5. Stanzen

Nenn' ich euch wohl den Tempel der Kunst? So erscheint die Geschichte:
Meinen Tempel hab' ich, spricht sie, hierin mir erbaut.
Aber die Philosophie eröffnet die Schule der Weisheit,
Zeigt mit erhabenem Stolz ihre Gewaltigen vor.
Zeig' ich Apoll' euch nicht und die Musen im Chore der Dichter,
Spricht die Dichtkunst, ist nicht mein hier der größte Triumph?
Nein, antwortet die Religion, mein tiefstes Geheimniß
Und mein Heiligthum ist hier euch vors Auge gestellt.
Oeffn' ich den Himmel euch nicht, und zeig' euch den Vater im Glanze
Seines Thrones, den Sohn nicht und den heiligen Geist?
Unser ist dieser Raum, will die Kirche, was hier wir und drüben
Lösen und binden, du siehst's, hier ist mein mächtigstes Reich.
Da ertönt's von Stimmen, es naht die Menschheit, ich habe
Mein lebendigstes euch, meinen Charakter, enthüllt.
Nehmt denn alle Besitz, für all' ist Platz in dem Tempel;
Mir gehört nur der Schmerz seiner Vergänglichkeit an.

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TextGrid Repository (2012). Waiblinger, Wilhelm. 5. [Nenn' ich euch wohl den Tempel der Kunst. So erscheint die Geschichte]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8AAC-6