9. Rückblick

Mit zwanzig leichten Lenzen
Lag ich in diesem Wald,
Und seh' ihn heute glänzen
In gleicher Lichtgestalt!
Es duften seine Würzen
Und seine Bäche stürzen,
Ja, nimmer wird er alt.
Mit rüst'gen Mannesschritten
Geh' ich noch durch ihn hin,
Ich bin an Willen, Sitten,
Ich bin der Alt' an Sinn;
Und dennoch muß ich sagen,
Ich muß mit Schmerzen klagen,
Daß ich ein Andrer bin!
Die Buchen und die Eichen,
Mit Wurzeln tief und breit,
Sie waren meines Gleichen,
Was wußt' ich von der Zeit?
Gleich diesen Felsenquadern
Fühlt' ich in allen Adern
Getrost Unsterblichkeit.
Wohl bin ich jetzt ein Andrer,
Bin kein Gewächs des Hains;
Ich bin ein flücht'ger Wandrer,
Und denke nur an Eins:
[43]
Daß ich wie Windeswehen
Durch diesen Wald muß gehen –
O kurzer Traum des Seins!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schwab, Gustav. Gedichte. Gedichte. 1. Lieder und vermischte Gedichte. Wanderlieder eines Mannes. 9. Rückblick. 9. Rückblick. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0977-E