b.

Eine Frau an der Jaderlangstraße, die kurz vorher von einem Sohne entbunden war, lag in der Stube im Bette, während der Mann vor der Stube am Feuer saß. Die Frau jammerte im Bette, und der Mann glaubte zu hören, daß sie mehreremale hinter einander rufe: »O Donnerstag.« Der Mann ging zu ihr und erkundigte sich, ob ihr etwas fehle, aber sie verneinte es. Als der Mann nun weiter fragte, warum sie denn immer jammere: »O Donnerstag«, gestand sie ihm, sie gehöre zum Verbunde der Hexen und müsse am nächsten Donnerstag nach Galiläa. Dagegen sehe sie sehr an, und deshalb habe sie gejammert: »O Donnerstag.« Der Mann beruhigte seine Frau und erbot sich, an ihrer Stelle die Reise mit zu machen. Des war die Frau zufrieden und sagte: »Nun, so paß auf, in der Johannisnacht, nächsten Donnerstag, wird ein Ziegenbock vor das Haus kommen und sich durch Stoßen gegen die Haustür melden; den besteige getrost, er wird dich hintragen, und wenn er zu langsam ist, so treibe ihn mit Fluchen an.« Als nun die bestimmte Nacht gekommen war, stellte sich der Ziegenbock richtig ein und meldete sich durch Stoßen gegen die Haustür, wie die Frau vorhergesagt hatte. Der Mann setzte sich auf und rasch ging die Reise vor sich. Andere Reisende, teils auf Hähnen, teils auf Schweinen reitend, schlossen sich nach und nach an. Kamen sie an einen Fluß, so wurde geflucht, und der Ziegenbock setzte munter hinüber. Vor einem See an den sie gelangten, wollte der Ziegenbock ein wenig zögern, aber ein derber Fluch brachte ihn auch über den See. Endlich kam die Gesellschaft in Galiläa an, und der Mann, von der Reise erschöpft und über die Erreichung des Ziels vergnügt, rief ein freudiges »Gott Lob!« Da warf der Bock seinen Reiter ab und ließ ihn auch nicht wieder an sich kommen. Nicht lange, so kehrte die ganze Reisegesellschaft, die zusammen gekommen war, wieder zurück, und der Ziegenbock trabte ledig mit den übrigen Reitern mit fort, ohne seinen Reiter wieder an sich zu lassen. Der mußte also zu Fuße wieder heimkehren, und als er zu Hause wieder ankam, da war der kurz vor seiner Reise geborene Sohn vierzehn Jahre alt. (Rastede.)

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. C. Hexen. 218. [Den Höhepunkt in dem Leben der Hexen scheinen die geselligen Zusammenkünfte]. b. [Eine Frau an der Jaderlangstraße, die kurz vorher von einem Sohne]. b. [Eine Frau an der Jaderlangstraße, die kurz vorher von einem Sohne]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-21DC-8