[352] An Schelling

Wenn Vorwitz, nur die Ruh des weisen Alten
Zu stören, drang in Proteus düstre Grotte,
So wandelt' er dem Frager sich zum Spotte
In tausend unvernehmliche Gestalten.
Doch wen Begeistrung trieb, ihn festzuhalten,
Nicht zagend vor der Ungeheuer Rotte,
Dem ward er wiederum zum sinn'gen Gotte,
Und würdigt' ihn, Geheimes zu entfalten.
Nicht zählst und miß'st du, Freund, die Hieroglyphen,
Die der Natur endlose Säul' umreihen:
Sie reden dir, der Stoff wird zum Gedanken.
Bald werden, die in todter Weisheit schliefen,
Die Götter, aufstehn, und zu Priestern weihen
Die Forscher, die vom Quell der Dichtung tranken!

Notes
Erstdruck in: Gedichte 1800.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. An Schelling. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D4A3-7