[64] Gedichte an Karl August Freiherrn von Manteufel Prinzessin Caroline

An Karl August

Der König zu Sanct Ildefons
versuchte – (den kleinen Reim auf ons
bitt ich mir heute zu creditieren)
sich Königlich zu divertieren,
versuchte nicht mit mehr Geduld
auf seinen Tapeten Gaul zu steigen
als ich, – mit guter Art der Schuld
des leidigen Gratulanten-Reigen
bei Eu. Durchlaucht auszubeugen –
auf meinen lahmen Pegasus,
(nicht glücklicher als Carolus)
mich aufzuschwingen heut versuchte;
wiewohl ich Olymp und Tartarus
auf gut poetisch zu Hülfe fluchte.
Der Gaul zwar, wie ich rühmen muß
stund frömmer als ein Palmtags-Esel –
Hier fehlt mir, da der wackre Rösel
bekannter maßen nur Keller Esel
in seinem berühmten Insektenwerk
geliefert, schon wieder ein Reim auf esel,
so wie, wenn mir Herr Kriegsrat Merk
nicht gleich zu Hilfe käm, auf werk.
Ich seh aus diesem Reimen-Mangel,
(und da ich, statt sie Scharenweis
ins Garn sonst fliegen, mit Angst und Schweiß
durch Rösel und Merk bis von Archangel
die Reime zusammentreiben muß)
daß selbst Hans Sachsens Genius,
den ich zu Hülfe herbei zitiert,
um meine Not sich wenig schiert.
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Ich bitte, gnädigster Völker-Hirt,
Sie wolln an meinen Platz sich setzen,
und hocherleuchtet ermessen und schätzen,
wie unser einem zu Mute wird,
der Tausend schöne Sachen zu sagen
so schuldig als erbötig wär,
und gleichwohl eher, ohne Zagen,
gleich jenem edeln Schwabenheer
sich gegen sechs Hasen mit Einem Speer
getraute, als einen Reim zu erjagen.
Indes, wer auch sonst nichts vermag
vermag doch Wünsche am heutgen Tag.
Es ist nicht viel, das weiß der Himmel!
Allein, wer mehr hat, gebe mehr!
Und also empfangen Sie, gnädigster Herr!
hiemit von mir den schönen Schimmel
(wofern's ein Schimmel war) auf dem
die Söhne Haymons einst geritten,
den Hippogryphen, der gar bequem
auf Wolken geht, und Astolfen mitten
ins Land des Mannes im Monde trug,
und nebst der vogelschnellen Alfane
das gute Schwert, die Durindane,
womit auf einen einzgen Zug
Herr Carl, der große und weise Kaiser
Armeen von Heiden nieder schlug;
sodann das Horn, das Mauern und Häuser
zu Boden warf mit seinem Ton;
den Stein des weisen Zoroaster,
den Lilienstab des Oberon,
die Sense des frommen Roboaster,
und, wenn der Wunsch den jedes Bürgerherz
zum Himmel schickt, in diesen Scherz
sich mischen darf, – zum Unterpfand
Gemeiner Wohlfahrt diesem Land,
als Erben von Vater- und Mutter-Tugend
bald einen tapfern Prinzen der Jugend!

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TextGrid Repository (2012). Wieland, Christoph Martin. Gedichte. Gedichte. Gedichte an Personen. An Karl August. An Karl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-A6D2-E