549. Barßel.

a.

Ostseits unmittelbar an Barßel hinter dem Pastoreigarten liegt ein etwas erhöhter Garten, die Burg genannt, von welchem ein alter Weg in grader Richtung auf die Kirche zuläuft. Hier soll ein Ritter oder Häuptling von Barßel gewohnt haben. Dieser, mit Namen Griese, hat den Pastoren vor dem Altar erschlagen, weil derselbe das Hochamt früher angefangen hat, als er, der Ritter, in die Kirche gekommen ist. Darum muß der Junker Griese noch bis auf den heutigen Tag auf dem Kirchwege umgehen. Auch dieSchnappenburg soll ihm gehört haben, und man nennt den spukenden Junker Griese auch wohl den Junker ton Snapp. Diese Schnappenburg lag auf einer Insel am Zusammenflusse des Barßeler und Nordloher Tiefs, eine Viertelstunde nordseits des Dorfes Barßel, und hat noch deutliche Spuren in Erd-und Mauerwerken zurückgelassen. (Nach Nieberding in Strackerjans Beitr z. Oldenb. Gesch. S. 465; auch mündlich.)

Im Jahre 1654 bemerkt der Pfarrverwalter: »In Barßel sind fast alle blutsverwandt, da sie fast alle von einem Pastor abstammen, der acht Töchter hinterließ«.

[355] b.

Nördlich von Barßel liegt an der Ems ein großer Kolk, genannt Kreuzkolk. Dort sollen vierer Herren Länder aneinander gegrenzt haben, nämlich Münsterland, Oldenburg, Ostfriesland und das Land der Malteser-Kommende zu Bokelesch. Zum Andenken daran und zur Feststellung der Grenze sollen dort einst vier große Steine, mit Ketten kreuzweise verbunden, versenkt worden sein, und der Kolk daher seinen Namen erhalten haben.

c.

Zu Harkebrügge wohnte der Sage nach vor Zeiten ein Junker Harke, von dem das Dorf den Namen empfing. Der Junker verarmte später und mußte seine Besitzung an seine Heuerleute verkaufen, aber es verblieben zwei an der Soeste liegenden Häusern die Namen Junkernhus und Drostenhus, in letzterem wohnte ein Sassen. Darum sagt man, die ältesten Familien wären Junker und Sassen. Name Junker ist verschwunden, Sassen noch vorhanden.

Ehedem gab es in Harkebrügge zwei Wirtshäuser, das eine führte einen Kuckuck, das andere einen Kiebitz im Schilde. So entstanden die Bezeichnungen Kuckucks- und Kiwittshaus für die betreffenden Wirtschaften. Die Namen haben sich bis heute erhalten für zwei Wohnungen, obwohl diese keine Wirtschaft mehr führen. Man kennt auch Kiwitts- und Kuckucksländereien. Das Kiwittshaus ist einmal abgebrannt. Beim Retten sind Pferdesättel zum Vorschein gekommen, die von Reisenden herrühren sollten, die dort beraubt und ermordet waren. – In Barßel und Harkebrügge hat man für Dorf die Benennung »Lauch«.

Die Kirche zu Barßel von Riefen gebaut: 258b. Wegen Osterhausen s. 554d. Spuk in Harkebrügge: 183b. Vorspuk: 152i, k.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 549. Barßel. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2588-8