wir das solln sehen
So kan es uns forthin nicht wol hie gehen
Dann dises leid wird machen / das wir werden
Nicht lang hie mügen bleibn auff diser erden
Drümb / weil es ja nicht anders kan geschehen
So fahr du hin / wir wolln dir bald nachgehen
ELISABETH.
O tochter mein / da ich dich underm hertzen
Getragen hab / fült ich nicht sölchen schmertzen
Als ich ytzunder deinenthalben habe
Drumb werd ich auch nu eilen zu dem grabe
Mein Gott der wöll in jehner welt uns geben
Beysam ein ewig unvergencklich leben
[58]
SUSANNA.
Kumpt her yhr lieben kindlein zu meinn henden
Und last mich euch umbfahen fur meim ende
Der liebe Gott der wöll sich eur erbarmen
Und euch nu selber fürn in seinen armen
Die weil es yhm nicht gfelt / das ich fort mehre
Auff erden hie euch leyten sol / und nehren /
Auch dich mein liebe Schwester Gott wol gsegnen
Und dir kein ubel lassen hie begegnen
REBECCA.
Ach schwester mein / das dir sol widerfaren
Ein sölcher todt / dein Gott wol dich bewahren
ABED.
Fraw / zeit ist da / wir sollen euch nu binden
SUSANNA.
Kann ich dann ja nicht lenger gnade finden?
So wil ich mich in eure gwalt ergeben
Und meinem Gott auff opfern hie mein leben
2. Szene
Scena Secunda.
Susanna. Resatha. Giezi. Daniel. Simeon. Gamaliel. Zacharias. Nahor. Ichaboth. Abed.

SUSANNA.
O Almechtiger herr und Gote
Der du kanst mitten aus der note
Die deinn erretten / und verwalten
Die sich an dein verheissung halten
Du wollst dich auch zu mir her keren
Und deine trew an mir bewehren
Auff das dein nahme werd geehret
Und vieler hertz zu dir bekeret
[59]
RESATHA.
Wie lang verziecht yhr mit der sachen
Wolt yhrs nicht schir ein ende machen?
Was soll das lange weynn / und klagen
Das sie die yhrn dest mehr thut plagen?
GIEZI.
Nu fraw wollt eure seel verwahren
Wir dörffen nu nicht lenger harren
DANIEL.
Ich wil am blut kein teyl nicht haben
Mit euch auch nicht die schulde tragen
SIMEON.
Horcht da /
GAMALIEL.
was da?
ZACHARIAS.
wes ist die stimme?
NAHOR.
Einn jungen knabn ich wol vernimme
RESATHA.
Wo kümstu her mit deinem schreyen?
Halts maul man sol dirs sonst zerblewen
GAMALIEL.
Haltt innen herr / fart nicht mit gwalte
Wer weiss / wies hab mit yhm ein gstalte
Last hören vor was yhn beweget
Das er ein solches gschrey erreget
NAHOR.
Sag an mein sohn / was bringst für mehre
Das du uns nachschreyst also sehre?
DANIEL.
Von Israel yhr grossen thoren
Wer hat euch so mit esels ohren
[60] Gekrönt / das yhr nichts mehr verstehet
Und gar nicht auff die warheit sehet
Das yhr so gar unweis / und blinde
Verdampt von Israel ein kinde
Die sölches hat verschult mit nichte?
Kert eilend wider zu gerichte
Dann dise habn auff sie getichtet
Ein falsch gezeügnus / und gerichtet
Als schelck / und bubn von haut und haren
Wie yhr ytzunder werd erfahren
ICHABOTH.
Das leugst du bueb in deinen rachen
Du solst uns wol ein yrthum machen
Zum henger weck / und laß uns gehen
Was solstu dich darauff verstehen?
Der böse geist hat dich besessen
Dast dich der klugkeit thust vermessen
Drumb schweig man sol dich sonst zerhawen
Und tödten auch sampt diser frawen
NAHOR.
Ey nicht also / nempt euch der weilen
Man muß den knabn nicht ubereylen
Er hat nichts unrechts noch gehandelt
Wer weyß wies Gott mit yhm noch wandelt
Es wird so plumpsweis nicht geschehen
Drumb last uns vor das end besehen
SIMEON.
Mein lieber sohn / so dir ist geben
Von Gott bevelch / was für zu legen
Das angelanget dise sachen
Drinn wir vieleicht was unrechts machen
So bitt wir wollest an die spitzen
Zu uns in das gerichte sitzen
Und selber dise sache richten
Die wir nicht recht habn künnen schlichten
So last die richter greiffen balde
Und secht nicht an yhr grosse gwalde
[61]
ICHABOTH.
Was? sol der loß bueb uns noch richten?
Das wollen wir gestehn mit nichten /
Yhr herrn / werd yhr einn frevel uben
Und uns mit unrecht hie betrüben
So sol es nicht umb sonst geschehen
Der schad der soll an euch auß gehen
RESATHA.
Wie das yhr setzt an unser stelle
Einn buebn / das er uns richten sölle
Den jemand hat an uns gehetzet
Das er sich unser schandt ergetzet?
Wo habt yhr das jemals erfahren
Das einem knabn von jungen jahren
Gebüret hett zu widerfechten
Was außgesprochen ist im rechten?
DANIEL.
Last euch nicht schrecken / noch abwenden
Yhrn zorn den solln sie nicht volenden
Last sie nur gfencklich bald annehmen
Wir wollen sie wol recht bezemen
Und yhren hochmut niderlegen
Denn Got yhn selbs wird widerstreben
Drumb hülfft sie gar kein widerfechten
Allein bevelcht sie bald den knechten
GAMALIEL.
Yhr knecht die frawen ledig lasset
Und an eur strick die Richter fasset
Dörfft euch vor yhn nicht fürchten sehre
Sie werden habn kein gwalt nicht mehre /
Ich ließ mich wol eins zwey beduncken
Es wer erlogen / und erstuncken
Was sie von diser frawen sagten
Weil sie so hefftig auff sie klagten
On das wir habn im maul kein zene
Und lassen uns beyr nasen dehnen
Nu müß wir lernen von eim knaben
Was wir zuvor gethan solln haben
[62]
ABED.
Yhr hört wol dise mähr yhr herren
Drumb wollt euch wider uns nicht sperren
Und gebt euch gfangen also balde
Wir müssen euch sonst mit gewalde
Angreiffen / und die hend anlegen
Drumb thut euch selber bald ergeben
ICHABOTH.
Ach Gott wie kum wir zu der sache
Das diser bueb solch yrthum mache?
Auff das er uns zu schanden bringe
Ich meyn das er nach unglück ringe
DANIEL.
Last euch yhr klaffen gar nicht hindern
Und thut sie bald vonander sündern
So wil ich kumen zu den sachen
Und yhre boßheit sichtbar machen
Den einn hieher fürs grichte füret
Den andern haltt / wo sichs gebüret
Biß das ich einen hab vernuhmen
Als dann sol auch der ander kumen
SIMEON.
Fluchs dran / was euch der knab thut sagen
Das thut / dörfft weiter nicht viel fragen
Yhr ungnad sol euch fort nicht schaden
Wenn yhr sie gleich auff euch thut laden.
3. Szene
Scena Tertia.
Abed. Ichaboth. Giezi. Resatha. Joachim. Helchias. Susanna.

ABED.
Wolan so nim du da zuhanden
Den Ichaboth mit deinen banden
Und fürn bey seits / wie sie gesaget
[63] Biß Resatha wird außgefraget
Verwahr yhn auch mit gutem vleisse
Auff das er sich von dir nicht reysse
ICHABOTH.
Ach das erst du mir solst gepieten
Dazu mit stricken meiner hütten
Und beide uns solt gfangen halten
Die yhr erst ward in unsern gwalden
GIEZI.
Das müst yhr selbs am besten wissen
Was yhr für bossen habt gerissen
Das yhr die schantz so habt versehen
Das wir mit euch umb müssen gehen
RESATHA.
Das macht der junge tellerlecker
Der rotzlöffel / und fingerklecker
Ach das man zu eim jungen knaben
Mehr zuversicht / und glaubn sol haben
Denn zu uns alten / und regenten
Die wir in disen regimenten
Nu lange zeit her seind gesessen
Ach hat man aller ehrn vergessen
Das man so blützlich stöst zu boden
Die / so erst ytzund schwebten oben?
ABED.
Das glück das thut sich bald verwenden
Ytzt ehrt es einn / bald thuts yhn schenden
JOACHIM.
Was wil da werden liebe frawe?
Mein Gott der wird eur not anschawen
Und alle sach zum besten wenden
Vergebns wird er den knabn nicht senden
HELCHIAS.
Ich hoff die schand sol werdn gerochen
Dann Gott der hat uns hülff versprochen
[64] Und wil uns ja kein mal verlassen
Wenn wirs im glaubn nur kunten fassen
SUSANNA.
Wie wünderlich seind dein gerichte
O Herr / wer sich darein kündt richten
Wie seltzam greiffstu zu den sachen
Die weil du mich wilt ledig machen
4. Szene
Scena Quarta.
Daniel. Resatha. Ichaboth. Simeon. Gamaliel. Zacharias. Nahor. Abed.

DANIEL.
Nu für den einn herzu mit gwalde
So wil ich yhn verhören balde
RESATHA.
Wie kumt yhr auff die weys yhr herren
Das yhr euch last das maul auffsperren
Und gebet zu eim jungen puben
Das er an uns sol frevel uben
DANIEL.
Du alter pub darffst nicht lang fragen
Ich wil dir bald die antwort sagen
Was meinstu das dein unrecht gwalte
Dir Gott zu gut sol ewig halten?
In boßheit hast zubracht dein jugent
Und dich gevlissen keiner tugent
Darnach hastu mit falschem scheine
Dich gstelt / als werstu frumb / und reyne
Mit sölchem schein die leüt betrogen
Das sie dich habn herfür gezogen
Da du nu bist inn sattel gsessen
Deins Gottes hastu gar vergessen
Die grechtigkeit thetst unterdrucken
[65] Die unschuld sich fur dir must bücken
Die ungerechten / die dir gaben
Geschenck / die liest du ledig traben
Wer aber dir nicht thet zu gfallen
Der selbig must das glag bezalen
In allen sölchen falschen handeln
Thetst du on Gottes forchte wandeln
An Gottes gsetz dein hertz nie keret
Da er durch Mosen also lehret
Den unschüldigen und den frumen
Den laß nicht umb sein leben kumen
Sölchs aber hastu alls verachtet
Noch je ein mal bey dir betrachtet
Das Gott dein tück werd hinderkumen
Du hast auch des nicht wahr genuhmen
Das nichts so gar subtil wird gspunnen
Es kumt ein mal auch an die sunnen
Nu aber ist die stund außgloffen
Das /Gottes urteyl dich hat troffen
Und eben uber diser sachen
Darinn du wolst zu schanden machen
Ein frume fraw / da solstu werden
Zu schand vor aller welt auff erden
Drum sag mir her du grechter richter
Viel mehr sag ich du lügentichter
Bey welchem baum du habst im garten
Die zwey der unzucht sehen warten
Wie du vorhin auff sie gewaschen
Sag an / wo thets du sie erhaschen?
RESATHA.
Ich hascht sie unter einer aschen

Umb gelegenheit des reyms willen seind andere baum hie genennet denn im text stehen.
DANIEL.
Gottes urteyl sol dich recht erhaschen
Dann du in deinen hals thust liegen
Damit du dich wirst selbs betriegen
Drumb siech /Gott hat das schwert gegeben
[66] Seim engel / das er dir dein leben
Zerscheittern sol / und dein nicht schonen
Dann ytzt wil er dein sünd belohnen /
Fürt den beyseits / und bringt auch here
Den andern / das ich yhn verhöre /
Wol her der du vom bösen samen
Des Kanaams / und nicht vom stammen
Des rechten Juda bist geboren /
Auff dich ist kumen Gottes zoren
Darumb dast dich unkeüschen alten
Anfechten liest Susannen gstalte
Die böse lust dein hertz verkeret
Der gleich yhr vielmals habt bethöret
Die töchter Israel / und zwungen
Das sie nach eurm gefalln gesungen
Und eurem willen raum gegeben
Dann sie nicht dorfften widerstreben
Aus forcht eur grossen ungenaden
Die sie nicht thürsten auff sich laden /
Von Juda aber das frum weibe
Hat euch nicht wolln yhrn keüschen leibe
Zu eurem willen underlassen
Des hat sie müssen auff sich fassen
Eurn zorn / und sich des lebns erwegen
Drumb hat yhr auch falsch kundtschafft geben
Und euch vereyniget beysammen
Das yhr sie wolt zum todt verdammen
Weil du nu gsagt / du habs gesehen
Das diser ehebruch sey geschehen
So thue mir disen baum ytzt kunde
Da du sie hast beysamen funden
ICHABOTH.
Ich fand sie unter einer linden
DANIEL.
Die rach des herrn sol dich auch finden
Dann du ein rechte lüg hast gsaget
Und fälschlich dise fraw verklaget
Drumb siech der engel Gott des herren
[67] Der wartt auff dich / und ist nicht ferren
Das schwert ist yhm in seine hende
Gegebn / das er dein lebn behende
Abhaw / und euch ytzt beide tödte
Und diß unschuldig blut erredte /
Fürn weck die weil er ist nu gfraget
Und hat sein lüg auch auff gesaget

Zun Radthern.

Yhr herrn die weil yhr habt gesehen
Wie sie mit lügen hie bestehen
So wist yhr nu was euch gebüret
Das rechten vollnt mit yhn außfüret
Yhr seyt der engel den ich meine
Dem Gott hat gebn das schwert alleine
Die ubeltheter hie zu straffen
Und frid vor yhn den frumen schaffen
Drumb secht / das yhr in euren henden
Das schwert nicht unrecht thut verwenden
Die schneid wolt gegn den bösen keren
Die frumen mit dem rucken ehren
Das ist / auff eurer sorg sie tragen
Als auff eim rucken / und handhaben
In sonderheit merckt dise lehre
Das yhr forthin nu nimmer mehre
Eim grossen herrn zu wolgefallen
Yhm seiner sach solt bald zufallen
Ehe yhr die sach im grund verstehet
Und allenthalben wol besehet
Dann offt ein herr aus zorn und neyde
Dem armen denckt zu thun ein leyde
Wenn ers dann sonst nicht kan verfügen
So denckt er yhm darauff ein lügen
Verlest sich auff sein ehr und gwalte
Man werd yhn fur keinn lügner halten
Und nur seim wort on Widerreden
Von stundan gwissen glauben geben
Wie dann mit disen ist geschehen
Drumb wollt euch forthin baß fürsehen
Euch auch kein gwalt vom recht last schrecken
Ob einer schon die zeen thut blecken
[68] Er wird euch drumb so bald nicht fressen
Dann Gott des grechten nie vergessen
SIMEON.
Wir dancken Gott in ewigkeite
Das er ist noch zu rechter zeite
Itzt kumen / und nicht zugelassen
Das würd unschüldig blut vergossen
Und dich du ausserwelter knabe
Die weil dir Gott hierinn sein gabe
Hat mehr gegeben / denn uns alten
Wolln wir in allen ehren halten
Und uns mit nicht des lassen bschweren
Fürbaß zu volgn deinn guten lehren
Was rhatt abr nu yhr herrn / und alten
Wie mans mit disen zweyn sol halten?
GAMALIEL.
Ein urteyl hat uns Gott gegeben
Dem sollen wir nicht widerstreben
Drumb dörff wir nu nicht lang radtschlagen
Den todt / den solln sie selber tragen
Den sie der frawen auffgeleget
Durch yhre bitterkeit beweget
Dann weil sie falsch gezeugnüs geben
Gebürt sichs nicht das sie solln leben
Drumb sol mans itzt on alle gnade
Mit steynen werffen bald zu tode
ZACHARIAS.
Ich thue der meinung auch zu fallen
DANIEL.
So thut mirs auch nicht ubel gfallen.
SIMEON.
Im nahmen Gots / so seys beschlossen
Yhr blut das sol ytz werdn vergossen /
Ihr knecht / fürt hin die lügentichter
Und haltt sie weiter nicht für richter
[69] Nach yhrm verdienst solt yhr sie ehren
Mit steynen solt yhrs zu beschweren
Yhr keins solt yhr aus gunst verschonen
Man wurd euch sonst mit yhn auch lohnen
ABED.
Ich hoff es sol an uns nicht feilen
Wir wolln yhn recht yhrn lohn mitteilen
Endlaufft uns einr er wirdts wol sehen
Wenn er wirt undern steynn auffstehen
5. Szene
Scena Quinta
Giezi. Resatha. Abed. Olympa. Ichaboth. Ruth.

GIEZI.
Wolan yhr herrn ziecht auff die fart
Es ist mit euch nu ungehart
Es gfall euch ubel oder wol
Yhr hört wol was geschehen sol
RESATHA.
Wir hören leider alzu viel
ABED.
Yhr selber fürt euch in das spiel
OLYMPA.
Yhr herrn gedenckt yhr noch daran
Das yhr mir unrecht habt gethan
Und mich umb meinen acker bracht?
Ytzund hat Gott eur sund gedacht
Und rechet ab die alte schuld
Die er biß her hat lang gedult
RUTH.
Yhr herrn habt yhr auch ytzund nicht
Der weil / das yhr mein sache richt?
[70] Darnach yhr gestern eylet sehr
Das wirdt euch ytzund alzu schwer
ICHABOTH.
O wee / wie hat sichs glück verkert
Erst neülich warn wir hoch geehrt
Ytzund seyn wir der werlet spot
Und stecken in der tieffsten not
Wie gar ist nichts gewiß auff erdn
Wer hett gedacht / das uns solt werdn
Ein sölches schendlichs end beschert?
O glück wie hastu dich verkert?
GIEZI.
Nu secht euch für / es kost das lebn
Yhr must ytzund den geist auffgebn
RESATHA.
O wee meins kopffs /
ICHABOTH.
O wee meins rucks
GIEZI.
Was siechst dich umb? wirff auff sie flucks
RESATHA.
O Gott biß gnedig zu der stundt
Mein seel die fert dahin vom mundt
ICHABOTH.
O Gott nicht siech mein sünde an
Die ich von jugent hab gethan
Kum mir zu hülff in diser not
Das mich nicht halt der ewig todt
ABED.
Wolan / halt inn / sie habn sein sat
Sie ligen beyd an rechter stadt
Sie werdn kein frawen schenden mehr
Noch fälschlich brengen umb yhr ehr
[71]
GIEZI.
Ey ja wir habn yhn gebn dafür
Ein ertzeney / ligt für der thür
Sand Steffans brot mans nennen thut
Die ist für sölch gebrechen gut
Der kaufft man umb einn groschen viel
ABED.
Mir nicht / das ich yhr kauffen wil
Der ertzeney zu meinem leib
Ich wil on das mit willn keim weib
Abschneidn yhr ehr / und gut gerücht
So darff ich diser salben nicht
GIEZI.
Ich wolt das ich die alle sol
Mit kißling schmaltz recht salben wol
Die von yhrm nechsten sagen schandt
Die sie an yhm nie habn erkandt
Ich wolt yhn yhre zungen schmirn
Sie sollns in dreyen tagn nicht rürn
ABED.
Wir wollen davon lassen ab
Und dise schicken zu dem grab
Was solln sie da lign auff der erdn
Das sie dem volk das maul auffspern
GIEZI.
Potzhinden / diser hat viel schmer
Er wird zu tragn sein leiden schwer
ABED.
Die helküchlein die er verzert
Die haben yhm den bauch beschwert
Greyfft auch ein wenig zu yhr gselln
Vom tranckgelt wir euch schencken wölln
6. Szene
[72] Scena Sexta.
Susanna. Beniamin. Jahel. Joachim. Helchias. Elisabeth.

SUSANNA.
O Gott der du allein gerecht
Du hast mich nu gerochen recht
Und mich errett aus disem todt
Denn du allein in aller not
Der helffer bist / und nicht verlest
Die sich auff dich verlassen fest
Dein zusag bleibet allzeit wahr
Kein mensch dich lügen zeihen thar
Du hast deinn kindern / zusag than
Du wölst sie nimmer mehr verlahn
Sie sölln die rach nur dir zugebn
Du wöllest sie wol rechen ebn
Das hast an mir auch wahr gemacht
Und deiner zusag recht gedacht
Darumb ich dich auch preysen wil
Weil ich in mir das leben fül
Und wil auch weiter des zu dir
Versehen mich / du werdest mir
Mein leben lang in aller noth
Erzeygen dich einn trewen Gott /
O lieben frummen eldern mein
Und yhr o liebster gmahel fein
Last uns von hertzen lobn / und ehrn
Den almechtigen Gott / und herrn
Der sich so freuntlich her geneygt
Und uns sölch wolthat heut erzeigt /
Und yhr auch liebsten kindlein mein
Last das euch zum exempel sein
Das yhr stets fürchtet Gott den herrn
Yhn liebt / vertrawt / und haltt in ehrn
Dann yhr ja ytzt habt gsehen frey
Wie Gott der her mir gstanden bey
Mich hat errett bey meinem lebn
Und mich gesund euch widergebn
[73]
BENIAMIN.
Ja liebe hertzne muter mein
Wir wollen nu viel frümer sein
JAHEL.
Ich auch wil fumb / und thosam sein
SUSANNA.
Ja thu es / du liebes töchterlein
JOACHIM.
Susanna liebste frawe mein
Ein steynen hertz fürwahr müst sein
Das Gott nicht dancket fur die gnad
Die er uns heüt erzeiget hat
Das er euch hat errett so fein
Und wunderlich vons todes pein
Ich hatt mich eur schon gar verzign
Nu abr ich euch thue wider kriegn
So solt yhr mir viel lieber sein
Weil yhr eur ehe gehalten rein
Und Gott eur unschuld selbs bekant
Mit dem / das er von euch die schand
Hat in die lügner selbs gesteckt
Und wider sie den knabn erweckt
HELCHIAS.
Das ist mir auch ein grosser trost
Das du dich rein erhalten hast
Und heut bestehst mit allen ehrn
Vor Gott / und auch vor disen herrn
Das kann ich Gott verdancken nicht
Das er dein unschult hat gericht
ELISABETH.
Ja freilich künn wir nimmer mehr
Bezalen Gott die grosse ehr
Die er an uns hat heut gewandt
Das er den knaben hat gesandt
Dein unschuld hie zu offenbarn
[74] Drumb solln wir auch kein zeit nicht sparn
Und dancken Gott on unterlaß
Das er uns hat erzeiget das /
7. Szene
Scena Septima.
Abed. Simeon. Susanna. Daniel. Joachim. Nahor. Abdi.

ABED.
Weisen herrn / wir haben eur geschefft volendet
Und die ubeltheter zu dem tod versendet
Auch bestatt zur erden / wie sich das gebüret
Hoff wir haben diese sach recht außgefüret /
SIMEON.
Gott sey lob / das er die unschuld hat gerochen
Und den argen richtern yhren gwalt gebrochen
Die uns hatten schir gefürt in grosse sünde
Wo uns Gott nicht hett erret durch dises kinde
Und sich selbs der frawen Unschuld angenuhmen
Und das unrecht blutvergiessen underkumen /
Fraw Susanna / das wir eur auch nicht vergessen
Bitt wir euch / wolt uns in argem nicht zumessen
Das wir habn zuvor ein urteil lassen gehen
Welchem nach / euch grosser gwalt von uns wer gschehen
Dann wir achten / das es Gott so hat gewendet
Das der Richter boßheit wurd an euch geendet
Und eur tugnt / man dester klerer künt ersehen
Wie dann auch zu beydem teil nu ist geschehen /
Dann die Richter habn nu yhren lohn endpfangen
Yhrer boßheit / die sie habn biß her begangen
Aber eure tugnt wirdt weiter außgetragen
Denn man hett zuvor gewüst davon zu sagen
Alle menschen / die von diser gschicht werdn hören
Werden euren nahmen halten stets in ehren
Auch so werd yhr manchem bider weib hie geben
Ein exempel eines reynen keüschen leben
[75] Uber das / die yhr ein kleine weil mit schanden
Neulich seyt alhie vor unsern augn gestanden
Solt von uns dafür sybnfeltig ehr nu haben
Welchs yhr Gott zu dancken habt / und disem knaben
Welchen Gott aus gnaden ytzt zu uns her sandte
Das eur unschuld jederman nu würd bekandte
SUSANNA.
Lieben herrn / das urteil das yhr heut thet sprechen
Wil ich euch forthin in argem nicht zurechen
Sonder wils für Gottes willen auch erkennen
Und sein wunderthat zu grossem danck annehmen
Welch er hat an seiner armen meid erzeyget
Und so veterlich sich her zu mir geneyget
Dich auch liebes kind wil ich in ehren haben
Weil dich mein Gott hat begabt mit solchen gaben
Und durch dich mich hat errett von diser gwalde
Weil ich leb / wil ich gegn dir mich danckbar halten
Und für Gott meins herrn gesandten dich erkennen
Auch nach Gott / dich meines lebens heyland nennen /
DANIEL.
Fraw Susanna keiner ehrn ich nicht begehre
Dann ich meinenthalben nicht bin kumen here
Sonder Gott der hat eur unschuld angeschawet
Und eur hertz / welchs yhm mit starcken glaubn vertrawet
Welches halbn / er eur gebet hat angenuhmen
Und verschafft / das ich den todt müst underkumen
Drumb so gebet Gott allein hierumb die ehre
Dann so habt yhr auch schon than / was ich begehre
JOACHIM.
Lieber sohn / und yhr mein liebe herrn / und alten
Billich soll von Gottes lob uns nichts auffhalten
Wolln der halbn wir all zu gleich mit höchstem vleise
Uns gegn unserm lieben Gott mit danck beweysen
Und der wolthat forthin nimmer mehr vergessen /
Weyter aber alle / die yhr hie gesessen
Thue ich auff das freuntlichst bitten / und begehren
Das yhr euch / mir nach zu volgn / wollt nicht beschweren
[76] Und den tag mir helffen wollnt mit freudn volenden
Dran mir Gott mein leid in freud hat wollen wenden
Dann wir wollen lob / und danck dem herren singen
Wolln uns frölich auch erzeygn mit tantzn / und springen
Alles unserm lieben Gott zu lob / und ehren
Alle unkost sol mich gar mit nicht beschweren
Dann die weil mein weib heut stund in todes gfare
Meins bedunckens ich gereyt ein widwer ware
Weil sie aber Gott erhalten hat beym leben
Und mirs gleichsam wider zu der ehe gegeben
Wil ich auch gleich als ein newe wirtschafft halten
Drumb ich nochmals bitt / mein liebe herrn / und alten
Wollet euch / dabey zu sein / nicht lassen bschweren
Gott zu lob / und mir zu lieb / meinr frawn zu ehren
NAHOR.
Wollet yhm ein antwort gebn von unsernt wegen
Wie yhrs macht / so sols uns auch nicht sein endgegen
SIMEON.
Lieber Joachim eur bitt wir habn verstanden
Wollen euch auch all zugleich nachvolgn zu hande
Dann eur frumen frawn / und euch zu lieb / und ehren
Soll uns diß / und anders mehr zu thun nichts bschweren
JOACHIM.
Des bedanck ich mich gegn euch mit höchstem vleise
Wil mich wider dienstlich gegen euch beweisen /
ABDI
ad spectatores.
Alle die yhr habt meim herren helffen klagen
Und ob fraw Susannen hertzlich mitleidn tragen
Wollet euch auch frölich widerumb beweisen
Und mit yhm den herrn für seine wolthat preisen.

Cui uni sit gloria, in secula Amen.

Beschluß

[77] Der beschluß.

Großgünstig liebe herrn / und freund

Und all / so hie versamlet seind

Die yhr dem spil habt zugehört /

Merckt was nu wird von euch begehrt

Das spil der meinung ist geticht

Und ytzt darauff auch angericht

Das Gott dem herrn daraus endstündt

Sein ehr / und nutz auch schaffen kündt

Bey allen den die sölchs wurdn hörn

Drumb thue wir fürnehmlich begehrn

Das yhm ein yeder nem daraus

Ein lehr / und trags mit yhm zu haus

Und besser sich in seinem standt

Er sey nu wie er sey genant

Die richter das mit yhrer that

Uns lehrn / was schand es auff yhm hat

Wenn alte leüt erst bulen wolln

Die sölchs den jungen wehren solln

Und wie ein elend ding es sey

Umb einen menschen / wenn er frey

Gelassen wird seim eygnen will

Wie yhm kein boßheit ist zu viel /

Auch wies umb öbrikeit ein gstalt

Hat / so sie fahren mit gewalt

Und die person der reichen herrn

Anschawn / die armen aber bschwern

Und richten nur nach gunst und neydt

Verlassen die gerechtigkeit

Wie sölchs nicht bleibet ungestrafft

Und Gott die rach auch selbs verschafft /

An yhn auch das ein jeder lehrn

Wer jemand schmecht an seinen ehrn

Durch zeugnus falsch / und lügenthandt /

Das der auch gmeincklich werd zu schandt /

Die Radtherrn uns das zeigen an

Das wir aus forcht nicht sollen lahn

Uns schrecken ab / von dem das recht

Wenns uns gleich selber nachtheil brecht /

[78]

Was unrecht ist / nicht willign drein

In böser sach kein jaherr sein /

Auch das kein herr sich schäme nicht

Von eim zu hörn ein gutn bericht

Der etwas gringer ist denn er

Wie die habn gvolgt des knabens lehr /

Der Daniel beweißt uns alln

Wie hertzlich Gott die kinder gfalln

Und wie er yhn auch geben kan

Seinn geist / wenns gleich vernunfft nicht han

Wie Gott auch durch der kinder mundt

Gepreißt wil werdn zu aller stundt

Die fraw Susanna gibt uns mehr

Viel Christlicher / und schöner lehr

Dann erstlich ists ein spiegel klar

Darinn sich solln beschawen gar

All frume frawen / die da wolln

Gern wandeln / wie sie wandeln solln

Und trachten auch nach tugnt / und ehr

Die habn an yhr ein feine lehr

Wie sie yhr menner sollen ehrn /

Erkennen sie für yhre herrn

Nach Gotts gepot / und yhn zu gfalln

Sich halten stets / auch yhn für alln

Mit reiner lieb vest hangen an

Nicht volgen nach eim andern man

Wie sie solln lehren offt und viel

Yhr kind / und gsind den Gottes will /

Vors ander lehrts uns all zu gleich

Das man von Gots gepot nicht weich

Und keinr sich laß verfürn da von

Ehe setz sein leib und leben dran /

Vors dritt so gibts uns lehr und trost

Das wir gewiß solln werdn erlost

Wenn wir gleich lign in höchster not

So wir nur halten vest an Gott /

Und unser creutz gedültig tragn

Das uns von Gott wirdt auffgeladn

Dann ehe uns Gott verlassen kan

So greifft ers ehe mit wunder an

[79]

Wie yhr ytzt gsehen klar und hell

Das gschehen ist durch Daniel /

Die widwen uns auch das bewehrn

Das / wer die rach bevilcht dem herrn

Das der auffs best gerochen werd

Mehr / denn er selbest hett begehrt /

Der Jochem ein exempel fürt

Was einem frumen mann gebürt

Der dann sein eheweib liebt / und ehrt

Tregt sorg für sie / das yhr nicht werdt

Zugfürt ein ungmach oder leid

On not sich auch von yhr nicht scheidt

An disen eldern das man spürt

Was ehr / und freud uns das gepirt

Zu letz in unsern alten tagn

Wenn wir die kinder wol gezogn

An knecht / und meid man das betracht

Wie yhn gebür / das sie in acht

Wol han / und mercken gute lehr

Die yhn für gibt fraw / oder herr

Yhr gschefft auch treulich richten aus

Was yhn bevolen wirdt im haus

Des gleichen die zwey kinderlein

Die kinder lehren ghorsam sein

Das sie mit lieb / und nicht mit schleg

Sich lassen fürn den rechten weg

Mit guter lehr sich spilen tragn

Die yhn yhr eidern vor thun sagn

Und was diß spil der gleichen mehr

In yhm begreifft fur gute lehr

Die ich nicht all verzelen kan

Der wöll sich brauchen yederman

Zu seinem besten wie er weis

So kriegt auch Gott davon seinn preis

Und gschicht dem tichter / und uns alln

Nach unserm höchsten willn / und gfalln /

Noch ferner aber lieben herrn

Wir all zugleich von euch begehrn

Die weil wir fürnemlich euch alln

Zu besserung / und wolgefaln

[80]

Der müe uns unterwunden han

Diß spil gelernt / und gfangen an

Yhr wolt euch unsern dienst nu lahn

Gefalln / und danckbar nemen an

Und so wirs ettwo hetten nicht

Nach notturfft gnugsam außgericht

So bitt wir / nempt ytzund für lieb

Biß sich ein jeder besser yeb

Wenn er mehr zeit / und weile hat /

Itzt nempt den willen / für die that

Dann das wir sölchs gefangen an

Das hab wir ja im besten than

Nach Gottes ehr / nichts gsüchet mehr

Dann daß der jugnt ein reitzung wer

Zu Gottes forcht / und erbarkeit

Zu tugent / und Gotseligkeit

Und kem zu nutz gemeiner Stadt

Und auch zu ehr eim Erbarn Rhadt

Den wir daneben auch hiemit

Verehrt wolln habn / mit gmeiner bith

Er wolls ym besten nehmen an

Und unsern dienst yhm gefalln lahn

Das wolln wir fort yn anderm fal

Umb yhn verdienen all zu mal


Finis.
Acta Calae Dominica Invocavit.
Anno Domini. M.D. XXXV.
[81]

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TextGrid Repository (2012). Rebhuhn, Paul. Drama. Susanna. Susanna. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8D47-7