Dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ernst Augusten, Herzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen, Landgrafen in Thüringen, Marggrafen zu Meissen, [398] Gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Mark und Ravensberg, Herrn zu Ravenstein, Ihro Röm. Kays. Majest. würklichen commandirenden General über die sämtliche Cavallerie, auch Obristen über ein Regiment Cuiraßiers, auch über ein Regiment Infanterie etc. übergiebt an Dero Hochfürstl. Namens-Feste dieses poetische Opfer in tiefster Ehrfurcht und Unterthänigkeit

Den 3ten Augustmonat 1737.


Calliope! ermuntre dich!
Und hilf mir einen Held besingen!
Dein holder Beystand tröstet mich,
Sonst möchte mir kein Vers gelingen,
Wie? hörst du nicht, das Fama bläßt?
Sie ruft, daß wir Augustens Fest
Mit Wunsch und Jauchzen feyren sollen.
Ich bin bereit; hier liegt mein Kiel;
Auf! nim dein nettes Sayten-Spiel,
Mit dem wir ihn verehren wollen.
Du siehst, ich schreibe schon; doch nein!
Halt frecher Kiel! man möchte sagen:
Was vor ein Hochmuth nimmt dich ein?
Wilst du dich nur an Fürsten wagen?
Der Staub schickt sich zum Purpur nicht;
Dieß Fest, von welchem Fama spricht,
Muß würdiger gefeyret werden.
Was nüzt ein zärtlicher Gesang?
Vergnügt auch wohl ein matter Klang
Das Ohr der Mächtigsten auf Erden?
[399]
Ich geb euch recht; jedoch mein Held
Mein Herzog wird mich nicht verschmähen,
Wenn Ihm mein Kiel zu Fusse fällt;
Ich habe schon die Spuhr gesehen.
Herr! Dein Befehl und gnädges Wort
Führt meinen Kiel und treibt ihn fort;
Die Demuth wird ihn stets begleiten.
Die Ehrfurchts-volle Schuldigkeit
Reizt meinen Geist, drum spiel ich heut
So gut ich kan, auf meinen Sayten.
Und warum solt ich furchtsam seyn,
Herr! da ich Deine Gnade kenne;
Wer stimmt nicht mit mir überein,
Wenn ich Dich einen Titum nenne?
War Nero seinem Volk verhaßt,
Weil mancher Held durch ihn erblaßt;
So ward August vielmehr geliebet.
Sein Arm hat auch zu jeder Zeit
An statt verhaßter Grausamkeit,
Die Sanftmuth rühmlich ausgeübet.
Wie glücklich war nicht damahls Rom,
Als dieser Held das Ruder führte?
Wie freudig schwoll der Tiber-Strom,
Als Augusts Fuß sein Ufer zierte?
Wie jauchzt nicht jetzo Sachsen-Land,
Herr! da es unter deiner Hand
Und unter deinen Schatten wohnet.
Wie frölich lebt der Unterthan,
Der nicht beglückter werden kan,
Weil stets August die Treu belohnet.
[400]
Du stellest einen Schauplatz für,
Wo lauter Tugenden zu finden.
Held! wer dich sieht, bekennt mit mir,
Dein Wesen sey nicht zu ergründen.
Wer dich nicht fürcht, wer dich nicht liebt,
Und dir sein Herz zum Opfer giebt,
Hat warlich die Vernunft verlohren.
Wer ist, der dir mein Herzog! gleicht,
Und deine Seltenheit erreicht,
Die dir von Jugend angebohren!
In deinem tapfern Angesicht
Will Majestät, Ernst, Muth und Lachen,
Wie jedermann mit Warheit spricht,
Die innerste Verbindung machen.
In deiner Brust wohnt Geist und Kraft,
Verstand und hohe Wissenschaft,
Ein Land zu schützen und zu bauen.
Durchlauchtigster! man kan an dir
Ein Muster grosser Fürsten Zier,
Mit äuserster Verwundrung schauen.
Oft schläft Aurora noch in Ruh,
Du aber bist schon auf und wachest;
Die treue Sorgfalt läßt nicht zu,
Daß du dir lange Nächte machest.
Du forschst nach allen; alles muß,
So wohl die Klage als der Schluß
Durch deine hohen Hände gehen.
Du nimmst des Landes Wohl in acht,
Nichts wird gethan, nichts wird vollbracht,
Das nicht dein Auge selbst gesehen.
[401]
Du liebst die Künste und zugleich
Diejenigen, so sie verstehen.
Was hat man nicht in deinem Reich
Vor Wunder und Gebäu zu sehen?
Versaille, Wien und Dresden Pracht,
Und was man vor vollkommen acht,
Daß kan dein Bellvideur uns weisen.
Das Auge wird so gleich entzückt,
So bald es diesen Ort erblickt,
Denn alles ist an ihm zu preisen.
Dein Kriegs-Heer gleicht an tapfern Muth
Den alten Römern jener Zeiten,
Hier sieht man, was Augustus thut,
Er lehrt sein Volk recht hitzig streiten.
Mit Sanftmuth weidet er sein Land;
Und gleichwohl führt die tapfre Hand
Das Schwerd dem schnöden Feind zum Schrecke.
So ist August zu gleicher Zeit
Ein Vater und ein Held im Streit;
So kan er Lieb und Furcht erwecken.
Wer kan wohl vor der Sonnen-Licht
Mit ofnen Augen stehen bleiben?
Ich schweige, denn die Kraft gebricht
Durchlauchtigster! von dir zu schreiben.
Geprießner Held! dein Fest soll nur
Mein Augenmerk und Cynosur,
Mein Entzweck und Vergnügen heisen.
Ich wünsche kurz: Es leb August!
Er leb zu Sachsens Trost und Lust!
So wird sein Land sich glücklich preisen.
[402]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zäunemann, Sidonia Hedwig. Gedichte. Poetische Rosen in Knospen. Lob- Ehren- und Glückwünschende Gedichte. An Ernst August, Herzogen zu Sachsen. An Ernst August, Herzogen zu Sachsen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AD16-9