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In der Herrlichkeit Gödens lebten auf einem Landgute zwei Familien, Vater und Sohn, von denen man immer sagte, sie hätten es mit dem Bösen zu tun. Die Frau des Sohnes starb sehr bald aus Kummer, und Vater und Mutter starben kurz hernach. Der Vater aber hatte keine Ruhe im Grabe, sondern wirtschaftete immer abends in und bei dem Hause herum und wurde oft als ein großer Pudel gesehen. Der Sohn heiratete wieder, hatte aber Gewissenspein und keine Ruhe und erschoß sich eines Morgens im Garten. Nun wurde der Spuk noch schlimmer, denn nun wirtschafteten alle beide, Vater und Sohn, und irrten allnächtlich als Hunde herum. Oft auch hörte man sie, ohne sie zu sehen. Sie liefen in schnellen Tritten die Diele herauf, dann wurden die Wagen auf und niedergerollt, das Geschirr zur Erde geworfen, und sie rasselten im Pferdestall mit Ketten, als wenn der ganze Stall voller Pferde wäre, und doch war keins darin, denn es war Sommer. Knechte und Arbeiter wollten zuletzt nicht mehr im Hause bleiben. Wenn die beiden es gar zu arg trieben, so ging die Frau auf die Kellerstube, stellte einen Tisch vor den Spiegel, deckte eine Serviette darüber, nahm ihre Bibel [227] und setzte sich dem Spiegel gegenüber und las und betete, worauf es dann ruhig wurde. Es kam aber nicht eher Friede, als bis alle Türen versetzt wurden. Die Frau ging aber noch jeden Abend vor Schlafen auf die Kellerstube und verrichtete ihr Gebet vor dem Spiegel.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. r. [In der Herrlichkeit Gödens lebten auf einem Landgute zwei Familien]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3738-B