[91] Die Alte Frau

Täglich sitzt sie in Erinnerungen,
Ihre Hände auf den Knien verschlungen.
Eingesponnen in ihr Traumgewebe,
Schaukelnd auf versunkner Zeiten Schwebe.
Ihre Quellen haben sich geschlossen,
Sind ins Innere zurückgeflossen;
Auf dem dunklen Seelenspiegel jagen
Sich die Schatten von gelebten Tagen.
Immer weht es aus dem Unsichtbaren:
Ist sie nicht die Gleiche wie vor Jahren?
In dem unterirdischen Verstecke
Sprengt ihr frühes Selbst die leichte Decke,
Drängt mit ungebrochnen Schmerzgewalten
Sich im Bild der Seele zu gestalten.
Scheu verschlossne Sehnsuchtstriebe springen,
Zitternd, sich aufs neue darzubringen.
In dem Sternenglanz der Allmacht spiegelt
Sich ihr Sein vollendet und entsiegelt.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lachmann, Hedwig. Gedichte. Gesammelte Gedichte. Die Alte Frau. Die Alte Frau. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D923-1