Friedrich Leopold Graf zu Stolberg
(1750–1819)

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg Stolberg (Stich von M. Steinla, nach einem Gemälde von J. C. Rincklake)

Biographie


1750

7. November: Friedrich Leopold Graf zu Stolberg Stolberg wird als zweiter Sohn des aufklärerisch gesinnten Oberhofmeisters der dänischen Königinwitwe, Christian Günther Graf zu Stolberg Stolberg, und seiner pietistischen Ehefrau Christiane, geborene Gräfin zu Castell-Remlingenin Bramstedt/Holstein geboren.

Stolberg erlebt eine für einen Standesherrn ungewöhnlich zwanglose Kindheit und Jugend in Dänemark und Schleswig-Holstein. Zum Freundeskreis der Familie zählen die aufgeklärten Adelskreise Nordelbingens ebenso wie die Dichter Johann Arnold Ebert und Klopstock oder die Theologen Johann Andreas Cramer und Balthasar Münter.


1770

Nach der häuslichen Erziehung durch französische und deutsche Hofmeister geht Stolberg mit seinem älteren Bruder Christian an die Universität Halle, um Rechtswissenschaften zu studieren.


1772

Beide wechseln an die Universität Göttingen, wo sie über Boie mit den Hainbündlern bekannt werden.


1773

Noch im selben Jahr als Mitglieder aufgenommen, stellen sie die Verbindung zu Klopstock her, der dem Dichterkreis großes Interesse entgegenbringt.

Herbst: Beide kehren in den Norden zurück.


1775

Die Brüder unternehmen gemeinsam mit Heinrich Christian Kurt Graf von Haugwitz und Goethe eine Bildungsreise in die Schweiz, auf der sie mit Bodmer, Gessner, Klinger, Lavater, Lenz, Merck, Schlosser und Voltaire zusammentreffen. Die Rückreise führt sie über Ulm, Gotha, Erfurt, Weimar, Dessau, Berlin und Hamburg, wo sie u.a. mit Schubart, Ekhof, Carl Theodor Anton Maria von Dalberg, Wieland, Basedow und Nicolai bekannt werden.

Stolbergs frühe, Freiheit, Vaterland und Natur huldigende Odendichtung steht unter dem Einfluß Klopstocks.

Während seiner Reise in die Schweiz wendet er sich mehr balladesken Dichtungen, freien Rhythmen und gereimten Liedern zu, die er seit dieser Zeit als poetische Ausdrucksform beibehält.


1776

Sommer: Stolberg geht als Gesandter des Fürstbischofs von Lübeck und Herzogs von Oldenburg an den dänischen Hof nach Kopenhagen.


1777–1782

In Boies »Deutschem Museum« veröffentlicht Stolberg den Aufsatz »Über die Fülle des Herzens« und legt darin seine Theorie dar, daß Dichtung der unmittelbaren Begeisterung entspringen müsse.


1778–1802

Ergebnisse seiner intensiven Beschäftigung mit der Antike sind Stolbergs Übersetzungen von Homers »Ilias« (Flensburg, Leipzig 1778), mehrerer Dramen von »Aischylos« (Heidelberg 1802) und ausgewählter Werke Platons (Königsberg 1796–1797). Nachwirkung hat vor allem Stolbergs »Ilias«.

Zwischen 1777 und 1782 veröffentlicht Stolberg seine »Rhapsodischen Essays«.


1780

Die Betrachtung »Vom Dichten und Darstellen« entsteht.


1781–1783

Er bekleidet das Hofamt eines Obermundschenken an der Eutiner Residenz.

Die publizierten Gedichte Stolbergs müssen zu den eigenständigsten Prosazeugnissen des Sturm und Drang gerechnet werden.


1782

Er heiratet Agnes von Witzleben. Längere Reisen führen ihn über Weimar, wo er zusammen mit seinem Bruder erneut mit Goethe zusammentrifft, nach Karlsbad und Teplitz. In diplomatischer Mission reist er nach St. Petersburg.

In der Eutiner Zeit entdeckt Stolberg die heimische Landschaft als eigenständiges literarisches Thema. Das seiner Braut gewidmete »Lied auf dem Wasser zu singen« wird von Schubert 1823 vertont.

Der Aufsatz »Über die Begeisterung« erscheint im »Deutschen Museum«.


1784

»Timoleon« (Kopenhagen).

Seine 1783 vollendete Übersetzung der Dramen von Aischylos übt Einfluß auf Schillers »Braut von Messina« aus. Ebenfalls in der Tradition der Antike stehen Stolbergs gesellschaftskritische »Jamben« (Leipzig).


1786–1788

Stolberg ist als Amtmann in Neuenburg bei Oldenburg tätig.


1787

»Theseus« (Leipzig).


1788

In einer ebenfalls im »Deutschen Museum« publizierten Kritik von Schillers »Die Götter Griechenlands« provoziert Stolberg eine Debatte über Kunst, Antike und Religion in der Dichtung, an der sich auch Forster, Körner und August Wilhelm Schlegel beteiligen.

Im gleichen Jahr veröffentlicht Stolberg bei Göschen in Leipzig den utopisch-idyllischen Roman »Die Insel«, das einzige abgeschlossene epische Werk der Neuenburger Zeit.


1789

Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau geht Stolberg als dänischer Gesandter nach Berlin.


1790

Er lernt dort seine zweite Frau Sophie Charlotte Eleonore von Redern kennen und heiratet sie.


1791

Mit seiner Frau, seinem Sohn Ernst und dem Hofmeister Georg Heinrich Ludwig Nicolovius reist er in die Schweiz und nach Italien.


1793

Er kehrt von der Reise zurück, um das Amt eines fürstbischöflichen Kammerpräsidenten in Eutin anzutreten.


1794–1796

Die antirevolutionären Oden »Die Westhunnen« (Eutin 1794) und »Kassandra« (Eutin 1796) erscheinen im Druck.

»Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sicilien in den Jahren 1791–1792« (4 Bände, Königsberg/ Leipzig 1794).


1800

Aufgrund seiner Konversion zum katholischen Glauben reicht Stolberg sein Entlassungsgesuch beim Fürstbischof Peter Friedrich Ludwig ein und läßt sich nach Kontroversen mit dem Eutiner Kreis (Friedrich Heinrich Jacobi, Nicolovius, Voß) in Lütkenbeck bei Münster nieder.

Durch seine zweite Heirat finanziell unabhängig, widmet er sich fortan seinen religionsgeschichtlichen Interessen ohne ein Amt zu bekleiden.


1803

Die Chordramen »Timoleon«, »Theseus« entstehen.


1806–1818

Seine Geschichte der »Religion Jesu Christi« (Heidelberg 1806–1818) wird in 15 Bänden veröffentlicht.


1812–1816

Stolberg lebt auf Schloß Tatenhausen bei Bielefeld, danach, bis zu seinem Tod, auf Schloß Sondermühlen bei Osnabrück.


1819

5. Dezember: Stolberg stirbt in Sondermühlen bei Osnabrück; seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Stockkämpen bei Tatenhausen.

Die »Kurze Abfertigung der langen Schmähschrift des Herrn Hofraths Voß« wird von seinem Bruder posthum 1820 publiziert.

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TextGrid Repository (2012). Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. Biographie: Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. Biographie: Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1AE2-2