15.

Weiter unten am Böhmerwalde hin gehen statt der Pferde Rinder; sie vertreten die Stelle der Schimmel an den Hoyen umsomehr, als auch sie meist weißgezeichnet sind, und auf Waldwiesen wie jene erscheinen; sie deuten auf den Dienst des Freyr.

[340] Auf dem Wege von Todesdorf nach Thannstein kömmt man an eine Stelle, »Gwendd« genannt; da gehen mehrere Stück Vieh, weißgefleckt, in den Wiesen herum. Einer hielt sie für verhütet und ging darauf los, um sie hinauszutreiben. Als er aber den Arm erhob, um zuzuschlagen, konnte er nicht mehr weiter und die Rinder stiessen auf ihn ein und verfolgten ihn bis zum nächsten Kreuzweg, wo sie verschwanden. Der Mann trug noch lange schwarze Flecken als Spuren der Stösse.

Auf dem Wege von Thannstein nach Hannesricht geht ein Kalb vom Kreuzweg bis zur Brücke, wo es sich wendet.

Zwischen Thannstein und Winklarn schreyt in einem Walde, Kieselholz genannt, ein Stier um Mitternacht. Man stellte schon Jagden auf ihn an, hörte ihn auch schreyen, bekam ihn aber nicht zu Gesicht.

Unweit Thannstein am Walde ist ein Stein, der von seiner Gestalt das steinerne Kanappe heißt; da geht ein Stier. Der Hirt ruhte einmal auf dem Steine aus, als der Stier ohne Kopf brüllend daher kam und den Stein umkreiste, worüber der gute Mann in solche Angst gerieth, daß er bald darauf starb.

In der Schönau geht ein weißgefleckter Stier vor dem Hüttenbauernhofe bis zum Stadel herum.

Im Walde zwischen Tiefenbach und Hochfeld ist ein Felsen, von seiner Gestalt das steinerne Kirchlein genannt. Auf der nahen Wiese gehen drey weißgefleckte Ochsen bis zum Kirchlein. Einst spannte man beym Heuladen [341] die zwey Kühe vom Wagen und ließ sie weiden. Als die Bäuerin das Mittagessen brachte, zankte sie, daß man fremdes Vieh weiden lasse: sie hatte nämlich fünf Stück Vieh gesehen. Dieser Ort ist daher sehr gefürchtet, und man scheut sich sogar, ihn abzumähen.

Zu diesen Hoya gehören auch die vielen heiligen Hölzer und Bannhölzer, ursprünglich wohl dem Götterdienste geheiligte Wälder, welche später, als das Christentum siegte, in das Eigentum der Fürsten oder Kirchen übergingen. So besitzt das Kirchlein einer kleinen Ortschaft, Höhenberg, bey Neumarkt, einen Wald, Heiligenholz genannt: er gehört dem Heiligen, der in der Kirche rastet, deßgleichen die Kirche zu Theining, wo St. Willibald rastet.


Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 15. [Weiter unten am Böhmerwalde hin gehen statt der Pferde Rinder]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-EBE7-3