Vorfrühling

Weltanfassende, fröhliche Dummheit,
Sprießendes Singen seimigen Grases,
Wohligschelmisch Gewölk.
Weicher Schalmeientöne,
Sinniges Grübchen.
Am markig umwundenen Knie,
Ziehet's spielend hin:
Fromm in Sonne,
Atmende Auen.
Reime und Maße,
Tabulatur der Stände
Gezählt am peinlich
Gekrümmten Finger –
Das ist vorüber.
Blöde zwinkernd
Putzt die stechenden Brillengläser
Heisere Gescheitheit.
Melodische Seele der Welt,
Frühling, Schalmei,
Spiele, spiele uns alle hin
In alles Schönheit tanzendes Leben.
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In das muntere Gesetz
Alle Sterne strahlenden
Liebenden Reigens.
Warum kommen nur die Menschen nicht,
Wollen sie nicht?
Und zwingen zum Tanz? ...
Nun –
Und die spatzschreienden Hecken
Und die paarenden Tiere sagen:
Die Welt geht weiter.
Auf vermoderter Triebe Rost
Immer wieder nachquillend
Tauender Teufel bereuender Frost.
Auf der grünen weiteblauen
Himmelswiese
Dauern hin, spielend versonnen,
Weltverlorne Lichtungen,
Locken rötlich träumende Kindesköpfe.
Gelbes rotes strotzendes Feuer
Roter Blumen.
Blitzelt auf bräunlichen Ständern
Suchend wach ...
Entgilbender Himmel –
Ist es nicht wärmer schon oben?
Da Gott Vater erst
Und erste Welt;
War das nicht so wie himmlische
Weltanfassende Dummheit.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hille, Peter. Vorfrühling. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6928-F