17. Das Wunderblut zu Zehdenick.

Im Jahre 1249 hat ein Weib zu Zehdenick eine geweihete Hostie genommen, in Wachs gedruckt und vor ihrem Bierfasse vergraben, in der Absicht, damit die Leute ihr Bier lieber holen und trinken möchten, da sie einen Bierschank hatte. Als sie aber hernach einen scharfen Prediger gehört, ist sie dadurch zur Erkenntniß ihrer begangenen Sünde gekommen, und obwohl sie eine schwere Buße erwarten konnte, hat sie doch in ihrem Herzen und Gewissen keine Ruhe gehabt, bis sie die Sache an den Tag gebracht. Sie hat demnach Alles dem Pfarrer zu Zehdenick gebeichtet, und wie dieser es nicht hat glauben wollen, allem Volke geoffenbaret. Darauf hat man in ihrem Keller angefangen zu graben, und es ist an dreien Orten Blut hervorgequollen, daß alle Umstehenden sich sehr darüber verwundert. Die Hostie aber hat man nicht wieder aufgefunden. Die blutige Erde hat man darauf ausgegraben und in die Kirche getragen, wo sie viele Wunderwerke gethan.[103] – Als nun die Geschichte ist bekannt geworden, da ist ein großer Zulauf von Menschen entstanden, die aus allen Orten gen Zehdenick gereiset sind. Es sind auch dahin gekommen der Bischof Ruthgerus von Brandenburg, die beiden Markgrafen Johannes und Otto von Brandenburg, so wie deren Schwester Mechtild, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg. Zum Gedächtniß dieser Geschichte hat man auf Anrathen des Bruders Hermann von Langen, Lectors im grauen Kloster zu Berlin, so der Beichtvater des Markgrafen gewesen, zu Zehdenick ein Jungfrauenkloster Cisterzienser-Ordens gestiftet, und solches im folgenden 1250sten Jahre aufgerichtet.


Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 102. 103.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Temme, Jodocus Deodatus Hubertus. Sagen. Die Volkssagen der Altmark. 3. Sagen der übrigen Marken. 17. Das Wunderblut zu Zehdenick. 17. Das Wunderblut zu Zehdenick. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3B78-8