§. 10. Wasserfräulein.

1.

Man sieht sie zur Mittagsstunde oder um Mitternacht, bey Sonnen- oder Mondlicht, auf ruhigem Wasserspiegel, stets in verführerischer Stellung. Manchmal auch stehen sie mit einem Fusse auf dem Ufer, oder sonst einer Unterlage, den andern halten sie in's Wasser. Ihre Haare sind theils hellblond, theils schwarz, blauschwarz, sehr reich und lang. Den Leib umhüllt ein Florschleyer, leuchtend in Wasserfarbe. Dabey machen sie sich immer etwas zu thun: sie pflücken Blumen, flechten sich Kränze aus Wasserpflanzen. Gewöhnlich strählen sie sich aber das Haar mit einem goldenen Kamme, dessen Gestalt einem Roßkamme gleicht, mit sehr feinen Zähnen; sie lieben es dabey, den Kamm so zu halten, daß Sonne oder Mond darin widerstrahlt; dann blasen sie ihn aus, und schweiben ihn im Wasser, Alles mit gewinnender Anmut.

[197] Nicht alle Menschen sehen sie, sondern nur jene, denen sie gefallen wollen. Daher zeigt sich auch immer nur Eine; aus Eifersucht hält sie die Anderen ferne. Sie heissen Wasserfral, Wasserfräulein, mit ihrem Eigennamen gewöhnlich Hulda. Neuenhammer.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Zehntes Buch. Wasser. 2. Wassergeister. 10. Wasserfräulein. 1. [Man sieht sie zur Mittagsstunde oder um Mitternacht, bey Sonnen]. 1. [Man sieht sie zur Mittagsstunde oder um Mitternacht, bey Sonnen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DCE6-D