§. 5. Wasserzwerge.

1.

Sie heissen allgemein nur Wassermännlein und sind geisterhafte Wesen, doch nicht rechte Geister, weil sie sonst nicht so viel mit den Menschen, deren Gesellschaft sie lieben, verkehren könnten. Die Männer fühlen sogar oft Liebe zu reinen menschlichen Jungfrauen. Sie [179] wohnen nur in klarem Wasser, während der Wassermann in Brunnen und schwarzem Wasser oder Dümpfeln. Im Wasser haben sie ihre Krystallpaläste mit vielen Gemächern und Gängen. Wird ein solcher zerstört, wandern sie aus und bauen anderswo einen neuen.

Ihre Nahrung besteht aus Fischen und Krebsen, ihr Trank aus dem Wein, welcher mit untergegangenen Schiffen in's Wasser gefallen ist.

Sie tragen spitze, glasartig glänzende Hütchen, an Feyertagen weisse, an Werktagen mausgraue Röckchen.

Ihre Beschäftigung ist das Anfertigen edler Perlen und gläserner Geschirre.

Immer stehen sie im Verkehre mit den Unterirdischen, den Bergzwergen: Beyder Wohnungen sind zu diesem Zwecke durch Gänge unter der Erde in Verbindung gesetzt. Sie besuchen sich sehr oft, halten Berathungen zusammen, und wahren heilig den Frieden. Doch heiraten sie nicht in einander: sie würden auf die Länge das andere Element nicht vertragen und sterben.

Ueberhaupt waren sonst alle Zwerge nur im Wasser. Einmal aber entstand ein arges Donnerwetter, und der Blitz schlug in das Wasser und zerschmetterte ihren Palast. Das Wasser aber gischte am Feuerstrahle empor und damit ward ein Theil der Zwerge, Männer, Weiber und Kinder hinausgeschleudert auf die Erde, und weil sie ihreHütchen unten gelassen hatten, konnten sie nicht mehr hinab in die Fluth, sondern mußten oben verbleiben. Das sind nun die Bergzwerge, die Bergmännlein.

[180] Hervorzuheben ist noch die Abhängigkeit, in welcher sich dieses kleine elbische Volk den Menschen gegenüber befindet, indem sie Mangel an Speise haben und diese von den Menschen erbitten. Neuenhammer.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Zehntes Buch. Wasser. 2. Wassergeister. 5. Wasserzwerge. 1. [Sie heissen allgemein nur Wassermännlein und sind geisterhafte]. 1. [Sie heissen allgemein nur Wassermännlein und sind geisterhafte]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E4F6-0