Ich wollt, ich wär Polizeiminister

Ich wollt, ich wär Polizeiminister,
Da ließ ich alle Leut arretieren,
Da ließ ich die schönsten Frauen schier
Mir all ins Gefängnis führen.
Da sollten sie schmachten in Seide und Samt,
In Troddel und goldener Frange,
Da sollten sie essen Ambrosia
Und trinken den Wein der Champagne.
Und ach, im Verhöre geheimnisvoll,
Wie würden sie leis mir verkünden
Die lange, die liebliche Litanei
Von ihren galanten Sünden.
Der Blonden gäbe ich vierzig Küß,
Und mit achtzig straft ich die Braune,
Doch ein schwarzes Weib verdammt ich zumeist –
Die Gerichtsschreiber lachten wie Faune.
Und der Herr Prokurator würdevoll,
Der spräche mit vielem Pathos:
»Ich wasch meine Hände in Regenwasser
Und in Unschuld wie Pontius Pilatos.«
Ja, staatsgefährlicher als Rebelln
Ist – Oh, ins Gefängnis schickt sie! –
Eine einzige kleine Frau mit ihrem
Süßen Corpus delicti.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Ich wollt, ich wär Polizeiminister. Ich wollt, ich wär Polizeiminister. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9675-1