Die achtundachtzigste Fabel.
Wie ein Man sein Weib zu hüten gab.

Es het ein man ein junge frau,
Die must er warten gar genau;
Drumb ließ ers selten auf die gaßen,
Denn sie den hund pflag hinken laßen.
Einst wolt er ziehen über felt,
Bei seinem guten freund bestellt,
Daß er achtung auf sie wolt haben,
Auf daß sie nit etwan ein knaben
Zu ir ließ kommen in der nacht,
Damit wurd umb ir ere bracht,
Daß ers bewaret keusch und frumm.
Des globt er im ein große summ
Geldes, so erst er wider kem,
Daß ers dest baß in achtung nem.
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Er nam solchs an, sein fleiß nicht spart;
Doch bald des dienstes müde ward.
Solch müe daucht in vil zu schwer,
Die frau im vil zu listig wer.
Gieng zu dem man und tet im sagen,
Könt solchen dienst nit lenger tragen:
Solch große sorg und ungemach
Sei gar zu schlecht zu diser sach.
Dem Argo solchs zu schaffen tet,
Welcher doch hundert augen het,
Daß er ein solch solt keusch behüten,
Darumb der kützel so tet wüten,
Und sprach, wolt lieber jar und tag
Fünfhundert flohr in einem sack
Zu felde tragen allen morgen,
Schütten ins gras und dafür sorgen,
Daß ers brecht wider all zumal
Und im nicht einr felt an der zal,
Denn daß er solt mit großen faren
Ein unkeusch weib ein tag bewaren.
Wer einen ziegel weiß wil wäschen,
Das lere stro im tenne dreschen,
Dem wind das ween wil verbieten
Und einr unkeuschen frauen hüten,
Ein fließend waßer wil verstopfen:
Derselb verleust beid malz und hopfen.

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TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das ander Buch. 88. Wie ein Man sein Weib zu hüten gab. 88. Wie ein Man sein Weib zu hüten gab. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8E00-8