[184] Das Sechste Lied

Auff C.W. Hochzeit.

Die Jungf. Braut.

Komm/ Liebster/ ich warte mit großem Verlangen/
Ach eyle/ der silberne Monde bricht an;
und zeiget am Himmel die lieblichen Wangen/
Er scheinet und gehet die güldene Bahn;
Es wincken von ferne
Die lieblichen Sterne/
Sie reitzen zur Lust;
Drüm laß uns hineylen
mit keinem verweylen/
Wo schertzen und hertzen uns immer bewust.
Daselbsten soll keiner uns beyde verhönen/
Noch schwatzen aus unserer Schule/ wohlan!
Wier wollen nach diesem nicht weiter uns sehnen/
Was unsere Hertzen vor diesem gethan:
Wier wollen uns letzen
im lieben ergötzen/
Es schweiget die Nacht/
Weil unsere Sinnen
Nur Freude beginnen/
Weil unsere Hertzen auff schertzen bedacht.
[185] Der Herr Breutgam.

Vom Himmel kömmt dieses mein einigs Verlangen/
Mein Hertze/ mein Leben/ mein edeler Schild/
Wie artlich sind ihre so zierliche Wangen
Mit Purpur und Liljen und Rosen erfüllt?
Ihr freundlich sehn zwinget/
Zur Liebe mich bringet
Ihr rößlichter Mund:
Wann Cynthia lachet/
Wann Phöbus erwachet/
Hatt meine Geliebte mein Hertze verwundt.
Drüm wollen wir/ Schönste bey Zeiten uns letzen/
Ich folge der Liebsten/ Sie gehe voran.
Wir wollen uns hertzlich mit schertzen ergötzen/
Wir haben dem Tantzen Genüge gethan!
Wier wollen nun eylen/
Nicht ferner verweilen
und leschen die Gluth:
Wier wollen uns laben/
Das trauren vergraben/
Wir wollen erfrischen und letzen den Muth.

[186]
Cohr.

So recht! geht hin und schertzt Euch satt/
Wo Lieb' und Lust ihr Ankunfft hatt/
Ihr wohlgetrauten Beyde:
Es wündscht Euch Glück ein jedermann/
Der nur die Seiten zwingen kann/
Stimmt an zu eurer Freude;
Es geht und steht
Bey Euch Beyden/ nur in Freuden/
geht und liebet/
Weil kein unfall Euch betrübet.
Gott wird Euch segnen Tag und Nacht
und durch der Engel treue Wacht
Euch für und für bewahren/
Der güldne Friede soll auffgehn
und stets üm Euer Bette stehn
Wo Lieb' und Lust sich paaren/
lebet/ schwebet
ohne Leiden/ nur in Freuden/
Wie wir alle
Wündschen ingesammt mit Schalle.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Sechstes Dutzend. Das Sechste Lied. Das Sechste Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AED2-A