183.

Verdammt sind vorzugsweise die Wiedergänger, welche ein schweres Verbrechen begangen haben, die Mörder, die von Gott zum Teufel abgefallenen, die Meineidigen. Weil sie verdammt sind, ist alles Christliche ihnen verhaßt und unerträglich. Sie entfliehen vor dem Namen Gottes, vor dem Kreuzzeszeichen, vor dem Weihwasser, vor den Segnungen frommer Priester, aber nicht vor dem eigentlichen Gebete, das sie vielmehr anzieht, während ein Fluch sie vertreibt. In allen diesen Dingen gleichen die Verdammten den Teufeln. Verdammte Wiedergänger sucht man aus der Nähe der Menschen weg und in die abgelegene Heide oder in einsame Wälder zu bannen. Dies Wegbannen ist eine Kunst der Geistlichen, und zwar stehen die katholischen Geistlichen entschieden, auch in protestantischen Gegenden, im Rufe der stärkeren Kunst; namentlich waren die »Paters« des ehemaligen Klosters zu Vechta weit und breit als tüchtige Geisterbanner berühmt. Die Geister wehren sich nach Kräften gegen die Bannsprüche und wissen nicht selten die Priester durch Vorhalt begangener Sünden zurückzuschlagen, endlich aber finden sie doch einen zu starken Gegner. Dann werden sie auf einem Wagen, mitunter in ein Tuch, einen Mantel, einen Sack eingehüllt, fortgefahren, machen sich dabei aber so schwer, daß zwei Pferde selten genügen, und selbst vier oder sechs ihre Not haben, den Wagen an Ort und Stelle zu schaffen. Am Ziel der Reise pflegt ein neuer Kampf oder neue Unterhandlung zu beginnen. Die Geister verlangen, daß ihnen eine Aufgabe gestellt werde, nach deren Lösung sie frei sein wollen, und erreichen manchmal wenigstens, daß sie nach der Lösung, etwa alle Jahr, einen Hahnenschritt ihrer alten Spukstätte näher kommen dürfen. Das zählen der Heide oder der Sandkörner, das Ausschöpfen eines Gewässers mit einem Eimer ohne Boden u. dgl. sind die gewöhnlichen Aufgaben. Mitunter geschieht es, daß der Geistliche eine Aufgabe stellt, die er für unlösbar hält, die aber durch Zufall oder die unerwartete Schnelligkeit des Wiedergängers dennoch gelöst wird. Wenn infolgedessen oder infolge des allmählichen Vorrückens der Wiedergänger frei wird, so nimmt er von seinem alten Spukorte wieder Besitz, oder es geschieht sonst etwas Absonderliches. Dem ersteren suchen die Bewohner eines Spukhauses wohl dadurch vorzubeugen, [253] daß sie ihr Haus abbrechen und an einer neuen Stelle wieder aufbauen.

a.

Auf einer Bauernstelle zu Emstek waren die Eltern gestorben und hatten außer einer Tochter zwei Söhne hinterlassen, von denen der jüngere verheiratet war und immer auf der Stelle gewohnt hatte, sie auch gern behalten wollte; der andere aber war schon ziemlich alt, unverheiratet und sehr reich. Als sie nun nach Cloppenburg gingen, um auf dem Amte die Teilung der Erbschaft zustande zu bringen, machte der verheiratete durch List den anderen betrunken, und wußte es dann so zu drehen, daß er das Gut behielt. In der Folgezeit gab es fortwährend Streit, und die Schwester hielt es mit dem jüngeren. Verdruß und anderes brachten es so weit, daß der unverheiratete sich eines Morgens im Bette erhängte. Aber er hatte keine Ruhe im Grabe und zeigte sich abends immer in der Scheune. Wenn die Knechte den Pferden ihr Abendfutter gaben, reichte er ihnen das Futter fast in die Hand; wenn sie beim Mistfahren waren, setzte er sich hinten auf den Wagen; kurz es wurde zuletzt so schlimm, daß die Knechte ihren Dienst verlassen wollten. Man ging daher zum Pastor, und dieser sagte, daß des Selbstmörders Zeit noch nicht abgelaufen sei und derselbe solange wandern müsse, bis die Zeit verstrichen; doch wolle er sehen, ob er ihn nicht in seinen Fuhrenkamp bringen könne; ganz von seinen Gründen weg ihn zu bannen, sei nicht möglich. Das tat der Pastor denn auch, und seitdem spukt der Selbstmörder in und bei seinem Fuhrenkamp und hat schon viele Leute erschreckt und verfolgt; wenn sie aber die Grenze der Stelle überschritten, blieb er zurück.

b.

Vor längeren Jahren wohnte zu Neuenkirchen ein Kaufmann, welcher sich durch Fleiß und Sparsamkeit (?) ein ansehnliches Vermögen erworben hatte. Seine Frau starb und nach einigen Jahren starb auch er. Seine Kinder waren noch klein, und das Haus mußte bewacht werden. Allein niemand wollte die Wache übernehmen, denn der Kaufmann ging zur Nachtzeit wieder, öffnete alle Türen und wollte niemand in Ruhe lassen. Endlich brachte ihn ein katholischer Priester auf den Wagen, fuhr mit ihm nach dem Truntelberge, eine halbe Stunde östlich von Neuenkirchen, und ließ ihn dort herunter springen. Dort geht der Kaufmann nun in Gestalt eines großen schwarzen Hundes wieder. Man erzählt auch, daß die beiden Pferde [254] vor dem Wagen außerordentlich schwer zu ziehen hatten und denselben kaum aus der Stelle bringen konnten. Vgl. h. Aus b und h hat man neuerdings (1907) folgende Geschichte gemacht. Im jetzigen Kleyboltschen Hause in Neuenkirchen, zwischen den beiden Kirchen gelegen, wohnte früher ein Kaufmann Schlienkamp, ein geiziger und wucherischer Mann. Plötzlich starb er. Als die Leiche zum Kirchhof getragen wurde, schaute der Verstorbene oben aus dem Fenster des Hauses. Seitdem ging er um, polterte in seinem Hause und wurde verschiedentlich gesehen. Endlich kam ein Pater aus Vechta und verbannte ihn nach dem Truntelberge hinter Bergmanns Kolonat oder der Heilstätte. Der Verbannte darf sich jährlich um einen Hahnenschritt dem Orte Neuenkirchen nähern. Ist er bis zum Garten des katholischen Pastorats gekommen, so hat seine Erlösungsstunde geschlagen. Jetzt ist er erst bis Bergmanns Haus gekommen und von verschiedenen dort gesehen worden. – In Ebbekens Haus in Harkebrügge ging ein Mann wieder, der im Leben ungerecht gewesen war. Die Leute im Hause konnten vor Angst nicht schlafen und nahmen schließlich ihre Zuflucht zum Pastor. Dieser hat den Mann in ein rotes Taschentuch geknüpft und ihn in ein Gebüsch an der Söste gebracht. Jedes Jahr darf er einen Hahnenschritt weit sich dem Dorfe nähern.

c.

Ein früherer Bauer zu Dänikhorst, Ksp. Zwischenahn, soll nach seinem Tode umgegangen sein. Da hat man zwei Pater aus dem Münsterlande kommen lassen, die haben ihn in einen Sack gebannt und in das Moor bei Westerscheps über Oelljen Brücke gefahren. Erst ist die Fahrt ganz leicht gewesen, aber der Sack ist schwerer und schwerer geworden, so daß man zuletzt acht Pferde hat vorspannen müssen. Im Moore haben sie ihn jenseits der Brücke abgeworfen.

d.

Ein früherer Besitzer des Gutes Campe bei Berne konnte im Grabe keine Ruhe finden, sondern spukte in dem Hause und in den Ställen. Er lärmte allnächtlich auf den Böden, in Stuben und Kammern, zerbrach, zerschmiß und brachte alles in Unordnung und ließ den schlafenden Bewohnern keine Ruhe. Da wurde einst in der Nacht einer der Knechte von einem Pater geweckt und befehligt, einen Wagen anzuspannen und nach seinen Weisungen zu fahren. Der Knecht gehorchte und fuhr nach den Weisungen des Paters immer weiter bis an eine ausgedehnte Heide. Die Pferde keuchten [255] und stöhnten vor Anstrengung, und wie der Knecht sich einmal umsah, erblickte er hinter sich auf dem Wagen neben dem Mönche seinen verstorbenen Herrn. Immer weiter fuhren sie, und als sie endlich in die Mitte der Hurreler Heide gekommen waren, gebot der Mönch Halt, stieß das Gespenst vom Wagen und befahl ihm, dort zu bleiben. Aber das Gespenst kletterte immer wieder an dem Wagen hinauf, bis endlich der Pater es in seinen Mantel wickelte und so in die Heide hinaustrug. Nun fragte der Geist, was er dort tun solle? worauf der Mönch ihm aufgab, die Heide zu zählen. Und wenn er damit fertig sei? Immer wieder von vorn anfangen. Die Pferde zogen nun den Wagen leicht nach Hause, aber der gebannte Geist läuft nun allnächtlich in Gestalt eines feurigen Stiers durch die Heide und zählt die einzelnen Halme. (Hude).

e.

Vor langen Jahren lebte in dem später Bollmannschen Hause an der Achternstraße zu Oldenburg ein Kaufmann Muhle. Einer seiner Arbeiter erhielt eines Abends einen Brief, den er, da er ihn selbst nicht lesen konnte, seinem Herrn brachte, um ihn von diesem sich vorlesen zu lassen. Muhle ersah aus dem Briefe, daß seinem Arbeiter in Holland eine reiche Erbschaft von drei Tonnen Goldes zugefallen sei, sagte aber dem Arbeiter nur, in dem Brief stehe, daß er eine kleine Erbschaft von 5-600

getan habe, erbot sich auch, dasselbe für ihn zu erheben, wenn er Vollmacht dazu erteile. Das geschah. Muhle zog die Erbschaft im Betrage von drei Tonnen Goldes ein und lieferte dem Arbeiter nur 5-600

ab. Als Muhle gestorben war, ließ ihm der verübte Betrug keine Ruhe im Grabe. Bei Nacht und bei Tage ging er im Hause herum, so daß die Bewohner es nicht aushalten konnten. Endlich ließ man zwei Paters aus dem Kloster zu Vechta kommen, die nahmen den Geist zwischen sich auf einen Wagen und fuhren hinaus nach dem Wildenloh und setzten ihn dort ab mit der Aufgabe, sämtliche Heide zu zählen. »Der frühere Muhlesche Knecht, Suhr, war später in meinen Diensten und hat mir oft erzählt, daß er den Wagen selbst gefahren habe. Die Pferde hätten so außerordentlich schwer ziehen müssen.« (Worte eines alten oldenburgischen Bürgers.)


Vgl. 179s.

f.

Einst hatte ein Fährmann aus Elsfleth, namens Jan Harm, wegen seines roten Haares »Rode Jan Harm« genannt, einen Fremden, der eine Kiste mit Geld bei sich führte, über die Weser zu setzen. Rode Jan Harm ermordete den Fremden, [256] warf ihn in die Weser und begann alsdann mit den geraubten Schätzen ein Leben in Saus und Braus. Als er danach selbst gestorben war, mußte er umgehen und beunruhigte die Bewohner seines Hauses und der Nachbarschaft. Lange wollte es nicht gelingen, den Geist fortzuschaffen, endlich fand sich indessen ein Pastor, der ihn nach dem Wildenloh bei Oldenburg bannte, wo ihm aufgegeben ist, die Bickbeerenblätter des Waldes zu zählen. Nicht selten sieht man ihn, wenn man abends durch den Wildenloh kommt, mit seinem roten Kopfe über eine Hecke gucken. (Elsfleth.) – Im Wildenloh spukt ein ehemaliger Bürgermeister von Oldenburg, namens Rottmann, der wegen eines Meineides umgehen mußte und nach dem Wildenloh gebannt ist, wo er einen Brunnen mit einem Eimer ohne Boden ausschöpfen oder, wie andere sagen, sämtliche Bähnthalme des Moores zählen muß. Dieser Rottmann ist sehr bekannt, und schon vor mehr als hundert Jahren fürchteten ihn die Städter, die im Wildenloh das gekaufte Holz fällten, wie noch jetzt die Kinder mit ihm geschreckt werden, wenn sie im Walde die zahlreich wachsenden Bickbeeren suchen.

g.

Auf der Mühle zu Elmeloh, Ksp. Ganderkesee, wohnte einst ein Müller, der seine Kunden betrog und bestahl und mit dem unrecht erworbenen Gute wucherte, darum mußte er nach seinem Tode in der Mühle umgehen, und störte die Bewohner. Bald hielt er das Wasser zurück, daß die Räder nicht aus der Stelle kamen, bald ließ er es in zu großer Menge heranlaufen, daß das Gangwerk nicht dagegen arbeiten konnte und zerbrach, und die Steine herunterstürzten. Alle Mittel, den Geist zu bannen, schlugen fehl; selbst daß man die Mühle abbrach und von Grund aus neu aufbaute, half nichts. Endlich gelang es einem Pater, ihn in den Hasbruch zu bannen, wo er mit einem Eimer den Bach ausschöpfen muß. Wenn er damit fertig ist, soll er frei sein, aber er wird nicht fertig und wird nicht fertig.

h.

In einem Hause zu Neuenkirchen wohnte vor Zeiten ein geiziger und ungerechter Mann. Nach seinem Tode ging er im Hause um und machte solchen Lärm, daß die Hausbewohner Hilfe bei dem Pastoren suchten. Dieser kam und zwang den Geist in einen Sack, fuhr ihn in die Heide eine halbe Stunde von Neuenkirchen und bannte ihn dort an eine Stelle, der Zuchselberg genannt, weil der moorige Boden [257] schwankt, wenn man darauf tritt. Dort geht der Geist jetzt um, darf aber über einen bestimmten Umkreis nicht hinaus. In jeder Neujahrsnacht kommt er jedoch einen Hahnenschritt näher nach Neuenkirchen zurück.


Vgl. b.

i.

Zu Sage im Ksp. Großenkneten starb einst ein Mann mit Namen Bahlmann, der kam immer wieder, so oft man ihn auch wegbrachte. Endlich nahm man seine Zuflucht zu einem Pfarrer in Emstek, wo die Leute katholisch sind, der sollte ihn weglesen. Als dieser damit anfing, lief Bahlmann die Leiter hinauf und wollte auf den Boden. Da warf ihm der Priester das Buch nach, und Bahlmann fiel wieder herunter. Aber weg war er damit nicht. Darum ward beschlossen, ihn nach dem Almswege zu fahren, aber er war so schwer, daß man sechs Pferde anspannen mußte. Im Almswege angekommen, wollte Bahlmann dort nicht bleiben und fragte, was er denn da machen solle. »Die Heidsträucher zählen.« Und wenn er damit fertig sei? »Alle Blätter und Zweige im Almswege zählen.« Und wenn er auch das vollbracht? »Alle Sterne am Himmel zählen.« Damit war Bahlmann denn auch zufrieden, aber er bedang sich aus, daß er alle Jahre ungefähr einen Hahnenschritt seiner Wohnung näher kommen dürfe. Das ward ihm zugestanden. Bahlmann aber ist noch immer im Almswege und zählt die Heidsträucher.

k.

Zu Bümmerstede, Ksp. Osternburg, war ein alter Mann gestorben, ein Geizhals, der in seiner Familie nur Unfrieden stiftete. Nach seinem Tode ging er um, die Türen klapperten, und ein unheimliches Schleichen ward vermerkt, so daß die Hunde heulten. Zuletzt konnten die Leute kein Gesinde mehr darüber halten. Endlich wurde ein katholischer Pater geholt. Als nun abends das Gespenst erschien, erkannte es der Pater sofort als den verstorbenen Hausherrn, und obwohl es beim Anblick des Paters zu fliehen suchte, erhaschte er es doch hinter den Kühen. Der Pater fuhr mit dem Gespenste in die Osenberge und hieß es da Sandkörner zählen. Aber schon in der folgenden Nacht ging der Spuk wieder los. Der Pater, welcher glücklicherweise noch da war, brachte den Geist abermals in die Osenberge und befahl ihm nun, alle Sandkörner zu zählen, und wenn er damit fertig sei, immer wieder von vorn anzufangen. Als der Geist diesen Befehl hörte, tat er einen lauten Schrei und ist nachher nie wiedergekommen.

[258] l.

Ein Kornwucherer in Oldenburg maß mit einem großen Scheffel ein und mit einem kleinen wieder aus. Nach seinem Tode mußte er dafür umgehen. Er sah stets über die halbe Tür, wie sie damals noch in Gebrauch waren, und sagte: »Mit einem großen Scheffel einmessen und mit einem kleinen ausmessen, geht das nicht schön? Hahaha!« Dann kam er ins Haus und erregte viel Unruhe. Ein Mönch sollte ihn bannen, aber er hatte gesündigt, und der Geist verlachte ihn. Ein zweiter Mönch hatte ebenfalls gesündigt, denn er war über ein Kornfeld gegangen und hatte an seiner Schuhschnalle eine Kornähre mit fortgeschleppt; auch er wurde von dem Geiste ausgelacht. Endlich kam ein Mönch, ein kleiner Mann, der hatte nicht gesündigt. Der wickelte den Geist in ein Tuch und fuhr mit ihm davon. Der Wagen, auf dem er mit dem Geiste saß, war so schwer, daß vier Pferde ihn kaum fortziehen konnten und vor Anstrengung schäumten und keuchten. Des Wucherers Haus ist längst abgebrochen, es hat da gestanden, wo jetzt des Kaufmanns Wilhelm Harbers Haus steht.

Ein Bauer in Cappeln hat mit Getreide gehandelt und sich dabei eines Scheffels mit doppeltem Boden bedient. Beim Einkauf hat er zu viel genommen, beim Verkauf zu wenig gegeben. Nach seinem Tode hat er in seiner Wohnung alle Nächte mit dem falschen Scheffel messen müssen. Die Leute im Hause haben darüber keine Ruhe gehabt und alles getan, um den Spukgeist zu vertreiben. Schließlich hat man einen Pater aus Vechta kommen lassen, der den Unruhestifter in das Diepholzer Moor verbannt hat.

In der Garter Heide nach Echterholz zu trifft man ein Schlatt, Freesen Schlatt genannt, in welchem ein Mann mit einem Scheffel auf dem Kopfe spukt. Darüber berichtet die Sage: Auf dem Speicher des Zellers Zurhake in Echterholz ging nächtlicher Weile ein Mann wieder, der im Ausmessen von Getreide betrogen hatte. Da er durch sein Rumoren lästig wurde, wandte man sich an den Pastor in Emstek, der ihn durch Machtspruch nach dem Freesen Schlatt verbannte.

Auf Gut Lage bei Essen hat man hoch über den Bäumen einen Mann, der im Leben falsch gemessen, schweben sehen mit einem Scheffel auf dem Kopfe. Der Mann hat laut gerufen: O! O! Wilddiebe haben dort den Ruf He da! gehört und sind spornstreichs davon gerannt.

[259] m.

Zu Wildeshausen in dem Hause, das später dem Kaufmann H. Nolte gehörte, wohnte vor langen Jahren ein Beamter namens Schnobel. Er war ein ganz gottloser Mensch, welcher viele Mädchen verführt und viele Leute um Geld und Gut betrogen hat. Darum mußte er nach seinem Tode wiederkommen, machte nachts im Hause viel Lärm und Gepolter und zeigte sich auch draußen oft als großer schwarzer Hund. Bei Tage lag er als schwarzer Hund unter dem Tische, ganz still und unbeweglich; aber sobald die Sonne untergegangen, sprang er auf und durchlief unter Lärm und Gepolter das ganze Haus, sodaß die Bewohner das Haus verlassen mußten. Endlich ließen die Leute einen Pater kommen, der ihn bannen sollte. Der Pater bestellte einen Wagen, setzte sich hinauf und befahl dem Geiste, sich hinten auf zu setzen. Lange weigerte sich dieser. Erst hielt er dem Pater alle seine Schlechtigkeiten vor, aber der Pater erwiederte, dafür habe er siebenfache Buße getan. Zuletzt sagte er noch, der Pater habe seinem Vater vier Grote weggenommen, und diese habe er nicht wiedererstattet. Da sagte der Pater: »Diese vier Grote habe ich genommen, um so viel zu lernen, daß ich dich vertreiben kann.« Nun konnte der Geist keine Einrede mehr ma chen und sprang hinten auf den Wagen, aber der Wagen wurde nun so schwer, daß zwei Pferde ihn nicht ziehen konnten, sondern vier vorgespannt werden mußten, und diese hatten noch genug zu tun, daß sie ihn aus der Stadt brachten. Sie fuhren nach dem Spaaschen Sande. Der Geist frug, was er hier tun solle. Der Pater antwortete, er solle sämtliche Rüschen (Binsen) spleißen. Da frug der Geist, wenn er damit fertig sei, ob er dann wiederkommen dürfe? Der Pater sagte: nein, dann müsse er alle Sandkörner zählen, und wenn er damit fertig sei, immer wieder von vorn anfangen. Da bat der Geist nochmals, jedesmal wenn er mit dem Zählen fertig sei, einen Hahnenschritt näher kommen zu dürfen, aber auch dies wurde ihm abgeschlagen. Als der Pater wieder abfuhr, griff der Geist in die Speichen, sodaß der Wagen nicht aus der Stelle konnte, und der Pater hatte viele Mühe, daß er ihn wieder losbrachte. Nun muß der Geist bis in Ewigkeit den Sand zählen, und daher soll es auch kommen, daß der Sand in dieser Gegend so locker ist, weil jener immer noch darin herumwühlt. Oftmals hört man den Geist zwischen den Fuhren, und wenn man fragt: »Wer ist da?« so lautet die Antwort: »Schnobel!« Auch in den [260] Fettemarscher Fuhren, eine halbe Stunde vor Wildeshausen, ist Schnobel gesehen; er muß da die Fuhrennadeln zählen. – Vier Arbeiter waren mit einem Einspänner in diese Fuhren geschickt, um Holz zu holen. Als sie das Holz aufgeladen hatten, war es schon dunkel, der Weg sehr schlecht und tief, und nachdem sie eine Strecke mühsam fortgekommen, blieb der Wagen stecken, und sie bemerkten, daß sie in einen Graben geraten waren. Inzwischen war es stockfinster geworden, und die vier waren in großer Verlegenheit, denn ihre Kräfte reichten nicht aus, den Wagen aus dem Graben auf den Weg zu bringen. Während sie ratlos so dastanden, drehte der eine sich nach den Fuhren um und rief, so laut er konnte: »Schnobel kumm här un lücht us!« Sofort bemerkten sie ein Licht in den Fuhren, welches sich fortbewegte, über Gräben und Hecken setzte und grade auf sie zueilte. Von plötzlichem Schrecken ergriffen suchten die Arbeiter ihr Heil in der Flucht und getrauten sich den Abend auch nicht wieder umzukehren. Als sie am andern Morgen wieder hingingen, stand der Wagen noch so, wie sie ihn verlassen hatten, das Pferd aber lag vor dem Wagen und war tot.

n.

Vor langer Zeit ist zu Badbergen bei Quakenbrück ein Mann gestorben, der nichts geglaubt und ruchlos gelebt hatte. Auf Zeichen des Himmels – so sind ihm einmal die Pferde vorm Wagen vom Blitze erschlagen – hatte er nicht geachtet. Darum mußte er nach seinem Tode spuken. Als glühende Gestalt hat er die Leute im Hause erschreckt, sodaß man, um Ruhe zu haben, einen Pater von Vechta hat kommen lassen. Nachdem dieser den Geist glücklich gebannt, hat er die beiden Söhne gefragt, ob sie den Geist sehen wollten, was der eine abgelehnt, der andere aber gewünscht hat. Der Pater hat diesem den Geist gezeigt. Das ist aber sehr unvorsichtig von ihm gewesen, denn dadurch ist der Geist wieder so mächtig geworden, daß er nur dann erst wieder gebändigt werden konnte, als ihm der Pater versprochen, daß er sich jedes Jahr um eines Hahnenschrittes Länge dem Hause wieder nähern dürfe. Um die Rückkehr aber möglichst lange hinauszuschieben, hat ihn der Pater auf einen Wagen gesetzt und weit weg in die Sager Heide gebannt. Nur die Rücksicht auf die schwangeren Weiber hat den Pater, wie er selbst gesagt, abgehalten, bei der Fahrt durch Dinklage den Geist in seiner ganzen abscheulichen Gestalt sehen zu lassen. Das Haus aber, wo der[261] Geist gespukt hat, ist von den Söhnen abgebrochen und auf einer anderen Stelle wieder aufgebaut worden, damit der Geist wenn er wieder kommt, nur auf der alten Baustelle, nicht in dem neuen Hause, spuken kann.

o.

Sprengepyl, ein Major zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, welcher in Vechta wohnte und mit dem Teufel im Bunde stand, ist nach seinem Tode in Gestalt eines Hahnes in das Grünemoor hinter Welpe gebannt und muß dort die Heidspieren zählen. Jedesmal wenn er damit fertig ist, muß er wieder von vorn anfangen, darf aber der Stadt Vechta um seinen seiner Schritte näher kommen, und wenn er wieder bei der Klosterkirche anlangt, wird in der Stadt etwas ganz Besonderes geschehen. Vgl. 179u und 190g.

Andere Lesart. Sprengepyl spukte abends auf dem Kapitelplatz. Leute, die des Weges kamen, schlug er mit einer eisernen Stange, so daß sie mit Wunden bedeckt nach Hause kamen. Man suchte Hilfe bei einem Pater, der den Sprengepyl in eine eiserne Kiste packte und diese auf einen Wagen setzte. Man spannte erst 2 Pferde vor und schlug die Richtung nach dem Gerstenmoor (Bezeichnung für das ganze Moor hinter Welpe) ein. Die 2 Gäule genügten aber nicht für die ganze Fahrt. Je weiter man kam, desto mehr Vorspann mußte sein. Zuletzt zogen 8 Pferde an dem Wagen. Als auch diese versagten, war man beim sogenannten Dreiecksmoor angelangt. Die Weiterfahrt wurde aufgegeben und Sprengepyl aus der Kiste ge lassen und an der Stelle festgebannt. Seitdem heißt das Dreiecksmoor Teufelsmoor.

p.

Zu Schohusen, Ksp. Hatten, lebte in alten Zeiten ein böser Mann, der nach dem lieben Gott nicht fragte und anderen Leuten so viel Schaden zufügte, als er nur konnte. Da er nun ohne Buße aus dem Leben schied, fand er im Grabe keine Ruhe und mußte oft des Nachts an den Orten seiner Sünden umgehen. Und obwohl er immer still und geräuschlos einherging und niemand was zu Leide tat, setzte er doch die Leute in Furcht und erschreckte diejenigen, welche ihn sahen. Als daher einst zwei Paters durch Schohusen kamen und sich erboten, den Geist zu bannen, waren die Leute damit sehr zufrieden und versprachen ihnen guten Lohn. Nicht ohne Mühe und nachdem sie den Geist mehrmals von unten nach oben durch das ganze Haus getrieben, gelang es den Paters, denselben zu fangen und in eine Schnupftabacksdose einzusperren.[262] Dann ließen sie einen Wagen bespannen, nahmen die Dose hinauf und fuhren in den Huntloser Brok, und so schwer war die kleine Dose, daß die Pferde nur mit größter Mühe den Wagen ziehen konnten und über und über von Schweiß troffen, als sie im Brok anlangten. Und hätte der Fuhrmann nur ein einziges Mal sich umgesehen während der Fahrt, so hätte der Teufel ihm den Hals umgedreht. Der Huntloser Brok ist eine Niederung, welche seit undenklichen Zeiten unter Wasser gestanden hatte. Dorthinein bannten die Paters den Geist und befahlen ihm, so lange dort zu bleiben, bis er mit einem Eimer ohne Boden alles Wasser ausgeschöpft habe. Dort soll er nun lange lange Zeit gewandelt und vielen Leuten sich als kleinen grauen Mann gezeigt haben, und einige wollen gesehen haben, daß er seinen Kopf unter dem Arme trug. Im Jahre 1847 aber ist der Pfuhl gänzlich ausgetrocknet, und seitdem ist das Männlein im Huntloser Brok nicht mehr gesehen worden.

q.

Herr Norberg zu Detern war armer Leute Kind und hütete als Knabe bei einem Bauern die Gänse. Später, als er zum Jünglinge herangewachsen war, wurde er wegen seiner Fähigkeiten als Schreiber angestellt. Bald hatte er sich Geld erworben, und die Leute kamen, um von ihm zu leihen. Er aber fragte bei allen zuvor, ob sie lesen und schreiben könnten, und sagten sie ja, so hatte er nichts zu leihen. Sagten sie nein, so schrieb er einen Wechsel, und wenn er den Leuten nur 10 Taler auszahlte, schrieb er 100 Taler hinein, das mußten sie dann mit einem Kreuze unterzeichnen. Schon bei seinen Lebzeiten wurde er auf mehreren Stellen zugleich gesehen; nach seinem Tode aber ging er wieder, so daß alle Hausgenossen vor Furcht das Haus verließen, und dem Nachbar wurden 25 Taler zugegeben, daß er das Haus nur bewohnte. Eines Tages ging die Frau nach dem Abtritt, hatte sich aber kaum hingesetzt, so setzte sich Herr Norberg neben sie. Sie schrie heftig auf, lief fort und rief: »Peter, Peter, der Teufel ist da!« Jede Nacht hat er das ganze Haus durchlärmt, hat in jedes Bett hineingesehen, und wenn dann die Bewohner geschrieen: »Der Teufel ist da!« so ist er schleichend davongegangen. Um nun des Teufels los zu werden, ließen sie einen Pastor kommen, der hat ihn durch sein Beten in eine Graft verwiesen, welche er mit einem bodenlosen Eimer leer tragen mußte. Nun war der Teufel weg. Als aber ein trockener Sommer kam, wurde die Graft leer, und der Teufel [263] stellte sich wieder ein. Der Pastor wurde abermals gerufen und verwies ihn nun in einen Sandberg, der Eichenberg genannt, wo er die Sandkörner zählen muß. Dort ist er noch jetzt und springt des Nachts manchem Furchtsamen, der des Weges kommt, auf den Rücken.

r.

In Grüppenbüren, Ksp. Ganderkesee, starb ein Mann, der sich von seinem unehelichen Kinde abgeschworen hatte. Nach seinem Tode wurde er zum Schrecken seiner Verwandten oft wieder im Hause gesehen. Sie ließen daher den Pastor kommen, der brachte durch sein Gebet den bösen Geist auf einen Wagen, auf dem er in den Middelhop, ein in der Nähe liegendes Gehölz, gefahren werden sollte. Unterwegs aber brach der Wagen, und als die Fuhrleute nach Hause zurückkamen, stand der Geist schon wieder im Kuhstall und sah ihnen entgegen, war auch von nun an allenthalben zu finden. Der Pastor wurde abermals herbeigeholt, und es gelang ihm, den Geist in den Middelhop zu bringen. Dort gab er ihm ein hölzernes Beil und befahl ihm, mit dem Beile alle Bäume im Middelhop umzuhauen; nachher könne er alle Jahre seinem Hause um einen Hahnentritt näher kommen. Der Geist hat eine Zeit lang im Middelhop gehaust und sich vergeblich mit seiner Arbeit abgemüht; später hat die Herrschaft (der Staat) das Holz abschlagen lassen und des Geistes Aufgabe war gelöst. Auch soll der Geist seinem Hause schon viel näher gekommen sein. Inzwischen ist aber statt des alten Hauses ein neues erbaut, und zum Ausruhen ist für den Geist ein Pfahl gesetzt. – Weitere Beispiele vom Umbauen der Häuser s. 179b, r, 181d.

s.

Vor längerer Zeit kamen einmal zwei Strumpfhändler nach Holle. Der eine logierte in Schmers Hause (später Brands Haus), der andere in einem benachbarten Hause, genannt Jan Klas Haus (später Harm Hayes Haus). Als nun der in Schmers Hause sich zur Ruhe begeben hatte, schlich sich sein böser Wirt zu ihm und goß ihm, um sich nachher seiner Habe bemächtigen zu können, geschmolzenes Blei in den Hals. Als sein Kamerad den nächsten Morgen ihn aufsuchte, fand er ihn tot. Man hatte Schmers sofort in Verdacht des begangenen Mordes; er aber wollte von nichts wissen und sprach den Fluch aus: »Wenn ich den Mord begangen habe, will ich bis an den jüngsten Tag schreien.« Kurz darauf starb Schmers. Kaum aber hatte er die Augen geschlossen, so ging er wieder und zwar als »schreiend Ding«. Das schrie nun bald hier bald dort [264] in Schmers Hause, auf der Landstraße, auf dem Fußpfade, auf dem Roggenmoor, in der Heide, und oft so laut, daß die Bleifenster des Hauses, vor welchem es gerade schrie, davon klirrten. Es erschien als ein kleines Männlein mit grauer Jacke, einen Dreitimpen auf dem Kopf, an dem einen Fuße mit einem Holzschuh, am anderem mit einem Lederschuh bekleidet. Eines Tages kam es mit einem Jäger auf dem Achterdiek, von welchem Oberhausen begrenzt wird, zusammen. Stets ging es neben dem Jäger her; der aber, bald des widrigen Geschreies überdrüssig, legte seine Flinte an dasselbe an und schoß, aber die Flinte versagte, und nun trat es ganz nahe an den Jäger heran und schrie noch viel lauter und furchtbarer. Ein anderes Mal war es auf einem Roggenmoor, als gerade ein Dieb Reis zu Besen von einem Baume abschnitt. Der Dieb indeß zeigte keine Furcht vor dem schreienden Dinge und sagte, er wolle nicht weichen, und wenn es auch so schreie, daß der Baum zittere. Dem Diebe aber ward wunderlich, er ließ das Besenreis im Stiche und suchte das Weite. Mehrere andere Leute von Holle und Oberhausen, die man zum Teil noch mit Namen zu nennen weiß, haben es gleichfalls wiederholt gesehen und schreien hören, so in seinen jungen Jahren Hinrich Suhr in Oberhausen, der zur französischen Zeit 60-70 Jahre alt gewesen sein soll. Dieser Suhr wollte eines Abends (»dat hett he mi sülwst vertellt, un dat wull de ole Suhr woll nich lögen«) die Hirsche, die in jener Zeit nicht selten dort die Felder besuchten und verwüsteten, von seinem Roggenmoor verscheuchen und zündete zu dem Ende auf dem Moore ein Feuer an. Da sah er denn deutlich das schreiende Ding neben sich hergehen und hörte es gleich darauf auch schreien. Sein Geschrei ist stets so eigentümlicher Art gewesen, daß es niemand und nichts hat nachahmen können, und deshalb ein Zweifel über den Ursprung des Geschreies nicht wohl möglich gewesen ist. – In dem Schmersschen Hause trieb es, außerdem daß es darin noch schrie, auch allerlei Unfug; so schlug es mit einer Peitsche vom Unterschlag herab in die Eßkumme, wenn die Hausgenossen um den Tisch beim Essen saßen. Es schleppte das Zeug, das die Hausbewohner am Abend ausgezogen hatten, auf die Hille, oder versteckte es anderswo. Es band nachts das im Stalle stehende Vieh los, und der Knecht, der aufgestanden, um nach dem Vieh zu sehen, hat das Ding hinter den Kühen stehen sehen, und wenn er darüber schalt, [265] hat jenes höhnisch gelacht. Wenn aber der Knecht auf eine besondere Art, mittelst eines kleinen Hölzchens, einen doppelten Knoten in die Stricke geschlagen hat, dann hat das schreiende Ding den Knoten nicht öffnen und also auch das Vieh nicht losbinden können. Als man es endlich im Hause vor Unruhe nicht mehr aushalten konnte, forderte man den lutherischen Prediger auf, es fortzuschaffen, allein der vermochte es nicht. Nun holte man einen katholischen Pater herbei, und dem gelang es durch seine Bannsprüche und geheimen Künste, es zu bändigen und sich untertänig zu machen. Derselbe wollte es nun mit einem Wagen mit zwei Pferden in die Heide fahren lassen, aber die beiden Pferde blieben damit stecken. Darauf ließ er vier Pferde anspannen, und diese brachten den Wagen, wenngleich nur mit genauer Not, fort. Der Pater fuhr selbst mit, befahl aber den Fuhrleuten, ja nicht umzusehen, als bis er es ihnen erlaube, denn sonst behalte er es nicht in der Gewalt. Als sie eine Strecke gefahren waren, sagte der Pater: »Jetzt seht euch mal um!« Das taten die Fuhrleute, da brannte das schreiende Ding lichterloh, brannte zur Strafe, wie ein Bund Stroh brennt, wenn man es anzündet. In der Heide setzte der Pater es ab mit der Aufgabe, hier die Heide zu zählen. Damit war es aber so schnell fertig, daß der Pater es bei der Rückfahrt auf Schmers Straße schon wiederfand, und zwar mit ausgespannten Beinen, die ganze Straße der Breite nach bestreitend, von einem Weidenstamme bis zum gegenüberstehenden. Da brachte es der Pater zum zweiten Male weg und zwar nach der Sager Heide und gab ihm auf, die Heide zu zählen und immer wieder von vorn anzufangen, so oft er fertig sei. Seitdem ist es noch nicht wiedergekommen, aber es heißt, daß es mit jedem Jahre einen Hahnenschritt näher an Sage herankomme, und wenn es dort ankomme, dann hätten wir den jüngsten Tag.


Vgl. 181c. Eine mustergiltige Erzählung von einem verdammten und gebannten Geiste s. noch 553g.

t.

Der alte P. im Kirchspiel Bakum hat es zu Anfang vorigen Jahrhunderts mit den Feinden gehalten. Nach langem Leiden ist er endlich zum Sterben gekommen. Sein Geist aber kann keine Ruhe finden, sondern wandert nachts in dem Sumpfe, der zwischen Weihe und der Chaussee Vechta-Bakum liegt, umher. Kräht nun der Hahn auf P.'s Stelle gerade um Mitternacht, so darf er um einen Hahnentritt diesem Hofe näher kommen. [266] Erst dann wird er befreit werden, wenn er hier endlich angelangt ist. Oft hat man den Geist in stiller dunkler Nacht seufzen hören: Wie lange noch? Die Menschen haben sich deshalb lange gescheut, nachts an dem Sumpfe vorbei zu gehen.

u.

In der Kirche zu Emstek ließ sich ein Mann ohne Kopf sehen und erschreckte die Leute. Der dortige Pastor Büschelmann hat den Wiedergänger nach einem Tannenkamp auf dem Desum verbannt. Dort muß er die Nadeln zählen, die auf den Bäumen sitzen und am Boden liegen. Ist er damit fertig, so ist er erlöst. – Bei Große Giese in Emstek ging ein Selbstmörder wieder. Als beherzte Männer ihn zu vertreiben suchten, floh er auf den Balken. Später wurde er ergriffen und in einen Wagen gesetzt, um in der Heide an einem abgelegenen Orte abgesetzt zu werden. Aber man spannte 2, 4, schließlich 6 Pferde vor den Wagen und dieser war nicht von der Stelle zu bringen. Schließlich hat ihn der Pastor nach Giesen Tannenkamp gebracht. Nach einiger Zeit begegnete dem Wiedergänger ein Jäger, der vor Schrecken tot hinfiel.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 183. [Verdammt sind vorzugsweise die Wiedergänger, welche ein schweres]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2275-4