Preis des Höchsten

Wer sollte dich, o Gott, dich, Ewiger, nicht preisen,
Um dessen güldnen Thron unsterblich Lob erschallt,
Der ganzen Schöpfung Lob, das in unzählbarn Weisen
Von tausend Welten widerhallt?
O Schöpfer, hör auch mich von deiner Güte lallen!
Was wär ich, dein Geschöpf, erhieltest du mich nicht?
Ich wäre schon vorlängst, wie mürber Thon, zerfallen,
Der in des Töpfers Händen bricht.
[187]
Was unser Gott gemacht, das will er auch erhalten!
Er wacht für seine Welt; er, er vermag allein,
Was seine Güte schuf, mit Weisheit zu verwalten:
Gott wacht! Wie ruhig kann ich seyn!
Mehr Gutes fließt uns zu, von seinen milden Händen,
Als Böses uns verfolgt, und Gutes vor uns flieht.
Ach! daß die Sterblichen ihr stolzes Nichts empfänden!
Vorn Herrn geschiehet, was geschieht.
Mit Nacht bekleidet, fliegt von Gottes lichtem Throne,
Das ernste Schicksal aus, und ist ihm unterthan.
Er macht, was ihm gefällt, aus dem beseelten Thone:
Sein Rathschluß ist nicht unser Wahn.
Die Tage gleiten hin, und Jahre folgen Jahren:
Er spricht, so kommen sie, sie fliehen, wenn er winkt;
Und müssen wechselnd sich mit Glück und Unglück paaren,
Wies ihm, dem Herrn, am besten dünkt.
Er zürnt! Ihr Sünder bebt! Er kömmt in schnellen Wettern,
Die rothen Blitze glühn in seiner starken Hand.
Der Höchste macht sich auf, die Stolzen zu zerschmettern,
Und legt ihr Leben in den Sand.
Von Zwietracht angeführt, würgt über tausend Leichen
Der blutbespritzte Krieg, wann ihm die Rache ruft.
Der Hunger ächzt ihm nach: Die Flügel fauler Seuchen
Vergiften die geschwärzte Luft.
Doch wann Gott gnädig ist, erheitern sich die Zeiten;
Dann scherzt auf sichrer Flur der Friede, der entwich:
Bekränzt mit Bluhmen, geht ihm Ueberfluß zur Seiten,
Und alles lacht und freuet sich.
[188]
Erhebe dich, o Herr, die Rotte zu zerstören,
Die sagt: es ist kein Gott! es laut und spottend sagt,
Und, Schöpfer, wider dich, die Schöpfung zu empören,
Die Welten aufzuwiegeln wagt!
Ihr Netz berücke nicht die Seelen deiner Frommen!
Verflucht sei ihre List, verflucht ihr schnöder Spott!
Es müsse nie dein Lob von meinen Lippen kommen!
Du bist mein König und mein Gott.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Uz, Johann Peter. Gedichte. Sämtliche poetische Werke. Lyrische Gedichte. Sechstes Buch. Preis des Höchsten. Preis des Höchsten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-731C-5