1127.

Mel. 71.


1. Ruft man gleich da und dort und überal, so gibt es dennoch keinen wiederhal: denn, ist's der hirt, der uns bey namen ruft, so schall't das amen durch die ganze luft.

2. Er redet zwar mit uns auf manche art; und wer versteht's, als wem er's offenbart? eins heist er ruh'n, eins heist er sich bewegen; eins muß ins feld, und eins muß andre pflegen.

3. Und wie sein wort ein scharf zweyschneidig schwerdt, so weis er auch wohin daß es gehört: wenn's schneiden sol, so schneidt's bis in die seele; wenn's heilen sol, so wird's zum lebensöle.

[1029] 4. Wenn er ein mat und lächzend schäflein find't, so labt sein wort dasselbige geschwind: das wort: Ich bins, und: du bist von den meinen! vertreibt die angst, die furcht, und kläglichs weinen.

5. Er führt uns oft in stille wüsteneyn; da spricht er uns in unser herz hinein, und machet kund geheime gnadenschäze: er weidet uns aus ganz besondre pläzze.

6. Auf was vor art die stimmen immer sind, so ist kein schäfgen, das sich nicht drein find'; ein jedes weis, was ihm allein gehöret: und in dem sin wird man nicht mehr gestöret.

7. Die antwort, die auf hartes rufen schalt, heißt: unser hirt! wir folgen alsobald, und geh'n dir nach durch tiefen und durch höhen, ohn auszuruhen oder still' zu stehen.

8. Du, der du dir durchs blut dein hirtenamt selbst hast verdient, schau her! wir sind entflamt, wir lieben dich: ach! wärs doch, wie wir wolten! so feurig und so innig, wie wir solten!

9. Ich armes schaaf, ich mach' mich nahe hin zu deinem stab: weil ich noch schwächlich bin, so bleib ich dir, so nah' ich kan, zur seiten, und wil dich, wo du gehest hin, begleiten.

10. Ich lege mich auf deinen hirtenarm, du hast es gern, (bis sich der HERR erbarm') ich fühle es, wie zärtlich du mich liebest: ach! daß du stets so gegen mich verbliebest!

11. Ja! ja ich bleib', ich weiche keinen trit; berg auf, berg ab, ich gehe dennoch mit: wo wolt ich hin? ich kan nichts mehr verlangen, es ist mir schon so wohl bey dir gegangen.

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Erdmuthe Dorothea von. Gedichte. Geistliche Lieder. 1127. Ruft man gleich da und dort und überal. 1127. Ruft man gleich da und dort und überal. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B3BD-A