Scherl

Der du die Wildsau hast im Blatt geschildert,
Wie sie den allerhöchsten Stoß bekommt,
Der alles, was es gibt, gelichtgebildert,
Nun hat dir endlich deine Müh' gefrommt.
Heil dem Weisen, der's verstand!
Alles G'schwerl
Bringt der Scherl
In der »Woche«.
[708]
Aus dem Loche
Hängt ihm jetzt ein Ordensband.
Du zeigst dem niedern Volk die hohen Kreise,
Wie sich der Graf, wie der Baron sich mopst,
Und wie sie zu sich nehmen Trank und Speise,
Und wie die Tochter im Basare hopst.
Heil dem Manne unsrer Zeit!
Eine Perl
Ist der Scherl;
Jede Chose,
Jede Pose
Weiht er der Unsterblichkeit.
Du bringst die Herren, wie sie brünstig beten,
Sogar in Kirchen knipst dein Apparat.
Du zeigst die Dichter, wie sie Verse kneten,
Und die Minister bei dem Abendskat.
Heil dem Guten, der gesiegt!
Ja, ein Kerl
Ist der Scherl!
Durch das Blitzlicht –
's ist kein Witz nicht –
Hat 'nen Orden er gekriegt.
Der größte Staatsmann läßt von dir sich typen,
Und die Soubrette wird uns aufgetischt.
Die Lumpen prangen neben den Polypen,
Die teils sie fingen, teils sie nicht erwischt.
Heil dem Manne, der es kennt,
Wie der Scherl,
Diese Perl,
Was Epoche
Macht der »Woche«,
Was ein packender Moment.
O fahre weiter fort uns einzuimpfen
Respekt vor dem, was von sich reden macht.
Die Leute, welche ernstlich auf dich schimpfen,
[709]
Sind nur die paar, die du noch nicht gebracht.
Heil dem Weisen, der's verstand!
Alles G'schwerl
Bringt der Scherl
In der »Woche«.
Aus dem Loche
Hängt ihm jetzt ein Ordensband.

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TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Scherl. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-528E-2