[33] Freitag findet seinen Vater

Doch war es frühe, daß dies Ich entglitt,
Das Spiegelbild sich wandelte zum Du:
Da war ein alter Mann, und Freitag litt
Angst und ertrug Gefahr und fand nicht Ruh
Um diesen Greis.
Mir war er fremd. Ich ließ
Ihm den Geliebten und brach auf zu jagen,
Ein böser Geist; Ich tötete. Ich stieß
Die Lämmer von der Mutter. Einmal lag
Mir Freitag jäh im Wurf, rief: »Töte mich,
O Herr, du zürnst!«
Mich überfiel die Scham.
Ich rief ihn an. Er blieb und weihte sich
Dem Tod in Anmut. Als ich näher kam,
Lächelte er nach meinem Kuß. Ich hob
Ihn sühnend auf, zum reineren Geschick
Des Bruders. Er nahms hin. Doch es verwob
Seither sich Trauer seinem fremdern Blick.

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TextGrid Repository (2012). Weissmann, Maria Luise. Gedichte. Robinson. Freitag findet seinen Vater. Freitag findet seinen Vater. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9BF3-E