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Ein Kornwucherer in Oldenburg maß mit einem großen Scheffel ein und mit einem kleinen wieder aus. Nach seinem Tode mußte er dafür umgehen. Er sah stets über die halbe Tür, wie sie damals noch in Gebrauch waren, und sagte: »Mit einem großen Scheffel einmessen und mit einem kleinen ausmessen, geht das nicht schön? Hahaha!« Dann kam er ins Haus und erregte viel Unruhe. Ein Mönch sollte ihn bannen, aber er hatte gesündigt, und der Geist verlachte ihn. Ein zweiter Mönch hatte ebenfalls gesündigt, denn er war über ein Kornfeld gegangen und hatte an seiner Schuhschnalle eine Kornähre mit fortgeschleppt; auch er wurde von dem Geiste ausgelacht. Endlich kam ein Mönch, ein kleiner Mann, der hatte nicht gesündigt. Der wickelte den Geist in ein Tuch und fuhr mit ihm davon. Der Wagen, auf dem er mit dem Geiste saß, war so schwer, daß vier Pferde ihn kaum fortziehen konnten und vor Anstrengung schäumten und keuchten. Des Wucherers Haus ist längst abgebrochen, es hat da gestanden, wo jetzt des Kaufmanns Wilhelm Harbers Haus steht.

Ein Bauer in Cappeln hat mit Getreide gehandelt und sich dabei eines Scheffels mit doppeltem Boden bedient. Beim Einkauf hat er zu viel genommen, beim Verkauf zu wenig gegeben. Nach seinem Tode hat er in seiner Wohnung alle Nächte mit dem falschen Scheffel messen müssen. Die Leute im Hause haben darüber keine Ruhe gehabt und alles getan, um den Spukgeist zu vertreiben. Schließlich hat man einen Pater aus Vechta kommen lassen, der den Unruhestifter in das Diepholzer Moor verbannt hat.

In der Garter Heide nach Echterholz zu trifft man ein Schlatt, Freesen Schlatt genannt, in welchem ein Mann mit einem Scheffel auf dem Kopfe spukt. Darüber berichtet die Sage: Auf dem Speicher des Zellers Zurhake in Echterholz ging nächtlicher Weile ein Mann wieder, der im Ausmessen von Getreide betrogen hatte. Da er durch sein Rumoren lästig wurde, wandte man sich an den Pastor in Emstek, der ihn durch Machtspruch nach dem Freesen Schlatt verbannte.

Auf Gut Lage bei Essen hat man hoch über den Bäumen einen Mann, der im Leben falsch gemessen, schweben sehen mit einem Scheffel auf dem Kopfe. Der Mann hat laut gerufen: O! O! Wilddiebe haben dort den Ruf He da! gehört und sind spornstreichs davon gerannt.

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Fünfter Abschnitt. 183. [Verdammt sind vorzugsweise die Wiedergänger, welche ein schweres]. l. [Ein Kornwucherer in Oldenburg maß mit einem großen Scheffel ein]. l. [Ein Kornwucherer in Oldenburg maß mit einem großen Scheffel ein]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2449-B