Der berittene Dichter

Nach Goethes und Zelters Briefwechsel.


Auf Zeltern reiten Cardinal und Pabst;
's ist billig, daß du deinen Zelter hab'st.
Mit Troddeln werd' ihm Mähn' und Schweif behängt,
Die Satteldecke bis zum Knie verlängt.
Gemächlichkeit und Gravität vereint
Ein solches Pferd, das fast ein Maulthier scheint.
Ein kühner Reiter warst du ehedem,
Doch mit den Jahren macht man sich's bequem.
Zu heftig schüttelt ein entschied'ner Trab,
Und im Galopp stürzt man wohl gar hinab;
Bei'm Paßgang aber schläft man allenfalls,
Und legt dem Thier die Zügel auf den Hals. –
Drum, Zelter, sei nicht allzu hochgemuth,
Weil sich auf dir ein Dichter ausgeruht.
Dein Knochenbau, zwar kräftig, aber grob,
Taugt nicht zu kleinen Volten und Red opp.
Tritt ehrbar auf! laß die Curbetten sein,
Und bilde nichts vom Pegasus dir ein!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Gedichte. Epigramme und litterarische Scherze. Der berittene Dichter. Der berittene Dichter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D434-3