[149] Bahnhöfe

Wenn in den Gewölben abendlich
die blauen Kugelschalen
Aufdämmern, glänzt ihr Licht in die Nacht hinüber
gleich dem Feuer von Signalen.
Wie Lichtoasen ruhen in der stählernen Hut
die geschwungenen Hallen
Und warten. Und dann sind sie
mit einem Mal von Abenteuer überfallen,
Und alle erzne Kraft
ist in ihren riesigen Leib verstaut,
Und der wilde Atem der Maschine, die wie ein Tier
auf der Flucht stille steht und um sich schaut,
Und es ist,
als ob sich das Schicksal vieler hundert Menschen
in ihr erzitterndes Bett ergossen hätte,
Und die Luft ist kriegerisch erfüllt
von den Balladen südlicher Meere
und grüner Küsten und der großen Städte.
Und dann zieht das Wunder weiter.
Und schon ist wieder Stille und Licht
wie ein Sternhimmel aufgegangen,
Aber noch lange halten die aufgeschreckten Wände,
wie Muscheln Meergetön, die verklingende Musik
eines wilden Abenteuers gefangen.

Notes
Erstdruck in: Die Aktion, Jg. 1913, Nr. 3 (15. Januar).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Stadler, Ernst. Bahnhöfe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-151A-A