535. Dinklage.

a.

Die Langweger sind früher nach Visbek eingepfarrt gewesen und haben deshalb einen langen Kirchweg gehabt. Daher hat die Bauerschaft den Namen Langwege bekommen. (Die Bauerschaft hieß früher Langwede (Wede-Wald), erst in neuerer Zeit kam der Name Langwege auf. Übrigens kennt man obige Sage auch in Visbek. Beim Neubau der Kirche in Visbek, 1810, soll man Dinklager Eingesessene [328] gefragt haben, ob sie ihre alten Sitze in der Kirche behalten wollten. Noch jüngst wurde behauptet, der Schulte in Langwege sei früher Provisor der Kirche in Visbek gewesen.)

b.

Auf der Burg Dinklage geht ein früherer Besitzer wieder, der seinen Gärtner erschossen haben soll. Man nennt die Gegend des Spuks Teufelsbusch. – Bei der frühern Stelle Böckmann und zwischen Brokdorf und Quellenburg geht nachts ein schwarzer Bock. – Auch beim Galgenberg in der Nähe der Burg soll es spuken.

c.

Bei der roten Hake auf Burg Dinklage ist ein englischer Oberst erschlagen von seinen eigenen Leuten. Er wurde mit Stiefeln und Sporen in Dinklage beerdigt und die Stelle blieb bekannt. Beim Neubau der Kirche wurde das Grab offengelegt, und man fand noch Lederstücke von den Stiefeln vor. Die Gegend, wo der Engländer zu Tode gekommen, wurde lange zur Abendzeit gemieden. Man wollte dort was gesehen haben.


Vgl. 172e.

d.

Klökers »Harfst« in Langwege war in alten Zeiten dichtes Gebüsch. Als die Schweden ins Land kamen, flüchteten sich dorthin die umliegenden Bewohner und mehrere deutsche Soldaten. Letztere legten Schanzen an, um Angriffe von seiten der Schweden abzuwehren. Die Schweden schickten zwei Soldaten aus, die auskundschaften sollten, wie stark die Befestigung und die deutsche Besatzung sei. Die Kundschafter wurden aber gesehen, und als sie nahe gekommen, erschossen. Auf der Stelle, wo sie begraben liegen, will bis auf den heutigen Tag nichts wachsen. Die Leute sagen: Darunter sitzen die falschen Propheten.

e.

Bei Klökers Harfst hat ernst die Magd des Zellers Ferneding zu Ihorst einen Knecht mit einer Bierpulle erschlagen. Das Mädchen hat abends von einem Wirtshause Bier holen sollen. Der Knecht im Hause bedeutet ihm, das wäre ein gefährlicher Gang, bei Klökers Harfst ginge der Teufel mit einer dicken Kette um den Hals. Die Magd erklärte darauf, sie fürchte sich nicht. Kaum ist sie fort, als der Knecht eine Kuhhaut mit Hörner sich umhängt, eine Kette um seinen Hals legt und dann auf allen Vieren dem zurückkehrenden Mädchen entgegenkriecht. Die Magd, nicht bange, nimmt die gefüllte Bierpulle und schlägt damit den Teufel auf den Kopf. Darauf geht sie ihre Wege. Als sie zu Hause ankommt, erzählt sie den[329] Vorfall. Man geht hin, wo ihr der Teufel erschienen ist und findet den Knecht mit Ochsenfell und Kette tot daliegen.

f.

Auf dem Gute Dinklage wohnt der Graf von Galen. Ein Vorgänger des Grafen war Bruder des bekannten münsterschen Fürstbischofs Christopf Bernhard von Galen. (1650-78). Von diesem Fürstbischof ging bisher im Volke der Spottvers: Bernd van Goalen kann prussen und kann proahlen un kann kine Pipe Tabak (Kanne Beer) betoahlen. (Als die Citadelle in Vechta unter C.B. von Galen angelegt wurde, mußten viele Bürger Grund und Boden dazu hergeben; sie beklagten sich später, daß sie garnicht oder nur zum Teil entschädigt seien. Vielleicht ist daher der Spottvers entstanden, oder aus dem Oberstift eingeführt, da der Fürst sonst zu den tüchtigsten und besten gehörte, die der Süden des Landes gesehen hat.)

Wiedergänger: 176r, 180n, 182a. – Schwarzer Hund bei Reinermann: 194m. – Spuk bei Schulte Blankenpohl: 194y. – Teufel in der Scheune bei Espelage: 194z. – Hexen in der Mühle zu Langwege: 220m.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 535. Dinklage. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3750-4