[35] 962. Der Pestvogel.

Mündlich.


Als die Pest im Maingrunde so furchtbar wüthete, daß die Menschen wie Mücken zu Tausenden verschieden, auch gar kein menschliches Mittel mehr helfen wollte, da wankte in einem Orte, in welchem schon die ganze Bevölkerung dahingerafft worden, der letzte Mann siech und elend durch die stillen, mit hohem Gras bewachsenen Gassen des Dorfes. Auf einmal sah er einen Vogel auf dem Giebel des benachbarten Hauses sitzen. Dieser Vogel war seltsam von Ansehen, sein Leib war weiß, sein Schnabel und seine Füße schwarz. Der Vogel fing aber zu singen an und rief vernehmlich dem Kranken zu: »Wiesenbimbernell heilt die Krankheit schnell.« Dieser Ruf fiel wie ein Hoffnungsstrahl in die Seele des Mannes. Sogleich raffte er alle seine Kräfte zusammen, ging hinaus auf die Wiesen und suchte so lange, bis er das Kräutlein gefunden hatte. Bald war er nun mit Gottes Hülfe genesen, deßgleichen alle Bewohner der Umgegend, welche das Kräutlein gebrauchten.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Dritter Band. 962. Der Pestvogel. 962. Der Pestvogel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-EFC8-F