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In Strahlfeld ging eine Häuslerstochter wallfahrten zum »Haubrünl«, eine Frauenkirche bey Roding. Unterwegs kam sie aber vor einem Wirthshause vorbey, in welchem Tanzmusik war, trat ein, fand Gesellschaft und tanzte den ganzen Nachmittag. Darnach ging sie heim. Doch bald wurde sie krank und starb. Nun ging sie als Geist im Hause um; weil aber in dieser Familie große Zwieträchtigkeit war, so litt es sie nimmer darin, und sie zeigte sich nun an einem Berge in der Nähe. Da ging ein Schneider etwas angestochen von Neunkirchen heim; er sah sie und redete sie an. Da eröffnete sie ihm, daß er sie erlösen könne, wenn er wallfahrten ginge für sie, und das Geld zu einer heiligen Messe pfennigweis zusammenbetteln wollte.

Er that es, und während der heiligen Wandlung zeigte sich ihm der erlöste Geist in der Kirche; er kniete allein in einem Stuhle und rief immer, ob denn Niemand den Geist sehe, der ganz weiß vor ihm stehe. Dem Schneider ward unwohl, der Angstschweiß stand ihm auf der Stirne, bald darauf starb er. – Unlängst geschehen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 6. [In Strahlfeld ging eine Häuslerstochter wallfahrten zum »Haubrünl«]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DEEB-6