643. Spinnerin in der Sonne und Mann im Mond.

Für ganz besonders sündlich hielten es früher die Leute, am Sonnabend Abend zu spinnen, weshalb denn auch noch jetzt – mit gewiß nur wenigen Ausnahmen – alle Spinnräder an diesem Abend ruhen. Eine gottlose Frau, die einst einen ganzen Winter hindurch gegen diesen alten frommen Brauch handelte und ruhig an den Sonnabend-Abenden fortspann, wurde zur Strafe für dies Verbrechen in die Sonne versetzt, wo sie nun Tag und Nacht bis in alle Ewigkeit spinnen muß. Wenn die Frauen und Mädchen zurück vom Osterwasserholen kommen, dann können sie die Gottlose ganz deutlich in der aufgehenden Sonne sitzen und spinnen sehen. Ein Mann, der mehreremale so gottlos gewesen war, am Sonnabend noch spät in den Wald zu gehen und Holz zu holen, wurde zur Strafe hiefür mit seinem Bündel Reisig in den Mond verbannt, wo man ihn auch jetzt noch deutlich sehen kann.


Niederh. 4, 271 f.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Erster Band: Sagen und Märchen. Sagen. 643. Spinnerin in der Sonne und Mann im Mond. 643. Spinnerin in der Sonne und Mann im Mond. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-D16F-A