99. Henochs Leben

1731.


Vor Seinen Augen schweben
Ist wahre Seligkeit;
Ein unverrüktes Leben
In Eingesunkenheit:
Nichts können und nichts wissen,
Nichts wollen und nichts thun,
Als Jesu folgen müssen;
Das heißt im Friede ruhn.
Man steht von seinem Schlafe
In Christi Freundschaft auf;
Man fürchtet keine Strafe
Im ganzen Lebens-Lauf;
Man ißt und trinkt in Liebe,
Man hungerte wol auch;
Man hält im Gnaden-Triebe
Beständig einen Brauch.
Wenn man den Tag vollendet,
So legt man sich zur Ruh,
Von Christo unverwendet
Thut man die Sinnen zu;
Und weiß auch denen Träumen,
Wenns ja geträumt soll seyn,
Nichts anders einzuräumen,
Als Christi Wiederschein.
Man geht in einer Fassung
Dahin bey Tag und Nacht,
Und ist auf die Verlassung
Der ganzen Welt bedacht:
Man hört, und sieht, und fühlet,
Hört, sieht und fühlt doch nicht;
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Und wenn uns Schmerz durchwühlet,
Weiß man nicht, was geschicht.
Gewiß, wer erst die Sünde
In Christi Blut ertränkt,
Und hurtig und geschwinde
Aus Jesum zugelenkt;
Der kan sehr heilig handeln,
Und kan bald anders nicht.
Herr Jesu, lehr uns wandeln
In Deiner Augen Licht!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von. Gedichte. Teutsche Gedichte. 99. Henochs Leben. 99. Henochs Leben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B50F-2