Das Dritte Lied
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1.
Der Abend bricht herein/ die kühle Nacht entspringet/ da mann der Liebe Lied mit vollen Freuden singet/
die kinder kühler Lufft seyn auch in stoltzer Ruh/
nur Echo wachet noch und rufft mier immerzu
die letzten Sylben nach; ich sehe wie den Sternen
der schier erblasste Mond zu wincken kan von fernen;
Nur ich bin ohne Trost und wache gantz allein
und seufftze fort für fort/ wenn andre schlaaffen ein.
2.
Du ruhest/ Hedewig/ und liegst im stoltzen Frieden
in deinem Feder-Zelt/ ich aber muß ermüden
und schlaaff-loß bringen zu die gantze liebe Nacht/
Da ich allein auff dich/ O Hedewig bedacht;
Des Hertzens Vorhoff liegt/ dein Rosen-Mund/ gestillet/
dein edles Heupt ist auch mit küssen eingehüllet;
Nur ich bin ohne Trost und wache gantz allein/
und seufftze fort für fort/ wenn andre schlaaffen ein.
[155] 3.
Ich bin in Angst und Furcht/ die Eul' erbärmlich schreyet/
Ich höre/ wie sie mier den bittern Todt schon dreuet.
Ach Schmertz! Ach weh! ach Leid! ich ächtze durch die Nacht
und liege schlaafloß da biß Cynthius erwacht;
Es schläfft der Arbeitsmann/ der Drescher ruhet süße/
Das stoltze Pferd ruht aus/ fühlt nicht die müden Füße;
Nur ich bin ohne Trost und wache gantz allein
und seufftze fort für fort/ wenn andre schlaaffen ein.
4.
Ey nun gehab dich wohl! Ade! du stoltze Dirne/
dich ruff ich Zeugen an/ du güldenes Gestirne/
Euch ruff ich/ zeuget mir/ ihr Thäler/ meine Zier/
Ihr Wiesen/ Berg' und Büsch' und das auch wohnet hier/
Das Lust-kind ruff ich an/ und kann es mehr nicht zeugen/
so wird es dennoch nicht mein letztes Wort verschweigen;
Daß ich war ohne Trost und wachte gantz allein
und seufftzte fort für fort/ wenn andre schlieffen ein.