Der sächsische Landtag

Sie saßen lange Zeit allein im Saale,
Recht unter sich bei reichbesetztem Mahle,
Verteilten Braten unter sich und Fisch,
Ein Brosam fiel dem Volk von ihrem Tisch.
So war es gut und schön die langen Jahre,
Das Recht, es war wie jede andre Ware,
Wer es bezahlte, hatte es – das Recht –
Und war ein Herr. – Der Arme blieb ein Knecht.
Das Volk stand harrend vor verschloss'nen Türen,
Die drinnen saßen, ließen sich nicht rühren,
Sie waren satt und lächelten dazu,
Der Lärm von außen störte nicht die Ruh.
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Ein Armer überschreitet jetzt die Schwelle.
Die andern fahren auf, denn Tageshelle
Dringt hinter diesem einen in den Saal
Und stört die Freude am gedeckten Mahl.

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TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Der sächsische Landtag. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5276-7