Klag etlicher, so von hof abschieden

Demnach des glücks zorn gar schwer,
welchem niemand kan entfliehen,
ernstlich uns gebeut numehr
fort von diesem hof zu ziehen,
diesem hof, alda allein
lieb, gunst und wohn stets unser herz besessen;
so muß es wol, leider! sein,
wir müssen sie verlassen, nicht vergessen.
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Ja wol wir verlassen sie,
aber an stat aller freiden
muß auch pein, angst, schmerz und müh
fürhin nicht mehr von uns scheiden;
unsre herzen ganz getreu
verlassen wir den göttinnen ergeben
uns soll Amors tyrannei
hengegen mit verdruß und qual beleben.
Ade, unsrer seelen hort,
ihr stets blühend frische rosen!
ade, süße lebenswort
die den göttern selbs liebkosen!
ade, keusche liebesblick,
ohn euern schein, förcht ich, wir bald verblinden!
ade, krause liebesstrick,
von welchen kaum der tod uns soll entbinden!
Ade, der welt wahre zier,
schönste Nymfen dieser erden!
göttin, die nach der gebühr
von uns hoch geehret werden!
elend seind wir, weil wir euch
verlieren von gesicht mit solchen schmerzen:
selig seind wir, wan zugleich
ihr auch nicht uns verlieret aus dem herzen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weckherlin, Georg Rodolf. Gedichte. Gedichte. Klag etlicher, so von hof abschieden. Klag etlicher, so von hof abschieden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-926F-B