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Mel. 59.


1. Preiswürdig's lam ich ehre dich, und falle hin zu deinen füssen, und wil dieselben inniglich mit vielen freudentränen grüssen; so nichtig, untüchtig, als ich immer bin, so weis ich doch, daß ich gehöre dahin.

2. O lam! wie ist mir doch so wohl, daß ich so nah mich bey dir finde! ich weis kaum was ich sagen sol; dein daseyn ist so sanft und linde: was sag' ich, du ziehst mich so an dich hinan, wenn ichs schon beschreiben wil, daß ich nicht kan.

3. Die ehrfurcht und der liebestrieb, die streiten bey mir um die wette, so daß ich gern versunken blieb, und gern auch taubenflügel hätte; so flög' ich, so läg' ich gebüket und klein: ich glaube den'n Seraphim wird es so seyn.

4. Es kan gar wol beysammen stehn; du wilt geehret seyn durchs lieben. Drum ist mein allererstes flehn: bin ich zu deinem dienst verschrieben; so mach' mich geschiklich, damit ich alhier durch wort und durch wandel dir werde zur zier.

5. O! könt' ich es doch jederman, so wie es ist, begreiflich machen; so zeigt' ich allen leuten an die tief' und höhe deiner sachen, die allen gefallen, die sich dir [1069] vereid't, und die du dir selber zu tempeln geweiht.

6. Mit allen denen magstu nun, so seltsam als du wilt, verfahren; denn sie verstehn ja all' dein thun und deinen zwek, den wunderbaren: und schlüg'st du auch gar zu, so wissen sie doch: sie sind deine kinder, und lieben dein joch.

7. Das hat die kleine schaar voraus, die dich als ihren hirten kennet, was andre nennen furcht und graus, das wird bey uns ein glük genennet: denn wenn wir erst mit dir vereiniget seyn, so finden wir uns bald in alles hinein.

8. Mein herze wall't, ich bins gewis, du denkst an mich mit zarter liebe: weg alle sinnenfinsternis! o! daß nichts vor ihr übrig bliebe! ich geb' mich ganz kindlich in deine hand hin mit einem warhaftigvertraulichen sin.

9. Wer kan dich doch genug erhöhn, vor all' dein treues liebsbezeigen? gern bräch ich aus in lobgetön; denn hier ist nichts so schwer, als schweigen: gespielen, die's fühlen, verstehen es bald, wie einen kan treiben der liebe gewalt.

10. Da du uns nun, du guter hirt, als deine eigne schaafe kennest, und daß sich keines weit verirt, ein jegliches mit namen nennest; so halte die alte und ewige treu, und mach sie uns täglich mehr wichtig und neu.

11. Bewahre deine kleine zahl, die sich auf blut und wunden gründet, und welche deine gnadenwahl belebt, erwärmet, und entzündet; daß sie sich stets männlich und kräftig erweis', und alles vollende nach deinem geheis.

12. So daurt man alle zeiten aus, und unsre wohnung bleibt im segen, sie ist ein unbeweglich haus bey allem sturm und wetterschlägen: was ist wol, das ihr sol zum falle gedey'n? sie stehet auf einem lebendigen stein.

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Erdmuthe Dorothea von. Gedichte. Geistliche Lieder. 1181. Preiswürdig's lam ich ehre dich. 1181. Preiswürdig's lam ich ehre dich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B3F2-E