[362] Eintritt in die deutsche Schweiz

1804


Freier atmet schon die Brust,
Höher schlägt einsame Lust,
Friede ist es, was hier weht,
Sanft zu innerm Herzen geht,
Daß kein Schmerz da nimmer stürmt,
Wie sich Berg auf Berg antürmt,
Hohes Schweigen uns ergreift,
Wildes Streben nicht mehr schweift,
Hier auf stiller Alpenhöh',
Wo der fernen Gipfel Schnee,
So die Sonne golden malt,
Ernst zu uns hernieder strahlt.
Selig, wer da Hütten baut,
Einsam der Natur vertraut,
Der Erinnerung nur lebt,
Ganz sich selbst in sie vergräbt,
Einzig auf das Lied nur denkt,
Das ihm Gott ins Herz gesenkt,
Der den Dichter auserkor,
Daß er brächt' ans Licht hervor
Alten Heldengeistes Spur,
Stiller Schönheit Blumenflur,
Fern von jener wüsten Welt,
Die uns all' in Fesseln hält.
Möcht' ich einst so glücklich sein,
Solchen Friedens mich zu freun,
Dieser schönen Berge Höhn
Noch als Heimat wiedersehn!

Notes
Erstdruck in: Dichter-Garten. erster Gang. Violen, hg. von Rostorf, Würzburg (Joseph Stahel) 1807.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Eintritt in die deutsche Schweiz. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D75A-6