4. An seine Marilis, als sie sauer sehen wolte

1.
Ach meine Marilis was hab ich denn gethan?
Weßwegen sihst du mich mit solchen Augen an?
Ist denn die Gunst schon auß, und soll der Augen-Schein,
Der meine Sonne war, nun mein Comete seyn?
2.
Was hast du denn darvon, daß sich das Rosen-Feld
Der Wangen also rauh, als wie ein Dornpusch stellt?
Und daß der schöne Mund, der sonst so süsse lacht,
Mir alle Frölichkeit zu lauter nichte macht?
3.
Du allerliebstes Kind, wo ist die werthe Hand,
[29]
Die sich vor dieser Zeit umb meine Finger wand?
Hat sie mich gnug gedrückt, mein Hertz, und soll ich nun
In deiner Gegenwart nit mehr so freundlich thun?
4.
Wo ist das liebe Ding, die süsse Marilis,
Die ihren Diener sonst so fein willkommen hies?
Du bist es warlich nicht, dein Ansehn das mich plagt,
Hat meine Blödigkeit fast auß der Welt gejagt.
5.
Ach kan ein Mädgen auch ein bißgen böse seyn,
Und nimmt der Eyver auch die Jungfer-Hertzen ein?
Ich hätt es nicht vermeint, dieweil betrübt und schön,
Belieblich und erzürnt nicht wohl beysammen stehn.
6.
Nun fühl ich deinen Zorn der mir den Tag zur Nacht,
Die Nacht zu lauter Angst, die Angst zur Speise macht.
Ach meine Marilis hab ich dir was gethan?
Wie? oder stellst du dich also zum Possen an.
7.
Ich höre doch nicht auf dir an die Hand zu gehn,
Vnd wilst du meine Pflicht auß Boßheit nit verstehn;
So weiß ich daß der Trost in meinem Hertzen grünt,
Ich habe deinen Zorn mit Willen nicht verdient.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weise, Christian. Gedichte. Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken. Überflüssiger Gedancken anders Dutzent. 4. An seine Marilis. 4. An seine Marilis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9941-E