369. Der Ablaß in Biberach.

Aus der Pflummern'schen Chronik (Annalen von 1400-1700) bei Ostermayer S. 55 ff.

»Item wan man ein krank Mensch versehen wollt, so leütt man ein Aplaß vor in der Kirchen, wer es hört, bett Gott für die kranke Person, vnd gieng der Helfer Ersamblich mit dem Sakrament in einem Chorhembd vnd Stol darob, zoge ein Lappen an den Hals, daß sie vornen weit fürgienge, deßgleichen 4 Schulerlein, auch mit solch fürgezogenen Läpplein, trugen Fenlin in den Händen. Auch zween andere Schuler trugen 2 vergläserte Laternen mitt brennenden Kerzen darinn. Vor den vier Schulern so sangen, gienge ein Messner auch mit einer Latern. Dem Hailigen Sakrament folgen nach des Kranken Freündtschaft in Klagkleidern auch die Nachparn, vnd dik sonst viel Volks, die Frawen trugen Laternlin. Und wann man einem das Hailige Oel auch geben wollt, truge man ein Kreüz, daran unser Herr gemalet war, vnd stekt das Kreüz zu den Füßen der Bettstatt, vnd wenn man wieder in die Kirchen kam, stunde der Helfer still vnd verkündet denjenigen, so dem Heiligen Sakrament nachgefolgt, 4 Tag Ablaß.«

In der Rottenburger Umgegend hieß man dise Sitte»mit əm Apliss gəõ, 's Apliss.«