Das Fehlbare

an Herrn – – – –


Dir, Weisheit, bin ich gar nicht gut,
Du läßt mirs oft an Freuden fehlen;
Denn das, was man am liebsten thut,
Willst du sogleich zum Bösen zälen.
Dich, Frömmigkeit, dich lieb ich zwar,
Doch! laß mich auch zuweilen fehlen;
Ich will mir ia durchs ganze Jahr
Den Früling nur dazu erwählen.
Dich, liebes Glükke, bet' ich an,
Laß mirs an keinem Guten fehlen!
Nur laß mich, wenn ichs haben kann,
Mehr Neider, als Dukaten zälen.
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Wenn du mir, Liebe, günstig bist,
So laß mir nicht Brunetten fehlen;
Wenn ich Brunetten gnug geküßt,
So will ich denn Blondinen wählen.
Es fehlet mir des Ehstands Quaal,
Ach möchte sie nur immer fehlen;
So könnt ich einst zur frohen Zahl
Der Tage auch die Nächte zälen.
Ach seeliger Anakreon,
Ach daß uns deine Zeiten fehlen!
Den Vorteil wünscht ich mir davon,
Du solltest mir ein Mädchen wählen.
Doch! wenn gleich dieser Kenner fehlt,
So soll mir doch die Wahl nicht fehlen.
Mein Freund, der iüngst für sich gewählt,
Soll auch für mich ein Mädchen wählen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Versuch in Scherzhaften Liedern, erster Teil. Das Fehlbare. Das Fehlbare. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D93F-7