[185] Aus der Dämmerung

In Kapellen mit schrägen Gewölben zerfallnen Verließen
und Scheiben flammrot wie Mohn und wie Perlen grün
und Marmoraltären über verwitterten Fliesen
sah ich die Nächte wie goldne Gewässer verblühn:
der schlaffe Rauch zerstäubt aus geschwungnen Fialen
hing noch wie Nebel schwankend in starrender Luft
auf Scharlachgewirken die bernsteinschillernden Schalen
schwammen wie Meergrundwunder im bläulichen Duft.
In dämmrigen Nischen die alten süßen Madonnen
lächelten müd und wonnig aus goldrundem Schein.
Rieselnde Träume hielten mich rankend umsponnen
säuselnde Lieder sangen mich selig ein.
Des wirbelnden Frühlings leise girrendes Locken
der Sommernächte Duftrausch weckte mich nicht:
Blaß aus Fernen läuteten weiße Glocken ...
Grün aus Kuppeln sickerte goldiges Licht ...

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TextGrid Repository (2012). Stadler, Ernst. Gedichte. Praeludien. Traumland. Aus der Dämmerung. Aus der Dämmerung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1536-A