17.

Sie sah in den Wolken das Abendrot,
Da kam ihr Herz in große Not.
Sie machte sich hurtig auf den Weg,
Wohl durch den Garten, wohl über den Steg.
Und als sie kam durch den Tannenwald:
Sie meinte, sie säh eine weiße Gestalt.
Und als sie rasch durch die Erlen schritt:
Sie meinte, stets liefe noch jemand mit.
Und als sie sprang an der Weide vorbei:
Auffuhren die Rosse mit wildem Schrei!
Und als sie vorüberjagte am Moor:
Da huschte ein schwarzer Vogel empor.
Und als sie die Lichter im Dorfe schaut':
Da bellten die Hunde so laut, so laut.
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Und als sie genommen zur Kirche den Lauf:
Die Uhr hörte mitten im Schlagen auf.
Und als sie rannte zur Hütte drauf:
Da flogen die Türen von selber auf.
Und als sie fragte, welch Leid geschehn:
Da wollte kein Mensch ihr Rede stehn.
Und als sie fragt', wer erschlagen wär –
Da trug man den toten Knaben daher.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Die Liebe. 17. [Sie sah in den Wolken das Abendrot]. 17. [Sie sah in den Wolken das Abendrot]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-97AE-C