591. Schortens.

a.

Ein Sprichwort sagt: »Liebster Jesu, wir sind hier, de annern sünd to Schoertens«. Es heißt weiter nichts als: Hier sind wir.

b.

Die Schortenser heißen spottweise Hundehanger, vielleicht weil im Kirchspiel ein Galgen stand, an dem der letzte im Jeverlande gefangene Wolf gehängt ist; den Wolf mögen die Nachbarn zum Hunde degradiert haben. Andere sagen schlichtweg, daß die Schortenser einstmals die überflüssigen Hunde, die man sonst durch Erschießen zu töten pflegt, gehängt hätten. Bei folgendem Geschichtchen muß man wissen, daß die Sillensteder Putenfanger oder Putaale (Schlammpeizger) heißen, weil sie einst beim Aalpricken nichts als Putaale fingen, die sie aber als Quabben arglos verzehrten. Beim [399] Klootschießen hatte sich vor einigen Jahren der Kloot verloren und, wie man meinte, in einen Graben verlaufen. Wenigstens suchte ihn dort ein Sillensteder, indem er mit seinem Stocke hie und da zustieß. Ein Schortenser stand dabei, und da er sah, daß jener immer vergeblich zustieß, sagte er: »Hestu üm?« Die Antwort war: »Hang di up!« Beiden war der Spitzname ihrer Kirchspielsgenossen gegenwärtig gewesen.

c.

Bei dem Orte Barkel liegt ein kleiner See, das Barkeler Meer genannt. Hier soll Bischof Willehadus die neubekehrten Friesen haufenweise getauft haben.

d.

Im Kloster zu Oestringfelde war ein großer weißer Floh. Als den die Nonnen einmal wacker jagten, sprang er mit einem mächtigen Satze fort und fiel zu Schortens auf den Küster nieder, der gerade betrunken neben der Kirche lag. Der Floh mochte es aber besser gewohnt sein. Er nahm einen zweiten Satz und fiel ins Feld auf einen Stein und so hart, daß er auf der Stelle tot war. Auf dieser Stelle hat man später das bekannte Wirtshaus zum Weißen Floh gebaut.

Der Lübbenstein am Wege von Groß-Ostiem nach Schortens: 172g.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 591. Schortens. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2F5C-7