65. Feierabend

Mel.: Jesus, meine Zuversicht ... oder: Meinen Jesus lass' ich nicht ...

1.
Müder Geist, nun kehr zur Ruh
Und vergiß der Bilder alle,
Schließ die Augen sachte zu,
Was nicht Gott ist, dir entfalle;
Schweig dem Herrn und halt ihm still,
Daß er wirke, was er will!
2.
Still, geschäftiger Verstand,
Ruht, ihr ausgeschweiften Sinnen!
Soll mir Wahrheit sein bekannt,
Muß der Bilder Schwarm zerrinnen;
Soll Gott wirken frei und rein,
Muß mein Eignes stille sein.
3.
Nahes Lieb, ich merke wohl
Innigs Neigen, zartes Winken,
Daß ich dir mich lassen soll,
Mir und allem ganz entsinken;
Du willst Herr und Meister sein,
Mich bewirken ganz allein.
[480] 4.
Nein, du läßt mir's nicht mehr zu,
Hier und da 'was anzugreifen,
Fremdes Leben, falsche Ruh,
Kein Verbilden, kein Ausschweifen;
Ich soll dich allein ansehn,
Ich soll ohne dich nicht gehn.
5.
Ganz für dich und ganz allein,
Ohne Wissen, Wollen, Stören,
Soll ich eingesammelt sein,
Dir zu feiern, dich zu hören.
Nun die Äuglein schließen sich,
Stille selbst mich wesentlich!
6.
Hab du freie Hand in mir,
Wollest deinen Ton bereiten,
Meine Kräfte seien dir
Leere, stille Fähigkeiten!
Du magst sie nach deinem Will'n
Selbst bewegen, selbst erfüll'n.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Tersteegen, Gerhard. 65. Feierabend. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3FD6-3