602. Des Teufels Butterfaß.

VonAdelmar Lindner. – Unweit Floß sieht man in schauerlicher Waldgegend ein steinernes Gebilde gleich einem Butterfasse nebst Schüssel, worauf eine Rühre Butter liegt. Bayr. Volksblatt, Regensburg 1850. Nr. 168.


Auf Tannenwipfeln ödes Schweigen
Die Wasser rauschen am Felsgestein;
Der Rabe krächzt auf düstern Zweigen,
Die Wolken hüllen den Mondenschein.
Da huscht aus dem Dickicht ein Männlein hervor,
Mit Augen wie Blitz in der Nacht:
»Was ich der Finsterniß Göttern schwor,
Werd' jetzo im Dunkel vollbracht.«
Er schüttet Milch in's Gefäß hinein;
»Ist sie zu Butter geronnen,
Und wollen die Götter mir günstig sein,
Dann hab ich das Spiel gewonnen.«
Das Männlein ging so lustig an's Ziel
Und mischte die giftigen Sachen;
Der gräulichsten Flüche ertönen viel
Mit teuflisch höhnischem Lachen.
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Als auf der Schüssel die Butter lag,
Da grinste der Satan dazu:
»Daran der Priester sich freuen mag
Und finden im Grabe die Ruh.«
Laut schrie der Heide in widrigem Ton,
Die Schluchten es widerhallen:
»Dem Gotte der Christen sei Fluch und Hohn
Und seinen Dienern allen.«
Da strahlt der Erlösung Zeichen
Durchs nächtliche Dunkel so hehr;
»Die Feinde des Kreuzes entweichen,
Die Götter hören dich nimmermehr.«
Es zucken der Blitze Gluthen
Die Donner rollen darein, –
Er stürzt in die schäumenden Fluthen,
Sein Werk ist verwandelt zu Stein.
Noch heute rauschen die Wasser
Am mosigen Felsen hinab,
Erzählen vom Priesterhasser
Und seinem Wogengrab.

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. 602. Des Teufels Butterfaß. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-FDCF-1