92.

Man schafft die Krankheit in die Erde, damit sie dort eingeschlossen und gefangen sei. Geschwüre heilt man, wenn man von dem Eiter in die Erde vergräbt. – Gegen [85] Fieber: geh nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang zu einem Maulwurfshaufen, zieh' ein Kreuz davor, mach' mit der Hand ein kleines Loch in den Haufen, puste dreimal in das Loch und mach' es dann wieder zu, so bist du das Fieber los (Schönemoor). – Fieberkranke stechen einen Soden aus dem Rasen, heben ihn heraus und lassen ihr Wasser in die Lücke, dann legen sie den Soden wieder an seine Stelle (Wiefelst.). – Warzen reibt man mit Speck und vergräbt diesen bei abnehmendem Monde auf einem Kreuzweg. – Man schneidet so viel Knoten aus Strohhalmen, als Warzen vorhanden und vergräbt die Knoten. – »Als ich als kleiner Knabe einstmals an der Gelbsucht litt, mußte ich eines Abends einen Dukaten (also ein gelbes Geldstück) in eine Schale mit Wasser legen, welche vor dem Fenster gleich an meiner Schlafstelle stand. Morgens vor Sonnenaufgang wurde ich geweckt und angekleidet, nahm den Dukaten aus der Schale und ging mit meiner Mutter in den Garten der Sonne entgegen. Im Garten mußte ich den Dukaten verscharren. Am folgenden Morgen wieder vor Sonnenaufgang gingen wir abermals in den Garten und ich holte den Dukaten wieder heraus. Bei allen diesen Handlungen durfte nichts gesprochen werden, und meine Mutter hatte mich im voraus von allem unterrichtet« (Oldenbg.). – Ein Mädchen von 12-13 Jahren hatte den Veitstanz. Da nahm die Mutter eine ganz weiße Erde und vergrub diese in der Erde zwischen Kirche und Kirchturm. Das Kind war nun vollständig geheilt. Die Erde hatte die Krankheit mit in den Kirchhof genommen und würde dies für immer getan haben, wenn sie nicht »gestört« wäre. Aber als der Prediger starb, wurde an dieser Stelle sein Grab gemacht, und so war der Zauber gebrochen. Das Mädchen wurde wieder krank und starb auch an der Krankheit. (Stedingen; in welcher Weise die weiße Erde die Krankheit in sich aufgenommen, erhellt nicht.)

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Dritter Abschnitt. 3. Vertreibung vorhandener Übel. B. Sympathie. 92. [Man schafft die Krankheit in die Erde, damit sie dort eingeschlossen]. 92. [Man schafft die Krankheit in die Erde, damit sie dort eingeschlossen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-362F-9