[3] Naturverschwisterung

Wie ein gezäumter Renner
Mit weiten Nüstern lauscht,
Wenn frei durch Grases Wogen
Der Brüder Rudel rauscht:
So horcht mein Haupt und taucht
Vom Fenster in die Nacht,
Wenn draußen wilder Lüfte
Stürmender Drang erwacht.
Da neigen sich und flüstern
Willkommen Baum und Strauch,
Die heiße Stirn umschmeichelt
Des Regens kühler Hauch,
Und aus der Blätter Rauschen,
Aus Sturmes wogendem Laut
Tönt rührend eine Stimme
Geschwisterlich vertraut.
Da ist mir, als erwacht' ich
Aus langem schweren Traum:
Ich bin ja euer Bruder,
Sturm, Regen, Fels und Baum.
Weh, daß ich mich verirrte
Von euch in fremdes Land,
Wo mich ein Fluch in banges
Gemäuer hält gebannt!
[4]
Nun steh' ich hier und breite
Die Arme sehnlich aus,
In Weh verloren lauschend
Dem lockenden Gebraus.
O könnt ich Zaubern lernen!
Ich spräch ein kräftig Wort,
Entrollte stolz den Mantel
Und flög' im Sturme fort.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Wille, Bruno. Gedichte. Einsiedler und Genosse. Der Einsiedler. Naturverschwisterung. Naturverschwisterung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-A8C4-D