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Weh! Welche Augen gab mir Venus Sohn,
Die sich auf wahres Sehen nicht verstehn!
Wo nicht: wo ist mein Urteil hingeflohn,
Das falsch entscheidet, was sie richtig sehn?
Ist schön, was meine falschen Augen ehren,
Wie kann die Welt sie denn der Lüge zeihn?
Und ist es nicht; dann kann uns Liebe lehren:
Ihr Aug' ist nicht so wahr als jedes. – Nein!
Wie könnt' es? o, wie wär ihr Auge wahr,
Das sich so trübe weint, so müde wacht?
Was Wunder, wenn mich trügt mein Augenpaar!
Sieht doch die Sonne nicht eh' Himmel lacht.
O list'ge Liebe! machst du weinend blind,
Daß wir nicht merken, wie du falsch gesinnt?
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Shakespeare, William. Poetische Werke. Sonette. 148. 148. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0C30-3