Franz Grillparzer
Gedichte

[9] An die Sonne

Sonne, göttliches Licht! Schaffende, nährende
Himmelstochter! Du spendest uns
Wonne, Segen und Lust, Früchte den lockenden
Fluren, zeugest den Traubensaft.
Kaum entfaltet der Tag jugendlich heiter sich,
Sieh! Da singet ein Vögelchor
Hymnen, Schöpferin dir, alles belebendes,
Alles stärkendes Götterkind.
Sieh! Da glänzt das Gebüsch, Felder und duftende
Haine blitzend von kühlem Tau,
Der die Gewächse erfrischt, nähret, und stärkere
Wohlgerüche zum Himmel schickt.
Du verscheuchest den Schlaf, der mit allmächtigen
Schwingen jeglichen Menschen deckt,
Der im quälenden Traum foltert den Erdensohn,
Den du gütig der Qual entreißt.
Dankbar gegen die Huld deiner erquickenden
Güte, zollet der Afrer dir
Weihrauch, dankbar ertönt starrender Lappen Lied
Auf den eisigten Ebenen.
[9]
O dein strahlendes Haupt gibt mir ein Wonnegefühl!
Macht den Schöpfer mich ahnden. Da
Stürz ich nieder vor dir, bete die gütige
Allmacht hocherfreut, innig an.

Den 16ten Juni 1804

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grillparzer, Franz. Gedichte. Gedichte. An die Sonne. An die Sonne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-ED3A-0