Das Fünffte Lied

Auff die Heimbohl- und Riccische Hochzeit.

Die J. Braut an Ihren Liebsten.

Es bricht herfür der Nächte Licht/
Ach! Liebster/ kommt/ Sein Angesicht
Soll meine Sonne werden:
Die Nacht das sehr verschwiegne Kind
Erweckt den kühlen Suden-Wind
Der fast erhitzten Erden:
Es wehn und gehn
alle Winde sanfft und linde/
Mond und Sterne
wincken durch die Lufft von ferne.
[158]
Ja Venus ziht zum ersten auff
und will durch seinen sanfften Lauff
uns beyde selbst begleiten/
Dem folgt das andre Sternen-Heer
und hängt das Gold je mehr und mehr
am Himmel auff von weiten.
Ja ich wil mich/
O mein Leben/ Dier nun eben
Gantz ergeben/
Nun will ich nach Freuden streben.
Der H. Breutgam.

Ach! schöne Braut/ mein ander Ich/
O mein Rubien/ Ihr geb' ich mich
anitzt auch gantz zu eigen:
Es zwinget mich Ihr Rosen-Mund/
Das lieblich-sehn das macht mich wund/
Ich kann es nicht verschweigen.
Es soll kein Groll/
Noch was feindlich und nicht freundlich
uns betrüben;
Ich wil Sie von Hertzen lieben.
Vom Himmel kömmt diß schöne Bild/
Der Trost/ die Lust/ das Freuden-Schild/
Nun kann ich mich erquicken;
Wenn mich der Krieg ja traurig macht/
So kan sie doch zu Tag und Nacht
mit Trost mich recht anblicken.
Ach mein Schätzlein/
Laßt erwarmen in den Armen
meine Glieder/
Legt den Nahmen bey mir nieder.

[159]
Der Cohr an beyde.

So recht! Ihr wohlgetrautes Paar/
Es wündscht Euch Glück der Musen Schaar.
Gantz Bitterfeld erschallet/
Die Mulda fleusst zum Elben-Fluß/
Daß man sich drüber wundern muß/
Wie sie vor Freuden wallet;
Ihr schön Gethön
Cherubienen/ Seraphinen
Hoch erschwingen
und dem Herrn ein Danck-lied singen.
Gleich wie der Perlen Tau verjüngt/
Her aus der Morgenröth entspringt/
Graß Laub und Kreuter zieret/
So wird auch zieren euren Tisch
Die kleine Schaar gesund und frisch/
Wenn Gott die Lust duplieret;
Ehlich/ frölich/
lebt und schertzet/ liebt und hertzet
Euch in Ehren/
Daß wir diesen Wundsch vermehren.
Nun gute Nacht und schlaafft Euch satt/
Weil Ihr vielleicht von Liebe matt
und lescht die heissen Schmertzen;
Der Himmel gibt Euch seine Gunst
und hatt die keusche Liebes-Brunst
Entzündt in euren Hertzen.
liebt Euch zugleich/
lebt in Freuden ohne Leiden/
Wie wir alle
Wündschen ingesammt mit Schalle!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Fünfftes Dutzend. Das Fünffte Lied. Das Fünffte Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B072-2